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Clueso - An und für sich

Clueso- An und für sich

Four / Sony
VÖ: 25.03.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Heul doch

Clueso bringt die Sache wieder einmal auf den Punkt. "Sag mal, wie schnell verging schon wieder die Zeit?", fragt er in "Zu schnell vorbei", der Vorabsingle seines fünften Studioalbums. Das kann man sich in der Tat fragen. Ist es tatsächlich erst ein paar Jährchen her, dass man Platten von Thomas Hübner alias Clueso im Laden noch unter "HipHop", mancherorts gar unter "Reggae" einsortiert fand? Mittlerweile ist der Erfurter längst zu einem der anerkanntesten und erfolgreichsten deutschen Popmusiker aufgestiegen. Clueso beweist, dass eingängige Lieder nicht automatisch seicht sein müssen und ein Popstar durchaus auch was in der Birne haben kann. Der Good Guy des deutschen Musikbusiness.

Für "An und für sich" hat Clueso sich Zeit gelassen und die Lehren aus seinen letzten Alben gezogen. Heißt: Mehr denn je bilden melancholische, nachdenkliche Stücke das Rückgrat. Die kleinen Auflockerungen, die Clueso auf "Weit weg" und "So sehr dabei" zuweilen einstreute, sind endgültig passé. Doch das macht überhaupt nichts, denn eben die Moll-Stücken waren die Highlights auf den beiden Vorgängern, bringt sie der Erfurter doch so authentisch rüber wie kaum ein anderer. Seine unaufdringliche-eindringliche Stimme bildet den perfekten Rahmen für die erneut wunderbaren Texte, die der Kitsch-Grube mühelos ausweichen. Da kann er in "Nur bei Dir" noch so bescheiden verkünden: "Ich halte mich nicht im geringsten / Für nen bedeutenden Dichter." Trotzdem dürften sich 95% der anderen Radiokünstler von Cluesos Texten gerne eine Scheibe abschneiden.

Müsste man "An und für sich" mit einem Wort auf den Punkt bringen, wäre es "Reife". Wie eine Wand stehen die 17 teils ausufernden Stücke da und bilden ein homogenes Album. Experimentell oder besonders gewagt ist hier natürlich nichts, aber es ist durch die Bank gut arrangiert. Dass Clueso das eine oder andere Mal sein Händchen für traurig-schöne Melodien beweist, schadet selbstredend nicht. Die erwähnte Single "Zu schnell vorbei" etwa ist nachdenklicher Pop im allerbesten Sinne, "Beinah" schickt einen fast schon souligen Refrain auf die Piste, während "Baumkrone" trotz Banjo-Einsatzes in seiner Melancholie fast zu ertrinken scheint. Um nur einige Anwärter zu nennen, die aus der Mauer der Trauer hervorragen.

Doch auch die mehr als solide Arbeit, die Clueso und seine Band hier abliefern, kann nicht verhindern, dass dem Album zuweilen ein wenig der Schwung abhanden kommt. An und für sich bietet "An und für sich" nämlich eine Reihe sehr guter Einzelsongs, aber in der zweiten Hälfte droht das ganze in Hinplätschern auszuarten, ehe die Highlights "Du bleibst" und "Nur bei Dir" am Ende noch einmal begeistern: In "Du bleibst" zieht Clueso die ernüchternde Bilanz einer gescheiterten Fernbeziehung, in "Nur bei Dir" besingt er völlig unkitschig die Hoffnung, dass die Liebe einen tatsächlich zu einem besseren Menschen machen könnte. Irgendwie wird man nach 72 Minuten das Gefühl nicht los, dass "An und für sich" mit ein wenig mehr Zurückhaltung im Studio und ein bis zwei Songs weniger ein echter Kracher hätte werden können. So ist es "nur" ein weiteres gutes Popalbum von einem lange Zeit unterschätzten Musiker.

(Mark Read)

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Highlights

  • Zu schnell vorbei
  • Baumkrone
  • Du bleibst
  • Nur bei Dir

Tracklist

  1. Zu schnell vorbei
  2. Beinah
  3. Die Straßen sind leer
  4. Müsste gehn
  5. Regen
  6. Dreh dich
  7. Ich bin fürs Rollen
  8. Baumkrone
  9. Erklär mir
  10. Stern
  11. Herz
  12. Du bleibst
  13. Halt mich fern
  14. Das alte Haus
  15. Kleine Wunder
  16. Nur bei Dir
  17. Nur bei Dir Interlude

Gesamtspielzeit: 72:06 min.

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