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Reamonn - Eleven - Live & acoustic at the Casino

Reamonn- Eleven - Live & acoustic at the Casino

Island / Universal
VÖ: 26.11.2010

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Seltzahme Zeitgenossen

Die Presse schockte die Nation Ende August mit der markerschütternden Nachricht von Reamonns Auflösung. Ein halbes Dutzend Praktikantinnen bastelte schon eifrig ein Schild mit der Aufschrift "Bitte gehen Sie weiter, hier gibt es nichts mehr zu sehen", Plattentests.de stand kurz vor dem Aus. Kartons mit allerhand Kuriositäten wurden gepackt, der großzügige Bürokomplex mit Blick auf das Isarufer war bereits halb geräumt. Doch dann trudelte die Eilmeldung herein, dass Reamonn lediglich eine kreative Pause einlegen, von einem Band-Split daher nicht die Rede sei: Aufatmen in der Redaktion! Reamonn gehört zum Plattentests-Inventar, ähnlich wie die legendäre Pilzrahmsuppe oder die Zahl 7. Sogar das unterschriebene und laminierte Reamonn-Plakat aus dem Jahre 2000 hängt mittlerweile wieder im Foyer.

Der letzte Tonträger vor der bevorstehenden Pause hört auf den Namen "Eleven - Live & acoustic at the Casino" und ist der zweite Teil der großen Reamonn-Retrospektive, die im Frühjahr mit dem Best Of "Eleven" eingeläutet wurde. Welcher Sinn jedoch dahintersteckt, wenn die Gallionsfigur des Radiorock ein Live-Album aufnimmt und das - zu allem Überfluss - auch noch akustisch, das wissen wohl nur besonders Gelehrte. Das letzte bisschen Restrock jedenfalls wurde wie mit einem überdimensionierten Riesenradiergummi ausgelöscht. Die großen Momente dieses Albums sind daher meist komischer Natur: abenteuerliche Panflöten und mediterranes Gitarrengeklimper, dazu ebenso illustre wie offensichtliche Gäste wie etwa Silly-Frontröhre und Liefers-Gattin Anna Loos und Jazzanova Roger Cicero - Reamonn haben keine Kosten und Mühen gescheut. Alles auf dieser LP klingt watteweich und ist wohlig auf Straßenmitte getrimmt: WDR2-tauglicher, aseptischer Adult-Pop für Schmusedecken-Besitzer und Tupperwaren-Fanatiker.

Trotz allem, und das muss auch erwähnt werden, sind Reamonn in den seltensten Fällen aufdringlich oder gar nervtötend, und bleiben "Supergirl" oder "Star" hübsche Pop-Nummern, auch im akustischen Unplugged-Gewand. Große Lyrik oder gar das Durchbrechen musikalischer Konventionen sind jedoch so weit vom Reamonn-Kosmos entfernt wie die Erde vom Mond. Klar: Wer von Rea Garvey und seiner Gefolgschaft Kreativität und Forscherdrang erwartet, hält auch "Sturm der Liebe" für gute Unterhaltung. Nichtdestoweniger sind Reamonn, und das hört man seltzahmerweise stets auch in ihrer Musik, angenehme Zeitgenossen und wirken in allen Lebenslagen wie die geborenen Schwiegersöhne. Reamonn, wir hätten Euch vermisst! Irgendwie.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • Supergirl
  • Star
  • Beautiful sky

Tracklist

  • CD 1
    1. The island
    2. Supergirl
    3. Promise
    4. Aeroplane
    5. Josephine (feat. Roger Cicero)
    6. Falling down
    7. Million miles
    8. Through the eyes of a child
    9. Angels fly
  • CD 2
    1. Star
    2. Beautiful sky
    3. Tonight (feat. Anna Loos)
    4. Serpentine
    5. Moments like this
    6. Alright
    7. Sometimes
    8. Colder
    9. Yesterday

Gesamtspielzeit: 86:03 min.

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