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Kraków Loves Adana - Beauty

Kraków Loves Adana- Beauty

Snowhite / Universal
VÖ: 02.07.2010

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Licht und Schatten

Der Gipfel des Glücks ist erreicht, wenn ein schmaler Sonnenstrahl durch die Wipfel der Provinz jagt, der Himmel erleuchtet, ein Farbenmeer entsteht. Das Freiburger Duo Kraków Loves Adana erzeugt durch seinen folkigen Pop mit wenigen Mitteln eine immense, herzzerreißende Dichte, die mit soviel Leichtigkeit ausgestattet ist, dass sie in einem Atemzug mit New Weird America genannt werden kann. Neues verrücktes Deutschland? Man muss nicht gleich übertreiben, doch auf "Beauty" zeigen Deniz Cicek und Robert Heitmann, dass sich tiefgehender Pop aus Deutschland nicht hinter internationalem verstecken muss. Eindrucksvoll geben die beiden dabei ein Beispiel geglückter Integration ab: Roberts Mutter stammt aus der polnischen Großstadt Krakau und Deniz' Eltern kommen aus der türkischen Millionenstadt Adana. Integration erklärt dann auch den Bandnamen, und Liebe kennt sowieso keine nationalen Grenzen.

Um das Glück und um die Liebe muss man nicht unnötig Aufhebens machen. Sie werden hier nur mit dem Essentiellen verpackt. Gitarre und Ciceks manchmal an Anja Plaschg (Soap & Skin) erinnernde Stimme dominieren weitestgehend dieses zerbrechliche Werk voller Liebe und zurückhaltender Melodien, die ihre Einzigartigkeit oft erst nach intensiveren Hördurchgängen preisgeben. Die Spärlichkeit der Instrumentierung hat den großen Vorteil, dass man aus dem Nichts überrascht wird. In "Cold and closed" setzt nach knapp drei Minuten das Tambourin ein und führt das Stück manisch ins Nirwana, und in der Vorabsingle "Porcelain" offenbart das Pianointro die ganze Lakonie und Verspieltheit der beiden Protagonisten, die gerade einmal Anfang 20 sind. Da mutet ein Slogan in Wiederholung wie "Faces replaced / Faces replaced" richtig rebellisch an.

Das ist ganz und gar verwunderlich, da der Aufnahmeprozess in Hamburg eine halbe Ewigkeit gedauert hat und nur behäbig angekurbelt werden konnte. Über ein Jahr haben sie rumgewerkelt vom ersten Kontakt zwischen Produzenten und Musikern bis zur Vollendung. Im Zeitalter der Beschleunigung ist das enorm für ein Debütalbum, bedenkt man, dass manche Werke innerhalb weniger Stunden im Internet zusammengebastelt werden. Der Aufwand hat sich gelohnt. Produzent Scheerer hat gleich noch einen Schlagzeuger mitgebracht. Songs wie "Wolves" gewinnen dadurch eindeutig an Dramatik.

Bei all der Dramatik folgt am Schluss nicht die Katastrophe. Thematisch passiert die schon im brachialen "Peripety / Catastrophe" mit Ciceks Hinweis "Catastrophes held me alive" in der ersten Hälfte von "Beauty", bevor das düstere, aber farbenfrohe Instrumental "~" die Zäsur bringt und die zweite Hälfte des Albums einläutet, was insbesondere für Vinylfreunde erwähnenswert ist. Nein, das Album ist mit dem alles schließenden "Slowly floating blood" sicher kein Manifest des Optimismus, doch es stimmt versöhnlich. Wo Schatten hinfällt, muss irgendwo auch Licht sein, und das ist das Spannende an diesem beeindruckenden Meisterwerk. Das nennt man Leben, das ewige Entdecken des Lebens.

(Carsten Rehbein)

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Highlights

  • Cold and closed
  • A 60's troubadour
  • Wolves
  • Porcelain

Tracklist

  1. Geistermanier
  2. 1993
  3. Cold and closed
  4. A 60's troubadour
  5. Peripety / Catastrophe
  6. ~
  7. Red paperclips
  8. Iron heart
  9. Wolves
  10. Porcelain
  11. Slowly floating blood

Gesamtspielzeit: 45:39 min.

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