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The Picturebooks - Artificial tears

The Picturebooks- Artificial tears

Nois-O-Lution / Indigo
VÖ: 02.04.2010

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Viel Lärm im Nichts

Gütersloh wurde letztes Jahr viel Unrecht getan. Aus dem Nichts seien The Picturebooks und ihr nervenzerrender Noiserock aufgetaucht, hieß es damals allerorten. Weil der musikalische Fingerabdruck von The Picturebooks - wie bei Newcomern nicht unüblich - noch nirgends registriert war, als ihr Debüt "List of people to kill" dem Gitarrenverzerrer eine Liebeserklärung machte. Doch der staunende Unterton darin muss verwundern: Wo sonst, wenn nicht in der spröden Einöde ihrer Kleinstadt hätte das Trio diese wütende Rohheit entwickeln sollen? Ganz davon abgesehen, dass Sänger und Gitarrist Fynn Grabke schon durch seinen Vater Claus, Ex-Skateboarder und ehemaliger Frontmann von Thumb und Alternative Allstars, einen leichten Standortvorteil in Sachen Rockmusik vorweisen kann.

Während "List of people to kill" über sein ungestümes Lärmspektakel manchmal ein wenig die Songs vergaß, lenkt "Artificial tears" die bandeigene Kratzbürstigkeit in klarere Bahnen: Zum urwüchsigen, vollverzerrten Rock gesellt sich im zweiten Streich auch ein fiebriger Psychoblues, mit dem sich die Noise-Eskapaden des Trios genüsslich verbrüdern. Die Band zieht damit ihre Inspiration aus mindestens drei Dekaden: Wo Black Sabbath die glühende Schwere der 1970er liefern, besorgt sich das furiose Elektro-Rock-Kombinat "Sensitive feelings all electric" neben seinen Synthesizer-Bruchstücken auch noch ein paar waschechte Kraftwerk-Samples, und nicht nur Strubbelhaar und gelegentliches Flanellhemd der Protagonisten deuten in jedem dritten Song auf Kurt Cobain und den lärmenden Alternative Rock der Neunziger, wenn Grabke sich mal wieder die Stimmbänder überreizt. Aktuelle Indiefavoriten aus der Blues-Schepperecke wie The (International) Noise Conspiracy oder The Raconteurs schimmern in Titeln wie "Kiss me goodbye" sowieso durch.

Angenehmerweise singt er auf "Artificial tears" jedoch auch. Im halluzinogen dahergroovenden Hexenwerk "I put a spell on you" macht er damit eine ebenso gute Figur wie in der zum Ende hin ähnlich anschwellenden, angespannten Coolness von "Dance tiger dance". Solche Anleihen an Queens Of The Stone Age stehen der Band, auch wenn ihre Kernkompetenz zwischen Stooges und Nine Inch Nails im gepflegten Noise-Abriss a la "Running out of problems (You can have some of mine)" liegt. Gegen Ende nimmt die Dynamik etwas ab und können sich die Songs stellenweise nicht recht zwischen intuitivem Krach und überlegter Struktur entscheiden. Beides gleichermaßen hinzukriegen, wird der kommende Drahtseilakt für The Picturebooks werden. Dafür dürfte die Band auch ihr selbstgestecktes Ziel von drei Alben in drei Jahren etwas vernachlässigen. Andererseits: Was soll man im Nichts schon anderes machen als kräftig Lärm?

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • I put a spell on you
  • Sensitive feelings all electric
  • Finders / Keepers

Tracklist

  1. I put a spell on you
  2. Twisted truth / Mislead youth
  3. I'm drawing hearts on your jeans
  4. Running out of problems (You can have some of mine)
  5. Sensitive feelings all electric
  6. Dance tiger dance
  7. Kiss me goodbye
  8. Finders / Keepers
  9. Artificial tears
  10. Personality grown on a tree
  11. The phone won't ring for you tonight

Gesamtspielzeit: 40:25 min.

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