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The Dears - Degeneration Street

The Dears- Degeneration Street

Dangerbird / V2 / Soulfood
VÖ: 08.04.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Sternenfänger

Mittelmaß muss ihm verhasst sein. The-Dears-Frontmann Murray Lightburn ist fleischgewordene Ambitioniertheit. Ein Mann, der keine Lieder schreiben will, sondern Hymnen, der in Interviews stets betont, dass Halbherzigkeit für ihn nicht in Frage komme. Paradoxerweise ist es wohl nicht zuletzt dieser Anspruch, der den ganz großen Wurf für seine Band bisher verhindert hat.

Vier durchaus gute Alben haben The Dears veröffentlicht. Alben, die nach den Sternen greifen und die alles wollen - manchmal eben etwas zu viel. "Degeneration Street" heißt der nächste Versuch, für den Lightburn und seine Gattin Natalie Yanchak nach dem Personalchaos von "Missiles" alte Bekannte aus der umfangreichen Verflossenenliste der Band zurückgeholt haben. Das Ergebnis fällt im Vergleich zu den Vorgängern direkter aus - keine Zehnminüter, kein orchestraler Schmuck wie zu Anfangstagen, stattdessen viel Eingängiges und voranpreschende Rhythmusgitarren. Dennoch bleibt von The Dears übrig, was sie schon immer ausmachte: kanadischer XXL-Britpop mit großen Gesten und jeder Menge Drama.

Der größte Überraschungseffekt steht gleich am Anfang: Zweieinhalb Minuten lässt der soulige Falsettgesang von "Omega dog" glauben, Murray Lightburn wolle nun Lenny Kravitz sein. Doch schon das finale Feedbackgewitter steuert wieder in den vertrauten The Dears-Kosmos, wo auch die bodenständigsten Anfangstakte noch in höhere Sphären abheben können. Was folgt, macht über weite Strecken Spaß: Lightburn singt inbrünstig wie immer über die kleinen und großen Tragödien des Lebens. "I know I'm lost", verkündet er, und scheint sich recht wohl damit zu fühlen."Thrones" sendet musikalische Grüße an die Kollegen von Glasvegas, "Yesteryear" zeigt eindrucksvoll, was passiert, wenn The Dears die Zügel mal locker lassen: Ein so schlichter wie zwingender Offbeat, dazwischen ein flüchtiges Schrebbel-Intermezzo als Refrain - und flugs findet der gerade noch vom eher zähflüssigen "Lamentation" eingelullte Hörer sich tanzend in der Indie-Disco wieder.

Gegen Ende kann "Degeneration Street" diesen Spannungsbogen aus Pathos und Pop nicht ganz halten. Vielleicht liegt das daran, dass Lightburns Emotionsarsenal auf langer Strecke an Wirkung einbüßt, vielleicht an der Vorhersehbarkeit von Liedern wie "Unsung" oder "1854", die ein bisschen zu genau erfüllen, was sie anfangs erwarten lassen. So bleibt einmal mehr ein Album, das zum Sprung ansetzt, ohne komplett abheben zu können. Von der "Straße des Verfalls" allerdings kann deshalb natürlich noch lange nicht die Rede sein: The Dears mögen die Sterne nicht immer zu fassen bekommen - aber immerhin wagen sie den Griff nach ihnen.

(Jana Fischer)

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Highlights

  • 5 chords
  • Thrones
  • Yesteryear

Tracklist

  1. Omega dog
  2. 5 chords
  3. Blood
  4. Thrones
  5. Lamentation
  6. Torches
  7. Galactic tides
  8. Yesteryear
  9. Stick with me kid
  10. Tiny man
  11. Easy suffering
  12. Unsung
  13. 1854
  14. Degeneration Street

Gesamtspielzeit: 59:06 min.

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