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The Ex - Catch my shoe

The Ex- Catch my shoe

Ex / Cargo
VÖ: 29.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Kapital kritisch

Für das musikalische Ansehen der Niederlande sind The Ex in etwa so wichtig wie Kraftwerk oder The Notwist für das deutsche. Wegbereiter und -begleiter des amerikanischen Underground waren sie bereits seit ihrer Gründung vor gut 30 Jahren. In Sachen Credibility ging es ständig bergauf. Sie kollaborierten bereits mit Sonic Youth, The Mekons und Tortoise sowie mit einer ganzen Armada an Jazz- und Ethno-Folk-Musikern. Sie ließen sich durch New und No Wave, New York Noise, Postcore oder Mathrock treiben, bis sie Ende der Neunziger gar bei Touch And Go Records ankerten. Seither, so viel Ritterschlag fehlt nämlich gerade noch, verpasst ihnen Steve Albini persönlich den Klang, aus dem Anarcho-Punk-Träume sind.

"Catch my shoe", The Ex' erstes Album nach sechsjähriger Pause, verdichtet all das zu der ebenso halsstarrigen wie eigenwilligen Musik einer Band, die bereits in den Achtzigern nach den Neunzigern klang - und dies noch heute tut. Bariton- und E-Gitarren sparen sich die tiefen Bassfrequenzen zum Nutzen größerer klanglicher Klarheit, werfen verzerrtes Flageolett auf den Offbeat und kommunizieren bei "Keep on walking" wie zu den besten Zeiten June Of 44s zwischen Phrase/Gegenphrase und Diskussionsrunden-Kauderwelsch. Katherina Bornefeld spielt ihre afrikanischen Rhythmen dazu mit zurückgenommenem Punch, setzt Kuhglocken, Klanghölzer und Percussion zwischen die Toms und verleiht ihren Schlagzeugfiguren so einen originären, scharfzüngigen Vibe.

In diesem Zusammenspiel komprimiert sich "Bicycle illusion" zu einem unendlich coolen Polyrhythmus, der die Sonnenbrille gerade mal für ein Augenbrauenlupfen lüftet, wenn es gegen Ende kracht und dengelt, als habe Thurston Moore alle Tassen im Schrank auf einmal fallenlassen. Gasttrompeter Roy Paci schlägt Kerben zwischen Gipsy, Mariachi und Jazz in die ohnehin nach vorne gehenden "Maybe I was the pilot" und "Cold weather is back", während "Tree float" sein abgestopptes Rumgezicke auf den Gitarrensaiten in ein nicht weniger zickiges, aber harmonisch glasklares Punkriff auflöst, das darauf in bester Noise-Manier an sich selbst kaputtpoltert. Und schließlich verweigert auch "24 problems" seinem kickenden Riff den vollen Funk&Hop derart vergrätzt, dass es ob der Offensivität gar nicht mehr schade drum ist.

Neu im Team der Amsterdamer Krachlatten ist Arnold de Boer, der Gründungsmitglied G.W. Sok erst vor kurzem am Mikrofon ablöste, aber bereits vor Selbstbewusstsein strotzt. Den Sprech- und Rezitationsgesang hat er beibehalten, präsentiert ihn aber in einem vergleichsweise entspannten Tonfall. Dennoch passt er sich perfekt in den grundnervösen Akzent der Musik ein und würzt kapitalismuskritische Parolen wie "All the pilots get rich / All the passengers pay for it" mit kapitalem Unsinn: "If you expect points with that whiny voice / Then I suggest you join a major league football team." Das ist dann genau die Portion Wahnwitz, die der schrulligen Strenge von "Catch my shoe" noch fehlt. Schnörkellos verrückt.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Maybe I was the pilot
  • Cold weather is back
  • Bicycle illusion
  • Keep on walking

Tracklist

  1. Maybe I was the pilot
  2. Double order
  3. Cold weather is back
  4. Bicycle illusion
  5. Eoleyo
  6. Tree float
  7. Keep on walking
  8. Life whining
  9. 24 Problems

Gesamtspielzeit: 53:26 min.

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