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Ryan Adams - Gold

Ryan Adams- Gold

Lost Highway / Mercury / Universal
VÖ: 17.12.2001

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Red, white and blues

Wo nimmt dieser Mann nur die ganzen Songs her? Kaum daß er mit seiner Ex-Band Whiskeytown das bravouröse Abschiedsalbum "Pneumonia" und mit dem gefeierten "Heartbreaker" das eigene Solodebüt vorgelegt hat, flattert uns Ryan Adams jetzt mit einer hochkarätigen Platte ins Haus, die das unbescheidene "Gold" aus dem Titel ausnahmsweise mal zurecht trägt. Doch das scheint Adams noch nicht auszulasten. Neben der Hardrock-Countrypunk-Truppe The Pink Hearts und dem neuen Allstarprojekt The Virgins mit James Iha (Smashing Pumpkins), Melissa Auf Der Maur (Hole, Smashing Pumpkins) und Evan Dando (Lemonheads), deren Debüts für das nächste Jahr angekündigt sind, hat der gute Mann nämlich schon wieder mindestens eine weitere eigene Platte im Ärmel. Will hier etwa jemand Howe Gelb den Titel des "hardest working man in show business" abspenstig machen?

Aber wer ist dieser Adams überhaupt? Es ist ja nicht so, daß er bisher auf dieser Seite des Atlantiks für besonderes Aufsehen gesorgt hätte. Dies aber dürfte sich für den blauäugigen Herrn aus Raleigh, North Carolina bald ändern. Sein "Gold" hat nämlich weitaus mehr zu bieten als einen zerzausten Kerl in Bluejeans vor Stars and Stripes auf dem Cover. Wer jetzt patriotischen Weihrauch vermutet, ist allerdings so was von schief gewickelt. Schon das unwiderstehlich groovende "New York, New York" weht einem wie frischer Fahrtwind durch die Haare. Da zwirbelt die Akustische zu schweineorgelndem Gewimmer, und Adams beginnt seinen Roadtrip mit einem winkenden Abschiedslied an die ehemalige Wahlheimat: "Hell, I still love you New York".

Auf dem Weg in sein neues Zuhause am Pazifik durchquerte Adams nicht nur die Vereinigten Staaten, sondern auch gleich deren komplette Musikgeschichte. Was auf dem Vorgänger noch tieftraurig aus den Boxen schlich, faßt sich nicht nur dank der famosen Bluesharp in "Firecracker", dem schwelgenden Gospel in "The rescue blues" oder Adam Duritz' (Counting Crows) Hilfe im lüstern dräuenden "Touch, feel & lose" ein Herz und geht in die Offensive. Zwischen Heartland Rock und Alternative Country ist eben genug Platz für Blues, Folk, Soul und jede Menge Melodie. Und wenn diese so mitreißt wie die von "Gonna make you love me" und derartig unter die Haut fährt wie die von "La cienega just smiled", stehen alle Münder offen.

Es ist nicht nur das schlafwandlerische Bewußtsein für und den richtigen Ton oder die passende Harmonie, der Adams' Zweitling zu einer solchen Goldgrube macht. Neben der sanften Poesie, die mit Zeilen wie "Better off as the fool / Than the owner of that kind of heart" betört, fasziniert vor allem seine Unberechenbarkeit. Nie weiß man, mit welcher Wendung uns der im besten Sinne moderne Singer/Songwriter-Rock als nächstes überrascht. Wenn die Schubladendenker Adams einen Cowboyhut aufsetzen wollen, rockt er ihnen mit "Tina Toledo's street walking blues" den Stetson aus der Hand. Kaum haben sie die Vokabeln "Boss" oder "Cougar" auf den Lippen, schmatzt er ihnen ein genüßliches "Goodnight, Hollywood Blvd." auf die Backen. Und während sich die Gitarren in "Nowhere girl" zu einem prächtigen Crescendo zusammenraufen, krächzt, gospelt und schwelgt Adams schon wieder im nächsten Song.

Auch wenn sich mancher Scheuklappenträger wohl mit einem "IIIEH, Country!" abwenden will, könnte er doch falscher kaum liegen. So fallen solche luftleeren Vorurteile mit jedem Ton des sanften Traums von "SYLVIA PLATH" oder des verlorenen "Harder now it's over" in sich zusammen. Selten verbreite in den letzten Jahren eine so uramerikanischer Platte so viel Optimismus, so viel pure Lebensfreude und dennoch so viel aufrichtige Leidenschaft. Adams' Songs machen fernab von falsch verstandener Bodenständigkeit nicht weniger als süchtig. Niemand wagt es, dem Ohr die nächste Überraschung, den nächsten Seufzer, die nächste abhängig machende Tonfolge zu verwehren. "So close your eyes / So close your mouth / And do this all in time with the music / That screams like a child in the back of your mind", haucht Adams zum Abschied. Und die Kerzen flackern im Rhythmus der Gitarre.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • New York, New York
  • La cienega just smiled
  • Nobody girl
  • SYLVIA PLATH
  • Gonna make you love me

Tracklist

  1. New York, New York
  2. Firecracker
  3. Answering bell
  4. La cienega just smiled
  5. The rescue blues
  6. Somehow, someday
  7. When the stars go blue
  8. Nobody girl
  9. SYLVIA PLATH
  10. Enemy fire
  11. Gonna make you love me
  12. Wild flowers
  13. Harder now that it's over
  14. Touch, feel & lose
  15. Tina Toledo's street walkin' blues
  16. Goodnight, Hollywood Blvd.

Gesamtspielzeit: 70:22 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

Hogi

Postings: 522

Registriert seit 17.06.2013

2017-03-04 10:47:48 Uhr
Hab mich mal durch alle seine Alben gehört....Mit Gold kann ich am wenigsten anfangen. Viel zu glatt. Das kann er besser.
Ryan Adams
2016-06-19 13:06:13 Uhr
18 til I die.

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31722

Registriert seit 07.06.2013

2016-06-19 13:05:20 Uhr
Schönes Album.
calamares
2008-12-06 16:32:18 Uhr
für mich adams´ stärkstes album.

inzwischen ist der ja leider in so ner art schaffenskrise angekommen.
irgendwie geht da nicht mehr allzuviel.
bzw. doch, nämlich jede menge vom immergleichen.
vielleicht ist unser liebster konses-barde ja einfach nur noch trotzig, seit ihm die kritiker nicht mehr so bedingungslos wohlgesonnen sind.
motto: jetzt erst recht.....
die nudl vom rudl
2008-12-01 23:44:58 Uhr
Oh, danke!
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