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Elliott Smith - An introduction to...

Elliott Smith- An introduction to...

Domino / GoodToGo
VÖ: 29.10.2010

Unsere Bewertung: 9/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Mr. Smith

"I'm never gonna know you now / But I'm gonna love you anyhow" ("Waltz #2")

Als Elliott Smith am 21. Oktober 2003 mit nur 34 Jahren an zwei vermutlich selbst zugefügten Messerstichen in der Brust starb, war es in jeder Hinsicht zu früh. Zu früh für den unvollendeten Musiker und sensiblen Menschen Smith, der doch scheinbar gerade den Weg heraus aus Depression und Drogensucht gefunden hatte. Zu früh für alle, die Smith und seine intimen und doch perfekt instrumentierten Songwriter-Nummern für ihre rohe Schüchternheit und zerbrechliche Emotion geliebt hatten. Aber eben auch zu früh für die heute Fünfzehnjährigen, die damals das erdrückende Gewicht der Welt noch nicht auf ihren Schultern spürten - und denen die Best Of "An introduction to..." die schöne, beschädigte, intensive Welt des Elliott Smith näher bringen soll.

"Down downstairs / To the man / He's gonna make it all ok / I can't be myself / I can't be myself / And I don't want to talk / I'm taking the cure / So I can be quiet / Whenever I want" ("Needle in the hay")

"An introduction to..." macht nicht den Fehler, sich an dem Gegensatz von zerrüttetem Menschen und genialischem Musiker zu berauschen und Smith einfach in der Reihe zu früh verstorbener Introspektions-Ikonen von Nick Drake über Jeff Buckley bis hin zu Sparklehorses Mark Linkous zu glorifizieren. Der Schwerpunkt liegt zwar auf den von akustischer Gitarren-Intimität geprägten, verhuscht-gefühlvollen Alben bis zum Konsens-Werk "Either/Or" von 1997 (sowie zwei reduzierten Aufnahmen von der Raritätensammlung "New Moon"). Aufnahmen wie "Twilight" oder "Pretty (Ugly before)" vom posthum veröffentlichten "From a basement on the hill" zeugen jedoch davon, wie Smith sich im Laufe der Jahre immer mehr einem größeren musikalischen Rahmen öffnete und sich optimistischere Töne in seine Lieder schlichen.

"Nobody broke your heart / If you're alone it must be you that wants to be apart" ("Alameda")

Manche Fans werden ihr "Son of Sam", ihr "Speed trials" oder ihr "Sweet Adeline" vermissen - und natürlich schlummert eine Menge mehr an Herzblut in der Diskografie von Smith, welches "An introduction to..." erahnen lässt. Als Kritik taugt das aber nicht im Ansatz für ein Album, das mit "Needle in the hay", dem überlebensgroßen kleinen Duo "Between the bars" und "Angeles", der fiebrigen John-Frusciante-Gemahnung "Last call" oder der rohen Frühversion von "Miss Misery" nicht weniger als einige der größten Songs aller Zeiten enthält. Zu groß vielleicht auch für den Menschen Elliott Smith, der sein Leben gewissermaßen auf dem Oberarm tätowiert trug: Dort prangte Ferdinand, der nette kleine Stier aus einem Kinderbuch, der nicht zum Stierkampf gehen wollte und am Ende doch dort landete. Wer Smith in seinem weißen Anzug bei der Oscar-Verleihung 1998 auf der Bühne gesehen hat, der weiß, wie viel diese Geschichte mit ihm selbst zu tun hat.

"All I / Want now / Is happiness / For you and me / What I / Used to be / Will pass away / And then you'll see" ("Happiness")

Es hätte ein zynischer Fehlgriff sein können, "An introduction to..." ausgerechnet mit dem vielleicht optimistischsten Song von Smith zu beschließen. "Happiness" von "Figure 8" aber wirkt nach all der waidwunden Intensität der vorangegangenen Auschnitte aus Smiths Werk wie ein heilsamer Ausblick, wie eine versöhnliche Geste, die den Musiker einen Augenblick lang ganz mit sich im Reinen zeigt. Langjährigen Fans taugt das Album zwar trotzdem höchstens als Erinnerungsstütze oder zur Vervollständigung der Sammlung. Als Eintrittskarte für die Generation der kleinen Geschwister erfüllt diese Best Of jedoch ihren Zweck, wenn danach nur ein paar Leute mehr sich an den Musiker Elliott Smith erinnern. Der uns heute noch genauso fehlt wie im Jahr 2003.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

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Tracklist

  1. Ballad of big nothing
  2. Waltz #2
  3. Pictures of me
  4. The biggest lie
  5. Alameda
  6. Between the bars
  7. Needle in the hay
  8. Last call
  9. Angeles
  10. Twilight
  11. Pretty (ugly before)
  12. Angel in the snow
  13. Miss misery (Early version)
  14. Happiness (Single version)

Gesamtspielzeit: 51:58 min.

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