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Fol Chen - Part II: The new december

Fol Chen- Part II: The new december

Asthmatic Kitty / Soulfood
VÖ: 25.06.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 5/10

Maschin' kaputt?

The Booksman und Gmo? Wer sollen die denn sein? Okay, Hinter Samuel Bing oder Sinosa Loa kann man sich ja noch Menschen erdenken. Aber Informationen über die Mitglieder von Fol Chen - und wie viele es letztendlich tatsächlich sein mögen - sind so rar wie eine Ananas im Konsum anno 1985. Was aber nicht daran liegt, dass sich bisher niemand für Fol Chen interessiert hat. Man muss diese Band viel mehr als Künstlerkollektiv begreifen, das sich hinter ihren musikalischen Output stellt. Gerne auch uniform gekleidet und mit selbstgemalten schwarzen Augenmasken. Die Kunst ist das, was zählt, für diese geheimnisvolle Kapelle aus Los Angeles.

Ähnlich rätselhaft und verquer wie sie selbst ist auch Fol Chens "Part II: The new december" geraten. Ein Album voller Kuriositäten, das sich einfach nicht auf irgendetwas festnageln lassen möchte. Und dabei klingt, als hätte ein Rasenmäher aus Versehen ein großes Stück Holz erwischt und sich dadurch selbst zerlegt, um fortan nur noch munter vor sich hin zu kotzen. Öddelöddel pöttpött. Als Grundlage dient fast immer ein ziemlich holpriger und selten gradliniger Elektro-Beat. Darüber streuen Fol Chen einfach alles, wonach ihnen gerade ist. "The holograms" spuckt und zuckelt sich durch knapp vier Minuten und verspricht insgeheim noch einen großen Ausbruch. Der kommt aber natürlich gar nicht. "Men, beasts & houses" soll wohl eine verkappte Ballade sein, über ein ungelenkes Zupfen zu bedrohlichen Hintergrundgeräuschen kommt der Song aber nicht hinaus. "This is where the road belongs" zerfällt hingegen über einem aggressiven Beat in so etwas wie unmotivierte Freejazz-Bläser, die gelangweilt irgendwo am Straßenrand des Pop hausieren. Und was wollen Fol Chen eigentlich, wenn sie dem Hörer mit "They came to me" auch noch eine Art Elektro-Polka auftischen, die Alf seinerzeit auf einer Liste der besten Polka-Jamboree-Auftritte ganz oben stehen gehabt hätte? Man weiß es nicht. Aber es ist gut.

Denn wenn alles zusammenkommt, jedes kleine Versatzteil perfekt passt, dann müssen wohl zwangsläufig Songs wie "C/U" oder "In ruins" entstehen. Obwohl bei "C/U" der Hackstück-Beat, die verkappte Melodie für die Ewigkeit und der ganz große Refrain zunächst planlos nebeneinander herstolpern. Doch plötzlich, als das Lied schon fast zu Ende ist, greifen alle Räder ineinander. Nichts ist mehr rumpelig, nichts neben der Spur. Sie können nämlich, wenn sie wirklich wollen, die Damen und Herren von Fol Chen. Die erste Auskopplung "In ruins", die verdächtig an Robyns "Body talk pt. 1" erinnert, macht gleich von vornherein klar, warum sie die standesgemäße Single dieses sonst eher etwas sperrigen Elektro-Pop-Albums geworden ist. Eine klare Linie, eine schöne Melodie und ein Beat, perfekt für den Tanz im Club, zeichnen "In ruins" aus.

Schlagartig ist offenkundig, dass "Part II: The new december" gar nicht komplett kaputt ist. Einfach nur beknackt. Und ziemlich verspielt. Fol Chen kämpfen gegen die Erwartungshaltung des Hörers und auch irgendwie gegen die eigene an. Welch zauberhaftes Indie-Pop-Album Fol Chen in die Welt schmeißen könnten, verraten viele Bruchstücke der Songs. Dass die Band das aber gar nicht erst will und konsequent eine andere Linie fährt, macht "Part II: The new december" umso verführerischer.

(Kai Wehmeier)

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Highlights

  • The holograms
  • In ruins
  • C/U

Tracklist

  1. The holograms
  2. In ruins
  3. Your curtain call
  4. This is where the road belongs
  5. Men, beasts or houses
  6. C/U
  7. Adeline (You always look so bored)
  8. The holes
  9. They came to me
  10. The new december

Gesamtspielzeit: 35:41 min.

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