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Tobacco - Maniac meat

Tobacco- Maniac meat

Anticon / Indigo
VÖ: 23.07.2010

Unsere Bewertung: 3/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Abgeraucht

Analoge Synthesizer an sich sind nichts Böses. Seit über 40 Jahren bereichern diese urigen Mischungen aus Klavier und Fernmeldezentrale die unterschiedlichsten Szenen von Jazz bis Heavy Metal und haben eine musikalische Revolution losgetreten, die der durch die elektrische Gitarre ausgelösten in nichts nachsteht. Während aber die Fehlleistungen in der Gitarrenmusikentwicklung wie Gniedelsolo, Poser-Pose und Breitwandchorus immer noch irgendwie etwas Putziges an sich haben, sind analoge Synthesizer und ihre digitalen Nachfolger für einige der schlimmsten Auswüchse der Popmusik verantwortlich. Kein Zweifel: Plastikpop, Vangelis und Eurodiscotrash haben dem Ruf des Synthies schweren Schaden zugefügt.

Nun hat der Amerikaner Tom Fec alias Tobacco nichts mit den oben genannten Grausamkeiten der elektronischen Musik zu tun. Trotzdem ist sein neues Album geeignet, Vorurteile gegen Synthies zu bestätigen. Der gestandene Rockmusikhörer wird sich durch "Maniac meat" jedenfalls einmal mehr bestätigt fühlen. Auch wer keinen Wohlklang im klassischen Sinn erwartet, wird hier häufig das Gesicht verziehen, da dieses Album zwar nicht richtig schmerzt, aber zumindest ziemlich unangenehm ist.

Der Begriff Geräusch trifft oft ziemlich gut, was einem Fec hier an "Maniac meat" serviert. Man könnte auch sagen: Geschwurbel. Ein unkoordinierter Mix aus C64-Games-Musik, Fernsehjingles aus den Achtzigern und übersteuerten Drumcomputern. Tobacco will alles zu gleichen Zeit und erreicht deshalb nichts. Er kleistert jede Lücke im Sound zu, bis die Songs freiwillig aufhören zu atmen. Die paar guten Ansätze und feinen Ideen, die man dabei noch erkennen kann, werden im Keim erstickt. Eine besondere Erwähnung verdient in diesem Zusammenhang der exzessiv eingesetzte Vocoder, der in dieser Dosierung auch hartgesottene Ohren zum Bluten bringen dürfte.

Das Interesse einer breiteren Öffentlichkeit hat sich Fec durch die Zusammenarbeit mit Beck gesichert, der bei zwei Songs mitmischt. Während "Fresh hex" dabei vor allem durch dessen dankenswerterweise kaum verfremdeten Gesang Klasse und so etwas wie Struktur erhält, geht "Grape Aerosmith" völlig im Brei des restlichen Albums unter. Angeblich haben sich die beiden im Laufe dieser Kooperation nie getroffen, sondern nur Dateien per Mail ausgetauscht - vielleicht hat Beck sogar gedacht, dass diese Tracks noch weiterbearbeitet werden oder nur einen milde irritierenden Hintergrund für hübschen Gitarrenfolk abgeben sollen, statt in dieser Form als komplett ärgerliche Soundansammlung abzurauchen. Aber so kann man sich irren. Eine ganze Dreiviertelstunde lang.

(Rüdiger Pater)

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Highlights

  • Fresh hex (feat. Beck)

Tracklist

  1. Constellation dirtbike head
  2. Fresh hex (feat. Beck)
  3. Mexican icecream
  4. Lick the witch
  5. Sweatmother
  6. Motorlicker
  7. Unholy demon rhythms
  8. Heavy makeup
  9. Grape Aerosmith (feat. Beck)
  10. New juice from the hot tub freaks
  11. Six royal vipers
  12. Overheater
  13. Creepy phone calls
  14. TV all greasy
  15. Stretch your face
  16. Nuclear waste aerobics

Gesamtspielzeit: 42:19 min.

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