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Steve Wynn & The Miracle 3 - Northern aggression

Steve Wynn & The Miracle 3- Northern aggression

Blue Rose / Soulfood
VÖ: 29.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Alles bleibt besser

Bob Dylan. Die Fantastischen Vier. Knorkator. Künstler, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Und doch lassen sich auch hier Gemeinsamkeiten entdecken, wenn man lange genug hinsieht. Und sei es nur die, dass allen Genannten bereits die Ehre zuteil wurde, ganze Alben gewidmet zu bekommen. Zugegeben: Bei der meisten Band der Welt war es lediglich ein "Tribute to uns selbst". Glücklicherweise muss man aber nicht unbedingt reich und berühmt sein, damit einem andere musikalisch Respekt zollen. Nehmen wir etwa Steve Wynn. Der begründete mit The Dream Syndicate und einer Mixtur aus psychedelischem Garagenrock und Jangle-Pop "nur" den Paisley Underground von Los Angeles und half später mit über einem halben Dutzend anderer Bands dem Alternative Country auf die Beine.

Gedankt wurde es ihm mit der Coverversionen-Sammlung "From a man of mysteries", auf der von Wynn beeinflusste Bands seine Songs interpretierten. Und auch nach 30 Jahren zeigt er keine Spur von Ermüdungserscheinungen - auch nicht auf dem dritten Album mit The Miracle 3, das einerseits keinen Hehl aus der eigenen knorrigen Psych-Rock-Vergangenheit macht, sich aber auch mit dem spröden Soul-Rock der Twilight Singers, dem shoegazenden Gedröhn des Black Rebel Motorcycle Club und den düsteren Folk-Anrufungen von Sun Kil Moon auskennt. Die Gitarre ätzt und schabt zu stoischem Beat und wohliger Monotonie, bis sich alles in einem punktgenau nörgelnden Refrain entlädt - dass Wynn "Resolution" für einen der besten Opener hält, die er je geschrieben hat, glaubt man ihm gern.

Und auch sonst kommt "Northern aggression" vorzüglich aus den Startlöchern. Der trocken rumpelnde Groove von "We don't talk about it" versteht sich bestens mit dem grummeligen Nichtgesang, der nicht selten an Lou Reeds tief näselnde Monologe gemahnt. "No one ever drowns" entführt mit ratternder Rhythmusmaschine in die nordbritische Tristesse der Thatcher-Ära, wo Bands wie The Three Johns oder auch den Sisters Of Mercy nichts anderes übrigblieb, als verdammt düsteren Rock'n'Roll zu spielen. Das exquisite "Consider the source" lässt dann eine soulige Orgel zu urbanem Talking Blues keuchen, während die wund gezupfte Ballade "The death of Donny B" das Siechtum eines Junkies verhandelt. Und irgendwo um die Ecke wartet bestimmt auch Neil Youngs "The needle and the damage done".

Allzu sehr sollte man sich vom Titel aber nicht täuschen lassen: Wirklich aggressiv wird es hier nur selten, gerade wenn zur Mitte hin versöhnlichere Alternative-Anklänge ins Spiel kommen. Doch da hat sich die Zeitlosigkeit von "Northern aggression" bereits im Gehör verankert, wobei weiterhin jederzeit mit einem bärbeißigen Space-Rocker wie "On the mend" zu rechnen ist. Zum Glück. Auch wenn Wynn bei diesem Song genaugenommen grundlos herumteufelt: Auf dem Wege der Besserung befindet er sich bereits seit drei Jahrzehnten. Und auf diesem Album sowieso.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Resolution
  • No one ever drowns
  • Consider the source
  • On the mend

Tracklist

  1. Resolution
  2. We don't talk about it
  3. No one ever drowns
  4. Consider the source
  5. Colored lights
  6. The death of Donny B
  7. The other side
  8. Cloud splitter
  9. St. Millwood
  10. On the mend
  11. Ribbons and chains

Gesamtspielzeit: 45:57 min.

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