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Danger Mouse & Daniele Luppi - Rome

Danger Mouse & Daniele Luppi- Rome

Parlophone / EMI
VÖ: 13.05.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Zwei glorreiche Halunken

Endlich was zum Anfassen! Wenigstens im übertragenen Sinne. Denn Danger Mouse Brian Burton hat sich erneut im Kostümschrank von Buddy Cee-Lo Green bedient. Doch dieses Mal ging es nicht um eine neue Gnarls-Barkley-Platte, sondern darum, sich einen eingestaubten Cowboyhut zu mopsen. Green hätte das Ding vermutlich sowieso nur mit einem Hühnchenkostüm kombiniert. Burton aber meint es ernster. Über fünf Jahre gemeinsame Arbeit mit dem italienischen Komponisten Daniele Luppi stecken im Album "Rome", das sich an Soundtracks zu Spaghetti-Western orientiert - jedoch keine Samples verwendet, sondern sich komplett handgemacht präsentiert. Und obwohl das kein schönes Wort ist, biedert sich "Rome" diesem Umstand nie an. Verschiedene Chöre und Stimmen aus der Blütezeit von "Once upon a time in the West" sind durch die Wüste zu vernehmen, und wenn sich einmal ein richtiger Song durch die Atmosphäre schiebt, dann kommen die Gäste Jack White und Norah Jones zum Zuge. Für beide gab der Kostümverleih Green offenbar auch noch genug her.

Mangelnde Konsequenz kann keinem der Beteiligten an "Rome" unterstellt werden. Streicher und Saiten schwirren durch eine weite Ödnis, und Produktion, Arrangements und Kompositionen haben Burton und Luppi perfekt angerichtet. Der Schmutz ist von den Stiefeln zwar schon ein wenig abgebröckelt, aber trotzdem sind "Her hollow ways" und "The matador has fallen" im Geiste bei Ennio Morricone und doch für die Popwelt 2011 aufbereitet. Dabei nehmen Jones und White hier nicht genug Platz ein, um die klassischen Anti-Helden geben zu können. Der Spannungsbogen läuft sowieso nach ganz anderen Prinzipien. Die Interludes sind stets unaufdringlich, aber teilweise auch komplett ideenlos: "Morning fog (Interlude)" zu Beginn etwa eröffnet lediglich, statt zu verknüpfen. Immerhin dürfen bei "Rome" mehrmals I Cantori Moderni ran, mit denen Alessandro Alessandroni schon bei "The Good, The Bad & The Ugly" für die Musik mitverantwortlich war. Dass Burton und Luppi originale Instrumente aus originalen Filmmusiken original benutzt haben, um einen originalen Sound herzustellen, rückt trotzdem manchmal ein wenig in den Hintergrund. Es fehlt eben das letzte bisschen Dreck.

Besonders Jack White passt kaum in diesen aufgeräumten Kontext. Die Qual von "Two against one" wird zur kleinen Quälerei, und auch "The rose with the broken neck" sägt mehr an den Nerven, als diese zu spannen. Erstaunlicherweise ist bei Jones das Gegenteil der Fall. Ihre Stimme legt sich perfekt in die Harmonien und wird eins mit der Atmosphäre. Erst in "Season's trees" bohrt sich eine Melodie so richtig ins Ohr, und erste Wolken ziehen am Himmel auf. Einsamkeit und Dringlichkeit steigern sich über die Bögen von Streichern und Kontrabass, denn am Ende sind es eben doch Burton und Luppi, die alleine Richtung Sonnenuntergang reiten. Die Hitze hat sich noch nicht verzogen, der Sand knirscht unter Tracks und Stiefeln, die Bedrohung liegt in der flimmernden Luft, aber entlädt sich nie. Vielleicht wäre "Rome" spannender geworden, wenn es sich per Sample doch an die Originale gewagt hätte. Denn am Ende ist klar, warum Morricone niemand das Wasser reichen kann. Aber vielleicht lag genau hier das Ziel der beiden Halunken. Denn eine Hommage an ein Genre und einen seiner größten Komponisten könnte diesem kaum einen größeren Gefallen tun. Das Schnippchen ist geschlagen.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Season's trees (feat. Norah Jones)
  • Black (feat. Norah Jones)
  • Her hollow ways

Tracklist

  1. Theme of Rome
  2. The rose with the broken neck (feat. Jack White)
  3. Morning fog (Interlude)
  4. Season's trees (feat. Norah Jones)
  5. Her hollow ways (Interlude)
  6. Roman blue
  7. Two against one (feat. Jack White)
  8. The gambling priest
  9. The world (Interlude)
  10. Black (feat. Norah Jones)
  11. The matador has fallen
  12. Morning fog
  13. Problem queen (feat. Norah Jones)
  14. Her hollow ways
  15. The world (feat. Jack White)

Gesamtspielzeit: 35:06 min.

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