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Grant Hart - Oeuvrevue

Grant Hart- Oeuvrevue

Hazelwood / Rough Trade
VÖ: 26.11.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Der Sammeltrieb

Es tut ihm aufrichtig leid, aber damit ist uns auch nicht geholfen. Grant Hart hat es vermasselt. Und zwar nicht gerade eben und ein bisschen, sondern so richtig und schon über die vergangenen knapp 23 Jahre hinweg. Gemeint ist nicht das Ende von Hüsker Dü. Wer daran Schuld hat, bleibt wohl in den Köpfen der Beteiligten und unter dem Deckmantel der Geschichte verborgen. Gemeint sind vielmehr die B-Seiten aus seiner Solokarriere, die Hart auf "Oevrevue" versammelt hat. Denn leider hat der gute Mann nach eigener Auskunft vergessen, verdrängt oder versäumt aufzuschreiben, wo all die Songs herkommen und nicht die Zeit für ausführliche Nachforschungen gehabt.

Als Hörer muss man sich aber nicht mit einer kurzen Bitte um Entschuldigung und dem knappen Hinweis zufriedengeben, dass das meiste Material vermutlich aus den Jahren 1988 bis 1995 datiert. Im Internet findet sich nämlich doch die eine oder andere Information. Die Radio-, Studio- und Liveaufnahmen, die aus "Oevrevue" ein Sammelsurium im besten Sinne machen, stammen zu einem großen Teil von Harts Band Nova Mob. Trotzdem hat fast jedes Stück einen anderen Sound, eine andere Klangqualität und kämpft mit seinen Nachbarn um einen Platz an der Sonne. Es ist zum Beispiel ein wenig skurril, wenn Hart sich am Ende des dritten Songs "I just want to make love to you" erst einmal vom Publikum verabschiedet. Doch so schnell ist der Spaß glücklicherweise nicht vorbei. Und dass die ersten beiden Songs nur aus Akustikgitarre und Stimme bestehen, heißt überhaupt nichts für den Rest der Platte.

"Evergreen memorial drive" ist ein treibender Rocksong mit einer dieser Melodien, die Hüsker Dü in ihrer Spätphase haufenweise rausgehauen haben. Harts immer leicht feierliche, vibrierende Stimme passt auch ganz wunderbar zum aufgekratzten Bob-Dylan-Cover "Masters of war". Überhaupt ist das Politische das vielleicht einzige Element, das sich von vorne bis hinten durch "Oevrevue" zieht: "Shoot your way to freedom", "Little miss information" und "Beyond a reasonable doubt" sind allesamt laute, euphorische Nova-Mob-Rocker mit ordentlich Overdrive und In-den-Hintern-Getrete - alles andere als Ausschussware, sondern schlichtweg klasse Songs.

Die eigentlichen Unbekannten versammeln sich am Ende: "Persuaded" ist eine leicht schwammige und übersteuerte Live-Aufnahme aus irgendeinem Keller, "Narcissus, Narcissus" vermeidet diesen Makel durch den Einsatz von Akustikgitarren, ist aber ansonsten auch etwas für beinharte Komplettisten. Besser ist das pompöse "Khalid", ein Überbleibsel von Harts letztem Album "Hot wax", das sich aber problemlos unter die Noba-Mob-Songs aus den Neunzigern mischen könnte, ohne aufzufallen. So richtig obskur ist wider Erwarten eigentlich nur "Wheels": Was auf dem Hüsker-Dü-Debüt "Everything falls apart" noch herrlich derber Noiserock war, hat Hart hier zu einer Keyboard-überladenen und mit stupidem Drumloop unterlegten Valium-Dosis verschlimmbessert. Daran hätte er sich besser überhaupt nicht erinnert - an den Rest erinnert sich der Hörer aber um so lieber.

(Maik Maerten)

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Highlights

  • Evergreen memorial drive
  • Shoot your way to freedom
  • Little miss information

Tracklist

  1. The main
  2. Signed D.C.
  3. I just want to make love to you
  4. Evergreen memorial drive
  5. Masters of war
  6. Shoot your way to freedom
  7. Oh! To behold
  8. Little miss information
  9. Beyond a reasonable doubt
  10. Please don't ask
  11. Ballad #19
  12. Persuaded
  13. No promise have I made
  14. Narcissus, narcissus
  15. Khalid
  16. Wheels

Gesamtspielzeit: 58:09 min.

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