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Norman Palm - Shore to shore

Norman Palm- Shore to shore

City Slang / Universal
VÖ: 02.07.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Fernbeziehungsweise

Do it yourself klingt zu Unrecht oft nach kratzigen Wollpullovern in Übergröße. Denn dank zahlreicher Modeblogs kann inzwischen wirklich jeder mit zwei linken Händen flauschig-stylische Kleidungsstücke häkeln, klöppeln oder nähen. Es gibt allerdings auch schicke Selbermach-Gebiete, auf denen Hilfestellung nur begrenzt möglich oder nötig scheint und es vielmehr Talent ist, das den Begabten zum DIY-König kürt. Und wenn sich gleich mehrere Talente in einer Person bündeln, wird der Grund für permant kreatives Austoben in Schmerz und Leid gesucht. Das war bislang bei fast allen großen Künstlern so. Auch Norman Palm hätte jede Menge Gründe, um seine kreative Ader zu rechtfertigen.

Sein zweites Album "Shore to shore" beispielsweise spielt auf die Fernbeziehung an, die der Wahlberliner nach Mexiko führt. Palms Heimatstadt ist Meppen, wo sich die Eltern nach einer missglückten Flucht aus der DDR und Gefängnisaufenthalt niederließen. Doch Palm klingt ganz und gar nicht so, als hätte ihn die Provinz frustriert in die Arme der kulturtriefenden Hauptstadt getrieben. Der Kommunikationsdesigner coverte bereits 2007 "Girls just wanna have fun" und "Boys don’t cry" und veröffentlichte ein Jahr später eigene Singer/Songwriter-Stücke auf dem Album "Songs" und lieferte gleich ein Buch mit 200 illustrierten Seiten mit.

Und auch wenn "Shore to shore" sich relativ offensichtlich mit Palms Privatleben auseinandersetzt, gibt es hier keinen nervigen Herzschmerz zu hören. Die Stimmung spiegelt vielmehr Palms lässig verhaltene und trotzdem kosmopolitische Ausstrahlung wider. Der Finne Janne Lounatvuori half bei diesem Album über Vermissen und Abschiede, das seine Spannung stets zu halten vermag und dessen Songs meist so variationsreich arrangiert sind, dass einem angenehm der Kopf schwirrt. Es gibt zwar viele melancholische Gitarrenparts, doch elektronische Klänge spucken den Hörer auch oft mitten im Club aus.

Handclaps und parallel erklingende zarte Anschläge an Ukulele und Gitarre eröffnen das Album, bevor sich unauffällig die Stimme dazumischt und Daniel Nentwig von The Whitest Boy Alive am Rhodes-Piano loslegt. "Start / stop" pulsiert energisch bis zum ersten Refrain, nimmt auf dem Höhepunkt noch die Backgroundsängerinnen mit, um dann leise und jazzig auszuklingen. "$ 20" beginnt ruhig und verklärt, ehe Synthesizer und mehrfach überlagerte Disco- und Karibikbeats akustische Landschaften auftürmen. "Easy" rumpelt erneut synthetisch daher, integriert Afrikanisches und verwächst dann mit Palms zarter, aber markanter Stimme zu einer wuselnden Beatplantage. "Landslide" ist dagegen einer der unaufgeregten Ausritte durch die Prärie. Und wenn beim letzten Song alle Herzschmerzgeplagten sanft in den Schlaf gesungen werden, bleibt nur noch der Wunsch nach mehr so talentierten Fernliebenden.

(Natascha Leo)

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Highlights

  • Start / stop
  • $20
  • Easy

Tracklist

  1. Start / stop
  2. Smile
  3. Images
  4. Landslide
  5. $20
  6. WDYD?
  7. Easy
  8. Sleeper
  9. Phantom lover
  10. Go to sleep

Gesamtspielzeit: 40:52 min.

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