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Kurt Wagner & Cortney Tidwell present Kort - Invariable heartache

Kurt Wagner & Cortney Tidwell present Kort- Invariable heartache

City Slang / Universal
VÖ: 01.10.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Vom Lande

Was passiert, wenn ein etwas schlunziger Americana-Flüchtling mit einer abstrahierenden Country-Freidenkerin gemeinsam Musik macht? Wenn die beiden für ihre Zusammenarbeit ausgerechnet tief in der staubigen Jukebox mit klassischem Nashville-Kommerz aus den sechziger und siebziger Jahren wühlen? Ist bei diesen Coverversionen mit dekonstruiertem Meta-Folk zu rechnen, der den Redneck-Mief der Music City USA einfach wegdefiniert? Mit progressivem Honkytonk? Oder gar mit interaktivem Hillbilly 2.0 inklusive Social Linedancing? Alles, nur das nicht! Lambchop-Vorsteher Kurt Wagner lebt seit Jahren in Nashville, Cortney Tidwells Mutter hatte eine kurze Karriere als Pop-Sternchen, und sowieso trat schon ihr Großvater in der Grand Ole Opry auf. Gegen ihre eigene Sozialisation kommen die beiden nicht an.

Die zwölf alten Schätzchen von "Invariable heartbeat" haben die äußerst liebevolle Behandlung jedoch durchaus verdient. Dass man sie hierzulande nicht kennt, war klar, aber auch in ihrer angestammten Heimat waren diese Songs kaum mehr bekannt. Aus der Vergessenheit retteten Wagner und Tidwell vor allem Melodien und Harmonien. Der Zuckerguss aus Streichern, Chören und anderen Überzeichnungen blieb jedoch dort, wo die Baumwolle wächst. Die vorwiegend von Wagners Stammmannschaft rekrutierten Musiker agieren angenehm zurückhaltend, und zu sanftem Klavier und hallenden Saiten wagen die Zwei herrliche Harmonies. So bleiben selbst heftige Schmachtfetzen wie "Yours forever" und "He's only a memory away" zerbrechlich.

Dank der Sparsamkeit der Arrangements bleibt der kommerziellen Country nahezu definierende Kitsch meist außen vor. Zwar schmiegen Wagner und Tidwell sich gerne in dessen Richtung, aber sie lassen nie die bodenständige Aufrichtigkeit vermissen. Und im Zweifel kokettieren sie eben mit doppelter Kraft. Die perlenden "Suspicious minds"-Gitarren von "Picking wild mountain berries" erheben den Song über die Unschuld vom Lande, und das unzüchtige "Penetration" vermischt psychedelischen Charme mit der Eleganz der Walker Brothers. In "She came around last night" stellen beide den unentschlossenen Liebsten vor vollendete Bettgeschichten mit anderen, obwohl nicht genau klar wird, welches Geschlecht denn letzte Nacht so berührend war. Und am Ende darf Tidwell mit Mamas "Who's gonna love me now?" vor Sehnsucht zerfließen wie Butter in der Sonne.

Weil Tidwell diese Songs im Herzen trägt, verliert sie die Musik diesmal nicht aus dem Kopf. Wagner kann ohnehin nichts falsch machen. Seitdem er das Fliesenlegen anderen überlässt, ist er ganz der verführerische Galan. Er juchzt und schwelgt, er flüstert und haucht, und plötzlich sind es seine Songs - obwohl der Kavalier der Dame natürlich niemals eine Blöße zumuten würde. In "April's fool" legt er sich daher ganz in Tidwells Hand, und im munteren "Let's think about where we're going" grübeln beide fröhlich über das Hin und Her der genreüblichen Zweisamkeit. Die beinahe familiäre Vertrautheit steht den beiden vortrefflich. Kurt und Cortney in Liebe. And I swear that they don't have a gun.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Incredibly lonely
  • Picking wild mountain berries
  • Penetration
  • Who's gonna love me now?

Tracklist

  1. Incredibly lonely
  2. Eyes look away
  3. A spezial day
  4. Picking wild mountain berries
  5. Yours forever
  6. He's only a memory awey
  7. She came around last night
  8. Penetration
  9. April's fool
  10. I can't sleep with you
  11. Let's think about where we're going
  12. Who's gonna love me now?

Gesamtspielzeit: 39:15 min.

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