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Bluetip - Post mortem anthem

Bluetip- Post mortem anthem

Dischord / EFA
VÖ: 19.11.2001

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Leben nach dem Tod

Es gibt Bands, deren Stil so eigen ist, daß alle gängigen Stilschubladen beim Versuch, ihre Musik einzusortieren, platzen. Das liegt nicht allein daran, daß diese Behältnis zu eng wären. Ein viel größeres Problem stellt sich dadurch, daß das ganze System aus Nischen, Schubladen und Regalfächern in sich überhaupt nicht schlüssig und logisch ist. Mit der Zeit verändern Schubladen ihre Form und Lage, passen sich Bands an, die darin untergebracht sind, während andere Gruppen genau deswegen plötzlich herausfallen und sich neue Schubkästen suchen. Weiterhin wirkt die Konstruktion unseres Musikschränkchens so, als ob sie einem besonders obskuren Traum M.C. Eschers entspringen würde.

Nehmen wir beispielsweise mal den mit dem Etikett "Emo" versehenen Kasten zur Hand. Früher stand auf dem Schildchen mal "Emotional Hardcore" und diese Sparte entstand, als irgendwann mal ein paar Bands Musik machten, die für Hardcore einfach zu weich war. Das Vertrackte an unserem Schränkchen ist jetzt, daß man, wenn man von "Emo" ausgehend in Richtung Härte wandert, überall herauskommen kann, und daß man eben nicht zwingend beim Hardcore landet.

Bluetip haben diese Reise angetreten und sind auf ihrem Weg wohl in eine Art Zeitschleife geraten. In den gehärteten Emo mischten sich plötzlich Klänge, die schon gute 15 Jahre auf dem Buckel haben: Dissonanzen à la Sonic Youth und seltsam tonlose Gesangslinien aus dem Fundus der Talking Heads eröffnen "Post mortem anthem". Eine waschechte B-52s-Coverversion ("52 girls") folgt auf dem Fuß und paßt wie die Faust aufs Auge. Bei "Orchestra" klingen dann plötzlich wieder britische Einflüsse der Marken Stone Roses und My Bloody Valentine durch.

Der gemeinsame Nenner des Ganzen heißt - so schlicht wie überraschend - Rock. Songs wie "No. 2" oder "Routine dictates" belegen dies, ohne auch nur einen Atemzug lang angestaubt zu klingen. "Retisonic" pendelt perfekt ausbalanciert zwischen Lethargie und Energie hin und her, daß es eine wahre Pracht ist, bevor das eher Punk-orientierte "Japan" den Reigen beschließt. "Post mortem anthem" klingt wie aus einem Guß, und dies obwohl sich die Aufnahmen über fast sechs Jahre hinzogen und einige Tracks schon auf Singles und Samplern veröffentlich wurden. Der Wischzettel beteuert aber, daß das Projekt von Anfang an als Album konzipiert war. Daran bestehen auch wirklich keine Zweifel.

(Rüdiger Hofmann)

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Highlights

  • Spooky
  • Orchestra
  • No. 2
  • Retisonic

Tracklist

  1. Spooky
  2. Newport
  3. Ephadrephine
  4. 52 girls
  5. Orchestra
  6. Haunted house
  7. No. 2
  8. Routine dictates
  9. Retisonic
  10. Japan

Gesamtspielzeit: 42:27 min.

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  • Bluetip (20 Beiträge / Letzter am 26.10.2005 - 15:18 Uhr)

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