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The Budos Band - III

The Budos Band- III

Daptone / Groove Attack
VÖ: 20.08.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Sandkastengroove

Irgendwo in der Südsee stand eine Lieferung Congas am Hafen. Verpackt in eine kleine Holzkiste, vielleicht mit einem "Fragile!" an der Seite und einem Zettel mit der Lieferadresse drauf. Ein neuangestellter Arbeiter las die Aufschrift offensichtlich falsch und ließ jene Kiste direkt nach Brooklyn verschiffen. Ebenso fanden ein paar Trompeten aus New Orleans ihren Weg dorthin, nachdem sie erst in der Wüste Mexikos einen Zwischenstopp gemacht hatten. Die Quittungen für die Annahmen liegen vermutlich verteilt auf dem Fußboden der "House Of Soul Studios", die das ewige Dach der kreativen Auswüchse der Daptone-Musiker sind. Und alles, was diese vier Wände jemals verlassen hat, bestach durch seinen analogen Sound, der allerdings nie in Nostalgie steckte. Vielmehr haben die Musiker und ihr Umfeld ihren eigenen Kosmos gebaut, der sich nicht darum schert, welche Jahreszahl der Kalender zeigt. In das gleiche Horn bläst auch das dritte Album der Budos Band. Jene haben sich nämlich offensichtlich die Falschzustellungen seit 2003 unter den Nagel gerissen. Die Basslinien ziehen an der Orgel vorbei, die Bläser vibrieren vor der Perkussion. Der Wüstensand rieselt langsam aus manchem Schallbecher, und der Groove schlängelt sich durch jede Windung.

Unaufgeregt pumpen hier Soul, Jazz und Afrobeat durch die Noten. Nur in wenigen Momenten lässt sich der Funk verbiegen und den Rhythmus aus der Hand nehmen. "Unbroken, unshaven" schafft es heimlich, eine Melodie neben dem Stampfen der Bläser unterzubringen. Das zähe Ziehen der Takte zwingt die anderen Sektionen in "Nature's wrath" dann fast zur vollständigen Austrocknung. Es ist erstaunlich, dass ein paar Bongos und Congas reichen, um dem Rhythmus genug Druck zu geben und ihn so prägnant in die einzelnen Songs zu legen. Der speckige Bass tut sein Übrigens. Die Bläser pfeifen seit "Rite of the ancient" schon nicht aus dem letzten Loch, aber doch aus dem vorletzten. Die Songs sind reduziert, unterkühlt und gierig. An keiner Stelle tritt Sättigung ein. Dass "III" innerhalb von 48 Stunden eingespielt wurde, ist in dieser Dichte zu vernehmen. Die Luft beginnt sich in jedem Ton zu spiegeln und auszubreiten. Die zehn Bandmitglieder wissen genau, wie sie eine eigene Atmosphäre schaffen, in der alles einen gleichberechtigten Platz hat.

Hitze legt sich wie in "Mark of the unnamed" auf das Dröhnen und Ächzen. Acid Funk ist hier keine lose Beschreibung mehr, sondern in den Adern unterwegs. Erst am Ende dieser verschwitzen Grube sind schemenhaft Stimmen zu hören, die keine Botschaft haben. Über mehr als dreißig Minuten halten The Budos Band die Spannung, ohne sie jemals in einen Höhepunkt gipfeln zu lassen. Sie zapfen mit den Bläsern den Hörer direkt an und ziehen ihren Bannkreis, so weit die Töne reichen. Dieser Rhythmus trocknet einen aus, diese Harmonien treiben den Schweiß auf die Stirn. Ein Untergang, ein Kreiseln, das nur sich selbst kennt und doch schmeichelt. Die Uhr ist zerschlagen, der Sand liegt zwischen den Scherben verteilt. Das Glas wird auch noch bis in die Ferne blenden. Klagelieder aus den tiefsten Sandkästen der Welt.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Rite of the ancient
  • Unbroken, unshaven
  • Budos dirge

Tracklist

  1. Rite of the ancient
  2. Black venom
  3. The river serpentine
  4. Unbroken, unshaven
  5. Nature's wrath
  6. Golden dunes
  7. Budos dirge
  8. Raja Haje
  9. Crimson skies
  10. Mark of the unnamed
  11. Reppirt yad

Gesamtspielzeit: 39:11 min.

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