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Julia Stone - The memory machine

Julia Stone- The memory machine

Flock / PIAS / Rough Trade
VÖ: 04.03.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

The folky horror picture show

"This film contains scenes which are shocking. No one should be afraid though, as most things in life are shocking and strange and it's a good way to grow." Achtung: Diese Warnung steht nicht etwa auf der Rückseite einer pädagogisch wertvollen Horror-DVD, sondern im Booklet zu Julia Stones Solodebüt "The memory machine". Die Künstlerin Caroline Pedler hat zu jedem der zehn Songs ein hübsches Gruselfilm-Poster im Stil der Fünfziger Jahre gestaltet - aber keine Panik, hier singt natürlich immer noch die niedliche Julia mit ihrer zarten, fragilen, mädchenhaften Stimme. In dieser knappen Dreiviertelstunde wird auch garantiert kein einziger Fingernagel abgekaut, dafür ist das Gruselpotenzial einfach viel zu gering. Ganz im Gegenteil: Auch wenn das bereits 2008 aufgenommene Album etwas dunkler geraten ist als die beiden Werke mit Bruderherz Angus, "A book like this" und "Down the way", dominieren am Schluss dann doch vor allem Lieblichkeit und Wohlklang.

Im Vorspann läuft das halb verschlafene, halb verträumte "This love", das ist die Nummer, die man aus dem australischen Film "The waiting city" kennen könnte, und die am stärksten nach Julias bisherigem Schaffen im Geschwister-Duo klingt. Zur Akustikgitarre und sanft federndem Schlagzeug haucht Fräulein Stone Zeilen wie "I can hear your heart beat / When I'm all alone / I can hear your heart beat / Like it's my own" oder gar "The angels got it right / When they made you" - ein rührendes Liebeslied als Ausgangspunkt für den emotionalen Albtraum, der sich in den darauf folgenden neun Songs entspinnen wird. Na gut, das war jetzt etwas übertrieben. Aber so zuckersüß wie im Opener wird es, zumindest in lyrischer Hinsicht, nicht mehr. Wobei das sich direkt anschließende "My baby" immerhin noch so tut, als ob. Von romantischen Streichern untermalt, versichert Julia irgendeinem Schuft ihre bedingungslose Liebe, und zwischen allen Zeilen steht: Das kann doch nicht gut gehen.

Im dritten Lied haben wir dann den Salat: "Someone's going to hurt me / And there's nothing I can do." Natürlich bleibt Julia, um der entzückenden Naivität in ihrer Stimme gerecht zu werden, auf dem gesamten Album in der bedauernswerten Opferrolle. Überraschend ist allerdings, dass sie nicht nur, wie bisher üblich, von Seeleverstauchungen singt, sondern tatsächlich richtige Gewalt ins Spiel bringt: "He laid me on the floor / And my screams they go unheard", klagt sie in "Winter on the weekend", während die Musik den stillen Beobachter gibt - vorsichtig perlendes Klavier, schwermütige Bläser, kleinlaute Klampfe. Ausgerechnet an den Titeltrack "The memory machine" wird man sich am Ende vermutlich nicht allzu sehr erinnern, aber das ist in Anbetracht der sonstigen Unvergesslichkeiten nun wirklich kein Makel.

Da wäre beispielsweise das außerordentlich beschwingte "Catastrophe!" - es wittert zwar an jeder Ecke jene lauernde Katastrophe, findet aber trotzdem ermutigende Worte: "Don't be scared of all those horror movies." Kurioserweise folgt mit der ersten Single "Maybe" das einzige Stück, bei dem es einem wirklich kurz mulmig zumute werden kann. "Lights inside this dream" schielt mit Besenschlagzeug, Kontrabass und gestopftem Blechbläserkelch, der fast wie eine Klarinette klingt, in Richtung Jazz, während es lyrisch immer konkreter wird: Im von Banjo, Harmonium, akustischer und dieses Mal auch elektrischer Gitarre getragenen "Horse with the wings" verteilt sich dann sogar "blood on the floor". Und am Schluss kommt Julia im spartanisch instrumentierten "Where does the love go?" noch einmal auf die Liebe vom Anfang zurück - die sich natürlich längst aus dem Staub gemacht hat. Aber sie hat eine wunderbare Ukulele und einen kleinen Herren-Chor im Refrain dagelassen. Und eine Erkenntnis: Angst wird bei diesem Album ganz bestimmt niemand kriegen - aber um eine Gänsehaut wird man wohl kaum herumkommen.

(Ina Simone Mautz)

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Highlights

  • My baby
  • Winter on the weekend
  • Catastrophe!
  • Where does the love go?

Tracklist

  1. This love
  2. My baby
  3. Winter on the weekend
  4. The memory machine
  5. Catastrophe!
  6. Maybe
  7. Lights inside this dream
  8. What's wrong with me?
  9. Horse with the wings
  10. Where does the love go?

Gesamtspielzeit: 42:13 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
Konsum
2011-10-25 11:33:36 Uhr
Verdammt. Das Album ist einfach klasse. Hätte mehr Aufmerksamkeit verdient.
wer solldas sei n??
2011-09-28 14:18:02 Uhr
wer solldas sei n??
Konsum
2011-09-28 14:16:57 Uhr
Komischer Einstieg in das Album, mit zwei eher kitschigen Songs und grauenhaften Texten aus dem Platitüden-Baukasten.

Aber es lohnt sich weiter zu hören, denn danach wird's plötzlich richtig interessant, sowohl was texte als auch die Musik angeht.

cade.
2011-02-24 15:54:54 Uhr
Na da hätte es gern ein Punkt mehr sein können. Hab das Album letztes Jahr echt totgehört. Die Lieder gefallen noch ein wenig mehr als ihre Stücke im Geschwisterduo.
Leatherface
2011-02-23 20:31:00 Uhr
Das Artwork ist ja wirklich toll und die Rezi eine gute Erinnerung, dass ich die Platte mal wieder hören sollte.
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