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LCD Soundsystem - This is happening

LCD Soundsystem- This is happening

DFA / EMI
VÖ: 14.05.2010

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Der Längenvergleich

"Waaaaah! Hör mal! Mein derzeitiger Lieblingssong! Der läuft bei mir rauf und runter, und wenn er vorbei ist, mach ich ihn wieder an. Der soll auf meiner Hochzeit laufen und bei meiner Beerdigung, und nächste Woche, wenn wir an die Nordsee fahren, erstelle ich eine Playlist mit diesem Song in hundertfacher Ausführung. Damit kann ich mich einfach so gut identifizieren! Der singt da echt über mein Leben, glaube ich." Auch schon mal mit so jemandem eine Unterhaltung geführt? Auch entnervt den Kopf geschüttelt und das eigene Lieblingslied angemacht? Und den Gedanken mit der Playlist übernommen? Das Blöde an Lieblingsliedern ist ja oft, dass sie viel zu kurz sind. Deshalb gibt man den anderen Songs auf dem Album irgendwann auch mal eine Chance. Und findet noch ein Lieblingslied. Und noch eines. Auf "This is happening", dem dritten und voraussichtlich letzten regulären Studioalbum von LCD Soundsystem und Mastermind James Murphy, findet man ausschließlich solche Lieblingslieder - und die sind allen anderen immer eine Nasenlänge voraus.

Denn bei Murphy gibt es keine halben Sachen. Da ist ein Song von fünfeinhalb Minuten Länge ein kurzer, und wenn der Opener mit knapp neun Minuten nicht einmal der längste ist, hat das schon etwas zu bedeuten. Vielleicht eine Erklärung für die ausgedehnte Schaffenszeit von zwei Jahren, die auch der Qualität von "This is happening" wieder genutzt hat. Gedankt hat man Murphy das alles jedoch nicht: Bereits Wochen vor der Veröffentlichung landete das komplette Album im Netz, und der Leak zwang ihn förmlich, es allen Interessenten in Form eines Streams auf seiner Website zugänglich zu machen. Mach dir nichts draus, James! Wenigstens Plattentests.de hat nur darauf gewartet, es endlich in den Händen zu halten und darüber berichten zu können. Das hat die erste Single "Drunk girls" mit abgedrehtem Spike-Jonze-Video nur bestärkt, und dieser erste kleine Vorbote kann noch gar nicht ausdrücken, was den Hörer schließlich erwartet.

Es beginnt mit der Ruhe vor dem Sturm: "Dance yrself clean" startet ausschließlich mit Gesang und Bongo-Rhythmus. Und das bleibt für die ersten Minuten so, geht ins Ohr, breitet sich aus. Bis die Synthesizer loslegen, Murphy mehr schreit als singt und das Schlagzeug nicht nur für Kopfnicken, sondern für wahre Freudentänze sorgt. Ähnlich verhält es sich mit "You wanted a hit", dessen Text mit einer kleinen Rebellion aufwartet: "You wanted a hit? / Well, this is how we do hits / You wanted a hit? / But that's not what we do". Für eine großartige Zeit auf der nächsten Hausparty eignet sich der Track natürlich dennoch bestens. Da er außerdem mit über neun Minuten der klare Sieger im Längenvergleich auf der Tanzfläche ist, braucht es jedoch seine Zeit, bis das Ganze von der sanften, verspielten Melodie zu einem beatlastigen Übersong heranwächst. Dann paart sich die elektrische Gitarre mit ein paar elektronischen Loops, bis der Schwindel einsetzt. Und der bleibt Gott sei Dank noch länger erhalten, denn die Reise geht weiter.

"All I want" klingt nach einer Achtziger-Jahre-Hommage mit E-Gitarren-Unterstützung und einem entspannten Murphy, der dem hektischen Rhythmus seine klare Stimme entgegensetzt. Auch hier wird es wie auf den meisten Songs zur Mitte hin verspielter, doch die Synthies steigern sich zum Ende hin so sehr, dass ein vertontes Science-Fiction-Szenario inklusive allerlei Lichteffekte vor dem inneren Auge erscheint. Zum Ende von "This is happening" wird es fast versöhnlich: Dem schwermütigen "New York, I love you but you're bringing me down" vom letzten Album "Sound of silver" steht nun "Home" gegenüber, ein fröhlich-poppiger Song, dessen Melodie so mopsfidel klingt, wie der Hörer sich danach fühlen dürfte. Murphy hat mit wieder alles richtig gemacht. Statt die beiden Vorgänger zu wiederholen, hat er ein weiteres eigenständiges Kunstwerk erschaffen. LCD Soundsystem is playing at my house - und das noch für lange, lange Zeit.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Dance yrself clean
  • Drunk girls
  • I can change
  • You wanted a hit

Tracklist

  1. Dance yrself clean
  2. Drunk girls
  3. One touch
  4. All I want
  5. I can change
  6. You wanted a hit
  7. Pow pow
  8. Somebody's calling me
  9. Home

Gesamtspielzeit: 65:32 min.

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