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The Death Set - Michel Poiccard

The Death Set- Michel Poiccard

Counter / Rough Trade
VÖ: 25.02.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Die Fressepoliermaschinerie

Onomatopoesie ist ein furchtbar beschissenes Wort. Der verzweifelte Versuch, eben die Worte mit einem Fachbegriff zu erfassen, die im Comic aus dem Rahmen fallen. BAAAAMMM! The Death Set sind sozusagen mit der Gartenschere auf die Jagd danach in Bildergeschichten gegangen und haben sie dann mal eben in siebzehn Tracks getackert. Dabei war nicht einmal klar, ob es diese Platte überhaupt noch geben würde. Beau Velasco, Gründungsmitglied der Band, ist vor zwei Jahren an einer Überdosis in Baltimore gestorben. Doch Johnny Sierre hat weitergemacht, auch wenn er bis heute über diesen Vorfall nicht sprechen will. Doch Trauer will verarbeitet werden. So gibt Velasco selbst das Startsignal zum Feuer, das "Michel Poiccard" legen wird: "I wanna take this tape and blow up ya fuckin' stereo!"

Kaum ist die Zeile in der Stille verschwunden, zuzelt "Slap slap slap pound up down slap" am Rhythmus. Der Hase läuft hier gleich mal mit einer Runde Schrot im Arsch durch das Moshpit. The Death Set kennen von Beginn an kein anderes Tempo. Noisepunk randaliert mit Elektro- und HipHop-Einflüssen in der Jackentasche. Immer wieder muss noch ein Schwung Öl in die Flammen gegossen werden. "We are going anywhere man" verknüpft seine Details, ohne jemals auch nur einen Schritt zurück zu gehen. Die Gitarren bratzen nur so über das Geknüppel von den Drums. The Death Set lösen mit ihrem zweiten regulären Album "Michel Poiccard" das Versprechen ein, das der Hipster-Punk mit seinen gebügelten Jeans aus dem Smell-Club nie halten konnte. Unmissverständlich macht "I miss you Beau Velasco" klar, welcher Kern der ganzen Platte im Inneren wohnt. Verlust und Sehnsucht werden im Shoegaze versteckt, ein paar Melodien dürfen kreiseln, bevor sich die Seele auskotzt und all den Schund aus dem Körper schwitzt. Das Brett ist bei The Death Set endlich wieder ein kompromissloses Brett. Hättewennundaber haben nichts zu melden.

Verpeilt stürzt dann auch "I like the wrong way" ab, bevor wieder die Fressepoliermaschinerie angeworfen wird. Dringlichkeit besteht an jeder Stelle von "Michel Poiccard", denn das Leben ist zu kurz, um nicht direkt gleich die ganze Zwölf abzumontieren. "Too much fun for regrets" zappelt auf seinem Stuhl, lässt ein paar Knaller aus dem Laptop zünden, bevor Johnny Sierre mit seinem Gesang wieder alles zerlegt. Ein paar Kätzchen werden durch den Plattenteller gezogen, bevor "It's another day" die Hymne auf das Leben anstimmt. Die Melodie wird aufgezogen, um am Ende das komplette Bad samt Kind auszuschütten. Auch in den weniger ADHS-lastigen Momenten greifen The Death Set den Hörer direkt am Sack. Beim Spankrock-Gastspiel in "7PM woke up an hour ago" pumpen sie langsam und wirksam die Takte in den Track. Dass das Feature dabei fast komplett untergeht, macht eigentlich wenig. Dieser Lawine kann selbst ein Diplo schwerlich noch mehr Wucht abringen. Erst im abschließenden "Is it the end again?" schlägt der Schmerz vollkommen durch und legt sich bitter auf die entstöpselten und runtergedrehten Gitarren. Mut zur Lücke braucht es bei The Death Set nicht. Es gibt sie schlicht einfach nicht.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Slap slap slap pound up down slap
  • Chew it like a gun gum
  • It's another day

Tracklist

  1. I wanna take this tape and blow up ya fuckin stereo
  2. Slap slap slap pound up down slap
  3. We are going anywhere man
  4. Can you see straight?
  5. Chew it like a gun gum
  6. Is that a french dog? (feat. Beau Velasco)
  7. I miss you Beau Velasco
  8. Michel Poiccard prefers the old (She yearns for the devil)
  9. I like the wrong way
  10. A problem is a problem it don't matter where you from
  11. Too much fun for regrets
  12. Kittens inspired by kittens
  13. 7PM woke up an hour ago (feat. Spankrock)
  14. It's another day
  15. Yo David Chase!You P.O.V. shot me in the head (feat. Diplo)
  16. I been searching for this song called fashion
  17. Is it the end again?

Gesamtspielzeit: 35:41 min.

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