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Stefan Dettl - Rockstar

Stefan Dettl- Rockstar

RCA / Sony
VÖ: 04.02.2011

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 4/10

Wer ko, der ko

Wennst eam ned giasst, dann dadiad a da. Alles klar? Falls nicht, dann gehören auch Sie zu der großen Gruppe Menschen, für die es vor ein paar Jahren noch undenkbar gewesen wäre, dass ein Album wie dieses auf einem Majorlabel erscheint. Aber seit dem Siegeszug von LaBrassBanda ist eben nichts mehr, wie es war. Quasi im Alleingang machte die Combo aus dem Chiemgau traditionelle bayrische Musik und bairische Mundart wieder salonfähig, und zwar nicht nur im süddeutschen Raum, sondern in ganz Europa und sogar in Afrika. Der Aufstieg zum heißesten Exportschlager des Freistaats war jedoch für LaBrassBanda-Frontmann Stefan Dettl noch lange kein Grund, in typisch bayrische Gemütlichkeit zu verfallen.

Anstatt nach der "Übersee"-Tour erst einmal die Beine hochzulegen, schnappte sich Dettl drei Kumpels, tauschte seine Trompete gegen eine Gitarre ein und gründete eine Rockband. Der Titel seines ersten Soloalbums "Rockstar" ist dennoch augenzwinkernd zu nehmen. Denn Tätowierungen, Groupies und ekstatische Schweinerock-Soli sucht man im Hause Dettl vergebens. Eine solche Selbstverleugnung hat der Mann zum Glück nicht nötig. Stattdessen macht er auch auf "Rockstar" das, was er am besten kann und löst sich nicht künstlich vom Einfluss seiner Hauptband. Stets ist der Groove wichtiger als die Lautstärke, und in das ein oder andere Lied schleichen sich LaBrassBanda-typische Bläserparts hinein. Auch die natürlich bairischen Texte bewegen sich im gewohnten Kosmos.

So singt Dettl sogar in der "Rockstar"-Single, die als partytauglichstes und rockigstes Stück die Platte eröffnet, von einem "Dirndl", das ihn keines Blickes würdigt. Ganz nebenbei rettet er in diesen knapp dreieinhalb Minuten das Erbe der Spider Murphy Gang besser und würdiger ins neue Jahrtausend als irgendjemand davor. Die laute Schiene wird auf dem Album sonst aber selten befahren. "Bleame" ist eine romantische Schunkelballade, "Mexican gringo" eher Schmachtfetzen als Fiesta, und im Schlusslied "Berg" zeigt sich Dettl von seiner melancholischsten Seite. Aber er macht das alles gut. Die Songs sind zwar meist simpel gestrickt, atmen aber in jedem Takt Leidenschaft und Spaß am Musizieren. Das merkt man besonders im großartigen "Vorbei geh" mit seinem besinnlichen Groove oder im funkigen Sprechgesangsexperiment "Drahn".

Dettl beweist fast immer die sichere musikalische Hand, die man von einem studierten Musiker mit klassischer Orchestererfahrung erwarten darf. Einzige Ausnahme ist wohl das leicht debile und ziemlich dröge "Liveband". Abgesehen von manch kleinem Ausrutscher nach unten ist "Rockstar" aber ein unterhaltsamer und gelungener erster Soloausflug. Mit den LaBrassBanda-Machwerken kann das Album zwar mangels Exotenfaktor nicht ganz konkurrieren, macht aber definitiv neugierig auf das nächste Projekt des umtriebigen Chiemgauers. Denn spätestens jetzt weiß man über den Dettl Stefan nicht nur in Bayern zu berichten: A Hund is er scho.

(Mark Read)

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Highlights

  • Vorbei geh
  • Drahn
  • Berg

Tracklist

  1. Rockstar
  2. Bleame
  3. Hod si mi
  4. Vorbei geh
  5. Schau mi o
  6. Drahn
  7. Mexican gringo
  8. Weil i di mog
  9. Dirndl
  10. Litanei
  11. Liveband
  12. Berg

Gesamtspielzeit: 39:39 min.

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