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Pete Yorn - Pete Yorn

Pete Yorn- Pete Yorn

Vagrant / Warner
VÖ: 25.02.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Peterchens Heimfahrt

Ach, wie sehr hatten wir uns doch daran gewöhnt, in Pete Yorn endlich wieder einen Singer/Songwriter gefunden zu haben, den wir gepflegt ignorieren können. Einen, der so langweilig ist, dass man schon vorweg weiß: Das wird eh nix. Die schlimmste Sanktion der Indifferenz war nur gerecht nach den letzten durch und durch schnarchigen Platten. Pete Yorn hatte sich ganz einfach ins Abseits gespielt mit eigentlich allem, was nach dem Debüt "Musicforthemorningafter" kam. Dabei blitzte durch diese erste Platte so viel Talent und Verheißung, dass bis heute nicht nachvollziehbar ist, wie all das auf dem Nachfolger "Day I forgot" schon wieder verlorengegangen sein konnte.

Und jetzt, mit dem selbstbetitelten sechsten Album, wird plötzlich klar, dass Pete Yorn nur der richtige Produzent gefehlt hat. Einer wie Frank Black eben, der mehr musikalisches Gefühl für Stimmungen und Momente im kleinen Zeh sein Eigen nennt, als andere im ganzen Körper. Ja, genau, noch einmal hingeschaut und verarbeitet: der Heilige Frank, Mitglied der Pixies, hat sich dem Talent Yorns angenommen und endlich einmal wieder etwas herausgekitzelt aus Mr. Boring himself. Der Sound scheppert und schreddert, Yorn faucht, spuckt und schwitzt, dass es nur so trieft vor schrammeligem und - für Yorns Verhältnisse - hingerotztem Singer/Songwriterrock. Auf "Pete Yorn" ist endlich wieder spürbar, woher dieser Mann eigentlich kommt: aus New Jersey nämlich, dem Revier des Boss. Mit diesen unsauberen Leidenschaften wird Yorn der springsteenschen Bürde, die auf jedem Jersey-Musiker lastet, der etwas auf sich hält, wieder etwas gerechter.

Seine Melodien sind zwar noch da, wurden von Black aber gekonnt hinter der runtergeschrubbten Gesamtproduktion versteckt. Man hört "Pete Yorn" zu jeder Zeit an, dass die Aufnahmen innerhalb von fünf Tagen über die Bühne gingen. Da blieb zum Glück nicht mehr viel Zeit, um das Album rund zu machen. Songs wie "Precious stone", "Velcro shoes", das auch noch durch eine stilechte Mundharmonika besticht, oder "Paradise cove 1" stolpern über sich selbst und die eigenen Unzulänglichkeiten, dass es die reinste Freude ist. So rau und echt war Yorn seit dem Debüt nicht mehr. Selbst ein ruhigeres Stück wie "Stronger than" dürfte jene verstören, die sich etwa für den mit Scarlett Johansson eingesäuselten Vorgänger "Break up" begeistern konnten. "Pete Yorn" entstand übrigens schon im Sommer 2008, und damit sogar noch vor "Back & fourth". Weil das Album aber zum Glück erst jetzt erscheint, kann man noch von einer dauerhaften Wiederauferstehung des Mannes träumen.

Wirklich beachtenswert ist auch "Wheels", das auf einem früheren Album sicherlich als schmierig hingehauchter Gospel mit Streichern und allem Zipp und Zapp verendet wäre. Hier allerdings reicht eine E-Gitarre, etwas Bass sowie die Stimme auf Hall, und der Draht zum Herrn da oben steht auf Standleitung. Die Coverversion von Gram Parsons' Flying Burrito Brothers ist textlich der ursprünglichste Song auf "Pete Yorn" und reicht mit seiner Sakralität tief ins Herz der amerikanischen Folktradition. Und steht damit genau dort, wo sich Yorn mit den letzten Alben verzweifelt zu positionieren versuchte. Seinen Platz hat er sich aber erst jetzt wieder verdient: ohne Pathos und Schmalz, dafür mit Wucht im Allerwertesten und neu entdecktem Gefühl für das Unvollkommene. Ganz bei sich.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • Precious stone
  • Velcro shoes
  • Wheels

Tracklist

  1. Precious stone
  2. Rock crowd
  3. Velcro shoes
  4. Paradise cove 1
  5. Badman
  6. The chase
  7. Sans fear
  8. Always
  9. Stronger than
  10. Future life
  11. Wheels
  12. Favourite song

Gesamtspielzeit: 45:30 min.

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