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Broken Records - Let me come home

Broken Records- Let me come home

4AD / Beggars / Indigo
VÖ: 22.10.2010

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Aufschwung

Mit Steigerungen kennen sich Broken Records aus. Im letzten Jahr sorgten die Schotten mit den wachsenden Hoffnungen und flehenden Crescendi von "Until the Earth begins to part" für Euphorie. Die restliche Welt steckte da immer noch in dieser Krise fest, für die die Edinburgher keine Zeit hatten. Sie fegten lieber jedes heruntergefallene Gramm Gram zusammen, und düngten damit ihr musikalisches Gewächs aus Folkrock, Indielärm und Streicherschmelz. Die Schotten wollten hoch hinaus und schickten ihre Songs schon einmal vorweg.

Wenn "Let me come home" jetzt die Rückkehr feiert, hat das nichts mit dem Boden der Tatsachen zu tun. Noch immer haben Broken Records Hochgefühle und Höhepunkte auf der Basis von Ungemach im Sinn. Das unruhige Scheppern von "A leaving song" nestelt an einem nervösen New-Model-Army-Bass, holt aber für den Refrain die dicken Streicher und Bläser raus. Die Marschtrommel, die den Herzschlag vorgibt, haben sie sich von Arcade Fire geliehen, und die kennen sich mit Größe ja wohl aus. Wozu sich mit Theatralik begnügen, wenn man Bombast und Delirium haben kann?

Broken Records exerzieren mit "Let me come home" gleich mehrfach vor, wie viel Schwung in 6/8-Takten stecken kann. Und doch durchlöchern sie jeden Walzer-Verdacht mit vor Leidenschaft taumelnden Synkopen: "Modern worksong" hat die Wut, "The motorcycle boy reigns" die hoffnungsvolle Wehmut, und das wunderbare Duett "Dia dos namerados!" das Pathos. Eigentlich müsste das Wort in Großbuchstaben stehen. PATHOS. So sieht's richtig aus. Und doch verlieren Broken Records keine Sekunde von "Let me come home" an Kitsch und unnötige Gefühligkeit. Jede Emotion sitzt genau da, wo sie muss. Das Herz wird nur gekitzelt, damit es gleich wieder mit Anlauf in Richtung Céilidh losflitzen kann.

Jeder Song feuert den nächsten an. So erschaffen Broken Records noch mehr Mehr als bei ihrem famosen Debüt, trauen sich aber auch jenes schlichte Innehalten, das die Wirkung des Gemeinten noch steigert. Jamie Sutherlands gerne ins Falsett kippende Stimme verleiht seinen Gefühlen Flügel, und seine Band fliegt mit Akkordeon, Cello, Violine und Fuzz-Gitarre hinterher. "Ailene" und "The cracks in the wall" winken mit Fiddle und allerlei Folk-Gerät aus den Highlands. Die Single "A darkness rises up" stürzt sich mit zwitschernden Geigen und hämmerndem Piano ins Auf-und-Ab. "You know you're not dead" krallt sich mit Händen und Füßen und schmerzendem Herzen am Leben fest. Zwischen all der aufmüpfigen Lautstärke wartet mit dem sanften "I used to dream" und dem abschließenden "Home" besinnliche Stille. Und immer pocht das beseelte Herz mit. Als gäbe es kein Morgen.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • A leaving song
  • Modern worksong
  • A darkness rises up
  • You know you're not dead

Tracklist

  1. A leaving song
  2. Modern worksong
  3. Dia dos namorados!
  4. The motocycle boy reigns
  5. A darkness rises up
  6. Ailene
  7. I used to dream
  8. You know you're not dead
  9. The cracks in the wall
  10. Home

Gesamtspielzeit: 37:26 min.

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User Beitrag

dogs on tape

Postings: 189

Registriert seit 14.06.2013

2017-11-02 09:04:03 Uhr
Neues Album 30.03.2018. Hoffentlich haben sie, so wie ich, Arcade Fire nach The Suburbs nicht mehr verfolgt ;-)
eric
2010-11-02 13:14:32 Uhr
Wer "Neon bible" toll findet, kann hier nicht wirklich von Pathos sprechen... ;)
Die ersten beiden Songs und auch "A Darkness rises up" sind wirklich sehr gut. Insgesamt war aber das Debut mindestens so gut, wie ich finde.
Denniso
2010-11-02 08:12:03 Uhr
Broken Records nehmen sich aber schon ganz schön ernst auf dieser Platte. Ich bin mir noch nicht sicher, ob mir das gefällt. Arcade Fire-Vergleich geht insofern in Ordnung, als dass "Neon bible" ja auch mit starrer Miene durchgezogen wurde. Ansonsten dachte ich oft an Nick Cave und war verwundert, wie weit unter er in den Referenzen steht. Nun denn.

P.S.: Die John Grant ist grandios aus meiner Sicht.
Lars IFart
2010-11-02 07:45:30 Uhr
Rabäääh! Eine Band, die ich doof finde, ist Album der Woche geworden. Und so viele Bands, die ich supi finde, sind es nicht geworden! Rabäääääh! Was für eine Ungerechtigkeit in dieser Welt. Buhuuuuuu!!!
Das mag jetzt ziemlich larmoyant klingen, aber irgendwie stört mich das. Ich wittere eine Verschwörung in der Chefetage von Plattentests!
Kevin
2010-11-01 23:57:02 Uhr
Kommt wohl (wie immer) stark auf den Rezensenten an. Ich beispielsweise mag The Radio Dept. sehr, die Rezensionen hier spiegeln ja immer nur die Meinung einer Einzelperson wider, das sollte man nie vergessen.
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