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Lloyd Cole - Broken record

Lloyd Cole- Broken record

Tapete / Indigo
VÖ: 10.09.2010

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Herz- und Beinbruch

Mal ehrlich: Irgendwo hat doch fast jeder noch eine Platte von ihm herumliegen. In der hintersten Ecke. In der seit Jahren unberührten Kiste auf dem Dachboden. Oder vielleicht sogar ganz regulär in der Sammlung. Erst recht, wenn man "Rolling Stone"-Leser ist. Oder auch zeitgenössischer Musiker wie Camera Obscura, die sie dann von Zeit zu Zeit hervorkramen, ehrerbietig bestaunen und anschließend sogar einen Antwortsong zu "(Are you) ready to be heartbroken" schreiben, dem 1984er Hit von Lloyd Cole And The Commotions. Bleibt nur zu hoffen, dass die Platte dann nicht zerkratzt, verbogen oder anderweitig kaputt ist, wie der Titel von Coles neuestem Album suggeriert. Wobei der sensible Songwriter das natürlich nicht so platt verstanden wissen will.

Denn auf "Broken record" geht es nicht um defekte Tonträger, sondern um mehr: um verflossene Beziehungen und lange zurückliegende Herzensangelegenheiten, über die man längst hinweg sein sollte. Und über die man trotzdem lamentiert wie eine Platte mit Sprung und dabei gar nicht merkt, dass man bereits seit Jahren auf der Stelle tritt. Anders als Cole, der 1990 nach New York zog, aber weiterhin Erfolge in seiner englischen Heimat feierte. "Broken record" ist bereits sein elftes Album als Solokünstler - und längst macht sich der Ortswechsel auch musikalisch bemerkbar. Immerhin handelt es sich hier wieder deutlicher um eine Rockplatte mit Band als etwa beim folkig-introspektiven "Music in a foreign language" aus dem Jahre 2003.

Pedal Steel, Slidegitarre, Banjo und Violine sind beim einstigen Brit-Pop-Veteranen jedoch ebensowenig mehr wegzudenken wie gepflegte Melancholie. Der Einstieg "Like a broken record" rekapituliert glücklichere Tage mit einem lachenden und einem weinenden Auge, während die Single "Writers retreat!" sich in lockerer, ironischer Selbstbeschau übt, "Oh Genevieve" die Liebste ähnlich lustvoll anheult wie einst der Commotions-Song "Perfect skin" und ein forscher Rock-Shuffle wie "That's alright" letztlich zum Schluss kommt, dass eigentlich alles zum Besten steht. Coles alter Studiogefährte Fred Maher am Schlagzeug und Joan "As Police Woman" Wasser an gleich mehreren Instrumenten funktionieren dabei vor allem als dynamische Gegenpole zu zeitweiliger Betulichkeit.

Denn wenn der inzwischen beinahe 50-Jährige in "Why in the world?" bekennt, mit der heutigen Zeit nur noch schwer Schritt halten zu können und bei "Man overboard" gar den metaphorischen Seebären mit Quetschkommode gibt, wünscht man sich oft den früheren, herzensbrechenden Pop-Schlawiner zurück. Obwohl das flockige "Double happiness" einen zum Schluss äußerst aufgeräumt aus "Broken record" herauskickt. Zwar wird auch dieses Album (es sei denn, man ist "Rolling Stone"-Leser) mittelfristig genauso in die Ecke fliegen oder zumindest in einer Kiste landen wie einige seiner Vorgänger - doch späteres Hervorkramen ist nicht ausgeschlossen. Also lieber aufpassen, dass nichts kaputt geht.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Like a broken record
  • That's alright
  • Double happiness

Tracklist

  1. Like a broken record
  2. Writers retreat!
  3. The flipside
  4. Why in the world?
  5. Westchester County jail
  6. If I were a song
  7. That's alright
  8. Oh Genevieve
  9. Man overboard
  10. Rhinestones
  11. Double happiness

Gesamtspielzeit: 34:54 min.

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