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Tom Petty And The Heartbreakers - Mojo

Tom Petty And The Heartbreakers- Mojo

Reprise / Warner
VÖ: 11.06.2010

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Alles im Lack

Bob Dylan wartet. George Harrison ist auch schon da. Jeff Lynne schwitzt unter seiner Mähne, und Roy Orbison flüchtet in den Schatten. Wir schreiben den Sommer 1988, und Los Angeles wird von der Sonne zermürbt. Endlich kommt ein schwarzer Ferrari angerauscht. Das Fenster wird heruntergekurbelt und ein strähniger Blondschopf schaut heraus. Tom Petty schiebt seine Sonnenbrille in Position und ruft: "Wer rastet, der rostet". So bestimmte er vor über 20 Jahren den Leitspruch des vermeintlichen Spaßprojektes Traveling Wilburys. Und lässt mit diesem Satz außerdem tief in seine Seele blicken.

Tom Petty ist in den Reihen der Wilburys gut aufgehoben. So genau weiß man das in jenem heißen Sommer 1988 allerdings noch nicht. Harrison, Dylan, Orbison und Lynne haben allesamt ihre Verabredung mit der Geschichte hinter sich, stehen im Musiklexikon und unsterblich im Plattenschrank. Petty befindet sich gerade im vollen Saft seiner Kreativität, hat die Heartbreakers nach zwölfjährigem Bestehen just in den verdienten Urlaub geschickt und mischt nun mit vollem Selbstvertrauen bei den Großen mit. Die Welt ahnt noch nichts von "Full moon fever" und "Into the great wide open". Auch Petty wird seine Verabredung mit der Geschichte nutzen.

Mittlerweile schreiben wir den Sommer 2010. Orbison und Harrison sind längst tot, das letzte Lebenszeichen von Dylan war eine verkorkste Weihnachtsplatte, und im Radio laufen Bands, die sich einbilden, Southern Rock spielen zu können. Endlich kommt ein blauer Polo angerauscht, mit heruntergekurbelten Fenstern. Eine Orgel ertönt, der Bass wabert, ein Schlagzeug groovt zu Wah-Wah-Gitarren. Plötzlich dieser Satz, nasal gequetscht und wohltuend: "We've run it together / So many times". Die Sonne drückt, der Arm baumelt aus dem Fenster. Was für ein Gefühl! Tom Petty ist zurück.

Und er hat seine Heartbreakers im Schlepptau. Es ist die erste gemeinsame Platte seit der gefühlten Ewigkeit von acht Jahren. "Mojo" heißt das Album, fühlt sich an wie ein Roadtrip durch die Mojave-Wüste, ist so sexy wie die Frau aus der Levis-Werbung (http://www.youtube.com/watch?v=8Uwg5MPLIHE) und gefährlich wie ein Schwelbrand. Die erste Single "First flash of freedom" macht auf Doors und formt sich aus einem dichten, nikotinschweren Nebel. Sechs Minuten sengende Wüstensonne und flirrende Luft. Petty näselt sich durch diese audiophile Hitzewallung, als ob er schon ganz andere Orte gesehen hätte.

Petty und die Heartbreakers sind so wie Springsteen und die E Street Band, Dylan und The Band, Kastelruth und die Spatzen. So sieht es nun einmal aus. Denen macht man nichts vor. Blues? Soul? Country? Folk? Über diese Schubladen lachen sie nur, kreuzen all diese Stile und verleihen ihnen eine ungeheure Lebensfreude. "I should have known it" ist zum Beispiel so rotzig und dreckig, dass selbst Black Rebel Motorcycle Club dagegen wie eine Bande kleiner Racker aussehen. Wer rastet, der rostet eben. Petty aber bleibt sich treu. Und swingt sich mit "The trip to Pirate's Cove" mitten in das jugendlich revolutionierende Herz von Jack Kerouac.

Spätsommerlich melancholisch darf "Mojo" natürlich auch noch werden. "No reason to cry" und "Something good coming" riechen so urtümlich nach den Redwoods in Big Sur, dass man für einen Kurzurlaub nur noch die Augen schließen muss. Sein Ende findet "Mojo" in der psychedelischen Explosion "Good enough", bei der sich selbst der Lack der alten Gibson ES kräuselt. Und das ist ein Zeichen: Petty macht es sich nicht leicht. Und doch ist hier weit und breit kein Rost zu erkennen.

(Christian Preußer)

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Highlights

  • First flash of freedom
  • The trip to Pirate's Cove
  • Lover's touch
  • Something good coming

Tracklist

  1. Jefferson Jericho Blues
  2. First flash of freedom
  3. Running man's bible
  4. The trip to Pirate's Cove
  5. Candy
  6. No reason to cry
  7. I should have known it
  8. U.S. 41
  9. Takin' my time
  10. Let yourself go
  11. Don't pull me over
  12. Lover's touch
  13. High in the morning
  14. Something good coming
  15. Good enough

Gesamtspielzeit: 65:33 min.

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