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Trent Reznor & Atticus Ross - The social network

Trent Reznor & Atticus Ross- The social network

The Null Corporation / Collectors Mine
VÖ: 29.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Dislike-Button

Es ist nicht das erste Mal, dass Trent Reznor gebeten wurde, Musik zu einem Film beizusteuern. Der faszinierende Soundtrack zu Oliver Stones Satire "Natural born killers" brachte ihm reichlich Lob ein, und obwohl die wunderbaren Akustikfassungen seiner Songs nicht zu Mark Romaneks "One hour photo" passten, begeisterten sie als "Still"-EP, die dem "All that could have been"-Livealbum von Nine Inch Nails beilag. Auch den Computerspiel-Klassiker "Quake" hatte Reznor mit passend donnernden Klängen versorgt. Klar, dass David Fincher (u.a. "Sieben", "Fight Club" und "Der seltsame Fall des Benjamin Button") niemand anderes als Reznor einfiel, als es darum ging, "The social network" zu vertonen.

Fincher schätzt Reznors Musik nicht erst seit dem von ihm gedrehten Videoclip zu "Only" von With teeth" und konnte sich auf den Meister der fiesen Mollakkorde verlassen. Der Film über Mark Zuckerberg, Gründer und Vorstandsvorsitzender von Facebook und Person des Jahres 2010 des Time Magazine, brauchte schließlich eine angemessen düstere Atmosphäre. Niedliche Piepsereien wie bei Farmville, Happy Island und Pet Society wären denkbar unpassend für die rasante Abrechnung mit Zuckerbergs rücksichtslosem Geschäftssinn.

Zusammen mit Atticus Ross, mit dem Reznor seit With teeth" arbeitet, entstanden mulmige Soundscapes, die klar machen, dass es sich nicht um den bonbonbunten Schein von Facebook dreht, sondern um die zweifelhaften Machenschaften, die dahinterstecken. Natürlich sind die 19 Instrumentalstücke geistesverwandt mit den hoffnungsfernen Tracks von "Ghosts I-IV". Jedoch haben sie neben einer atemlosen Ambient-Grundierung auch eine deutlicher ausgeprägte Elektronik-Schlagseite, die sich nicht auf immer mal wieder dazwischenbleepende 8-Bit-Sounds und fließende Synth-Arpeggien beschränkt. Außerdem sind hier die einzelnen Stücke betitelt, was ihre emotionale Zuordnung einfacher macht als bei 36 laufenden Nummern.

Reznor und Ross geben ihren spärlichen Kompositionen Zeit zur Entwicklung. Wie bei Nine Inch Nails schleichen sich mmer wieder melancholische Subtilitäten in die kalten Texturen hinein. Es beginnt mit dem verletzlichen Klavier von "Hand covers bruise", dessen finsteres Hintergrundgrummeln einen Einstieg in die verschlossene Persönlichkeit des Facebook-Gründers andeutet. Kaum sind die aber Züge verhärtet, macht sich Entschlossenheit breit. "In motion" pumpt sich mit über 120 BPM vorwärts, und das mollene Klavier ist nur noch ein stromlinienförmiger Schatten.

Satt verzerrte Gitarren wie im triphoppigen "A familiar taste" und im pulsierenden "Magnetic" sowie scheppernde Industrialanleihen sind seltene Gäste. Stattdessen setzen verzagte Klavierläufe melodische Akzente, die thematisch aufgegriffen und reprisenartig wiederholt werden, wie man dies noch von "The fragile" und Year zero" kennt. Meist schleppende Grooves gesellen sich zu trägen Drones und schwebenden Klangwolken, die Ängste und Paranoia ebenso absorbieren wie Zorn und Aggression. Selbst wenn wie bei "Intriguing possibilities" oder "On we march" klar sequencierte Analogsounds für Ordnung sorgen, wächst so im Hintergrund das Unbehagen. Der Soundtrack braucht keine aufdringliche Inszenierung. In diesen minimalistischen Arrangements bleibt einzelnen Elementen genug Zeit, um sich zu entfalten.

Anspielungen auf soziale Entbehrungen, skrupelloses Geschäftsgebaren, Schlafstörungen und den Austausch von Körperflüssigkeiten bleiben ohne Finchers Bilder natürlich vage. Wenn jedoch mittendrin ein eisiger Synthesizer Edvard Griegs "In der Halle des Bergkönigs" aus "Peer Gynt" durchexerziert, übersetzt man dies sofort in die beabsichtigte Überheblichkeit. Trotz der innewohnenden Kälte ihrer digitalen Klänge ist Reznor und Ross so beklemmend lebendige Musik gelungen, die sich vortrefflich auf das düstere Psychogramm des Films einlässt. Einer Auszeichnung des Scores, der u.a. für den Satellite-Award und den Golden Globe nominiert ist, steht das mit Sicherheit nicht im Weg.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • A familiar taste
  • Intriguing possibilities
  • Pieces form the whole
  • Carbon prevails
  • In the hall of the Mountain King
  • The gentle hum of anxiety

Tracklist

  1. Hand covers bruise
  2. In motion
  3. A familiar taste
  4. It catches up with you
  5. Intriguing possibilities
  6. Painted sun in abstract
  7. 3:14 every night
  8. Pieces form the whole
  9. Carbon prevails
  10. Eventually we find our way
  11. Penetration
  12. In the hall of the Mountain King
  13. On we march
  14. Magnetic
  15. Almost home
  16. Hand covers bruise (Reprise)
  17. Complication with optimistic outcome
  18. The gentle hum of anxiety
  19. Soft trees break the fall

Gesamtspielzeit: 66:12 min.

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