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Dolorean - The unfazed

Dolorean- The unfazed

Partisan / Fargo / Naive / Indigo
VÖ: 25.02.2011

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Monadologie

Es gibt Bands, denen man einfach nur gerne beim Spielen zuhört. Weil sie funktionieren wie mustergültige, doch äußerst aktive Harmonien. Weil sie stets auf den Punkt arrangieren, mit einer unglaublichen Ruhe und Gelassenheit. Weil sie sich in ihrer Musik spürbar zuhause fühlen. Und weil sie im Grunde genau den Moment kultivieren, in dem nach einer zehnminütigen Angriffswelle der Torwart endlich den Ball aus der Luft gepflückt hat. Ein Moment, in dem alles auf Null gestellt wird. In dem sich das pumpernde Herz spürbar im eigenen Brustkasten setzt. Und man es beinahe erleichtert ausatmen hört. Weil jetzt erstmal rein gar nichts passieren kann - solange man nicht Tim Wiese zwischen den Pfosten hat oder die hundertprozentige Chance einer Fußball-Einleitung doch noch versiebt, schon klar.

Dolorean aus Portland sind nun also eine solche Band. Insbesondere auf "The unfazed", ihrem mittlerweile vierten Album. Gleich beim Opener "Thinskinned" und später bei "Hard working dogs" schwingt Al James' Stimme in all ihrer Grundentspannung und dahingleitenden Phrasierung im Sinne des späten Geoff Farina. Musikalisch versenken Dolorean Blues und Jazz allerdings derart intensiv und passgenau in ihr Folkrock-Gerüst, dass die ebenfalls nicht eben ungehobelten Genreverschmelzungen von Farinas Karate oder Glorytellers beinahe wie ziemlich grobe Klötze wirken. Denn für die Ablenkungen sorgen hier nicht etwa Gitarrensoli en masse, sondern Konversationen aus Geigenjammer und Klavierläufen, die einzelne Motive der Gitarren aufnehmen, weiterführen und sich dann wieder mit allen anderen verschwistern.

Freispiel findet bei Dolorean jedenfalls in Schichten und stets im harmonischen Korsett statt. Genau hier holen Songs wie "The unfazed" aber auch wirklich alles raus, was es nur rauszuholen gibt. Auch die todtraurig dahingeschleppten "Fools gold ring", "How it is" und "If I find love" spielen in der ganz hohen Schule folkloristischer Melancholie. Mehrstimmige Choräle geben der Verzweiflung untrügliche Eleganz, das Schlagzeug schaukelt kurz vor der Veranda, aber meilenweit entfernt vom Sekundenschlaf. Orgelteppiche verwandeln den Hintergrund in einen luftigen Äther. Und die Gitarren halbresonieren, bottlenecken und schlagen einfach die Akkorde derart passgenau in- und durcheinander, dass sie in der Tat nicht nur wie aus einem Guss, sondern wie ein einziger Körper, eine Monade gar, erscheinen.

Noch die tränenreichsten Harmonien verwandeln Dolorean deshalb in einen im Sommerwind sachte bewegten Vorhang. Sie entwerfen einen geheimnisvollen Tanz der Elemente, in dem der Hörer einfachen den Wundern der Welt beim Passieren zuschaut. Weil er weiß, dass noch das Kleinste derart perfekt zusammenstimmen muss, damit sich die Erde dreht - oder ein Vorhang sich bewegt. Ein Utopia, in dem ein Herz niemals zu schlagen aufhören wird - aber doch Ruhe findet. Und Zeitspiel keine gelbe Karte nach sich zieht, versteht sich.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Thinskinned
  • Hard working dogs
  • Fools gold ring
  • These slopes gave me hope

Tracklist

  1. Thinskinned
  2. Country clutter
  3. The unfazed
  4. Hard working dogs
  5. Fools gold ring
  6. Sweet boy
  7. Black hills gold
  8. If I find love
  9. These slopes gave me hope
  10. How is it

Gesamtspielzeit: 42:34 min.

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  • Dolorean (3 Beiträge / Letzter am 08.04.2007 - 14:00 Uhr)

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