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Actress - Splazsh

Actress- Splazsh

Honest Jon's / Indigo
VÖ: 21.05.2010

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Unter Druck

Was soll nach dem Track denn bitteschön noch kommen? Wo andere ihre monotonen Neunminüter panisch irgendwo in die zweite Albumhälfte zwischen zwei leicht verdauliche Stücke packen, haut einem Darren Cunningham alias Actress mit "Hubble" gleich zum Auftakt einen Track um die Ohren, nach dem eigentlich schon alles gesagt ist. Wie das gleichnamige Weltraumteleskop kreist er einsam um sich selbst, den Blick starr in die unendliche Ferne gerichtet, schießt klackend ein Bild nach dem anderen, als hantiere er noch mit schweren Fotoplatten, und schickt sie wie zu Zeiten der Rohrpost ratternd hinunter zur NASA. Angesichts des Musikgeschmacks teutonischer Ballartisten ist kaum zu glauben, dass diese verschrobenen, äußerst eigenständigen Klanggebilde von einem ehemaligen Profifußballer stammen, der obendrein auch noch ein eigenes, nicht weniger stilsicheres Label namens Werk Discs betreibt.

Auf diesem erschien vor zwei Jahren auch Actress' Debütalbum "Hazyville", ein Housealbum wie ein Spaziergang durch dichten Londoner Nebel. Voller Bassdrums, die aus der Nachbarwohnung zu kommen schienen, und erfolgreich beim Versuch, die aseptische Sauberkeit vieler digitaler Tanzflurproduktionen mit kiloweise Dreck zu bewerfen. Auch auf "Splazsh" unternimmt Cunningham wieder alles, um nicht so zu klingen wie der große, im Dienste maximaler Funktionalität die immergleichen Presets wiederholende Rest. Tief drunten unter "Lost" und seiner in kleine Schnipsel zerhackten Frauenstimme wummt auch hier wieder eine Bassdrum dumpf vor sich hin. In "Bubble butts and equations" übertönt sie gar die verstreuten Bleeps, als ob zwei Straßen weiter jemand eine 12er-Batterie an Subwoofer angeschlossen hätte, die jetzt die Umgegend in Schutt und Asche legen.

Während allerdings "Hazyville" die eine melancholisch-verschwommene Stimmung immer wieder aufs Neue erkundete, zeigt sich "Splazsh" deutlich bunter. "Always human" katapultiert einen mitten in ein schwer funkendes Houseset hinein. "Get ohn (Fairlight mix)" hingegen begibt sich gleich wieder in den tiefsten Keller, wo im Stroboskop nur einige Flächen aus Detroit aufscheinen. Nach dem bekifft auf dem Gameboy herumdaddelnden "Maze" führt "Purrple splazsh" Prince mit metallenem Futurefunk einer goldenen Zukunft zu, bevor sich "Let's fly" mit ebenso futuristischen, wild irrlichternden Synthesizereskapaden tief vor den Größen Detroits verneigt.

Die Tracks auf "Splazsh" bleiben dabei oft genug fragmentarisch, Schnappschüsse einer Idee, stehen gelassen im Rohzustand, ohne den Anspruch, bis ins letzte Detail feingeschliffen und perfektioniert zu werden. Gerade dadurch entsteht die atmosphärische Verdichtung der Tracks, die in ihrer Basslastigkeit immer etwas Bedrückendes, beinahe Klaustrophobisches an sich haben. Selten so gerne eingesperrt gewesen.

(Harald Jakobs)

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Highlights

  • Hubble
  • Lost
  • Maze
  • Purrple splazsh
  • Let's fly

Tracklist

  1. Hubble
  2. Lost
  3. Futureproofing
  4. Bubble butts and equations
  5. Always human
  6. Get ohn (Fairlight mix)
  7. Maze
  8. Purrple splazsh
  9. Senorita
  10. Let's fly
  11. Wrong potion
  12. Supreme cunnilingus
  13. The kettle men
  14. Casanova

Gesamtspielzeit: 61:52 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
@e.coli
2012-04-27 13:42:04 Uhr
super tipps, danke!
e.coli
2012-04-27 13:28:32 Uhr
Ja, die EPs von Andy Stott sind großartig! Wegen den beiden Scheiben habe ich angefangen, Vinyl zu kaufen :)

Ich zähle jetzt einfach mal die letzten größeren, tollen Veröffentlichungen auf, die in eine ähnliche Richtung gehen, aber trotzdem auch viel Eigenes zu bieten haben:

Morphosis What Have We Learned
Claro Intelecto Reform Club ("Second Blood" erinnert seeehr an den aktuellen Sound von Andy Stott)
Raime Raime EP / Hennail
Pinch & Shackleton dto.
Kangding Ray OR

Alles sehr atmosphärische Sachen.
saihttam
2012-04-27 13:16:03 Uhr
Splazsh kenne ich schon länger, Pitchfork war nur der Grund, es mal wieder zu hören.
Da mir Atmosphären eh oft wichtiger sind als einzelne Hits, könnte das neue Album dann vielleicht eher was für mich sein. Und wenn du schon Andy Stott ansprichst, seine letztjährigen EPs finde ich auch wirklich toll. Demdike Stare kenne ich noch nicht.
@e.coli
2012-04-27 13:13:53 Uhr
Vielen Dank für Andy Stott und Demdike Stare, einfach nur sagenhaft. Weitere Empfehlungen in diese Richtung?
e.coli
2012-04-27 01:20:30 Uhr
Pitchfork schickt dich? :)

Also als Album ist es wesentlich geschlossener als Splazsh, aber bis auf "The Lord's Grafitti" fehlen die Hits, welche Splazsh hatte. Es ist anders, aber großartig. Ich finde es unglaublich, welche Atmosphäre der Typ schafft durch die viel Layer und den ganzen Staub darauf und dazwischen. Zusammen mit Andy Stott und Demdike Stare das Beste, was elektronische Musik in diesem Bereich momentan zu bieten hat.
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