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Love Is All - Two thousand and ten injuries

Love Is All- Two thousand and ten injuries

Polyvinyl / Cargo
VÖ: 16.04.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 8/10

Yogi Bär auf Helium

Dass Kinder so ab drei Jahren kleine Terroristen, Anarchisten und Egoisten sind, gilt ja gemeinhin als Hinweis auf die genetische Ich-AG in uns allen. Der wahre Grund könnte indes viel einfacher sein: Spätestens jetzt treten sie nämlich im Kollektiv auf. Haben erste Kumpel und Kumpelinen und bündeln ihre Kräfte zielsicher aufs Nervenkostüm ihrer Ernährer. Die antworten meist halbverzweifelt und zu Tode erschöpft mit dem Hinweis auf die "Wahrhaftigkeit" dieser Verhaltensweisen. Die ewig trotzige, hyperaktive Pippi-Langstrumpf-Leier - wer da nicht aus Schweden kommt, hat verloren. Love Is All kommen hingegen direkt aus Schweden in den Nervenzusammenbruch gehopst, richten dabei aber weitaus weniger Schaden an, als man vermuten könnte.

Hat "Repetition" ein Stop-And-Go-Riff der Marke Breeders oder gar Poster Children in der Brotdose, so beißt sich "Bigger bolder" an Surf-Rock fest und tiggert sich "Early warnings" durch Mod-Punk und Rockabilly gleichermaßen. Jeweils hitverdächtig, versehen mit großen Auf- und Abgängen sowie simplen Melodien, die von einer punktlandenden Rhythmik aufgelockert, aber auch kongenial unterstützt werden. Und teils mit einem Saxophon im allerschönsten Gänsehals-Würgaround, das tatsächlich an die frühen Psychedelic Furs denken lässt - auf "Two thousand and ten injuries" allerdings seltener eingesetzt wird als noch bei "Nine times that same song".

Der Sound ist dabei eher auf hintergründigen Druck ausgelegt. An der Oberfläche wirkt alles fluffig, licht und immens freundlich. Zickig werden Love Is All selten einmal, böse erst gar nicht. Im Grunde sind hier Punk und New Wave mindestens ebenso dick im Geschäft wie Kulleraugen-J-Pop. Das liegt natürlich an Sängerin Josephine Olausson, die von Bauchstimme ebenso wenig hält wie vom Ausklingenlassen der Vokale. Selbst wenn die fließenderen Bewegungen von "The birds were singing with all their might" einen ebensolchen Vortrag einfordern, schafft es Olausson gerade einmal, sich auf ein süß-kokettes Näseln herunterzudrücken. Das führt beim Schunkeln und Schütteln von "False pretense" oder "Dust" dazu, dass ihre Stimme ständig Offbeats in den Takt schlägt. Und so zu einer weiteren Rhythmusfigur im Bonbonregen wird.

Glücklicherweise bricht Olausson aber noch vor dem Kindergeburtstag ab. Obwohl man sie ab und an doch auch im Clownskostüm durch kreischende Rotzlöffelhorden flickflacken hört, die Stimme zum kathartischen "Fiepfiepfiep" erhoben. Wenn dann noch die Gitarren ständig in einen zuckrigen Hallraum hinein seicht übersteuert werden (tiefe E- bis D-Saite brauchen Love Is All im Grunde ebenso wenig wie Olausson ihre Bauchstimme), 2010 "Bababas" pro Song gerade mal genug sind, das Gesamtpaket mit seinem allgegenwärtigen Funk dennoch absolut zum Poschütteln einlädt und all das nicht bis zum Exzess übertrieben wird - dann tummelt auch der Hörer nur zu gerne mit. Mit Yogi Bär auf der Heliumparty. Mit den Biber Brüdern nach einer Überdosis Oxnard Montalvo. Und Ren & Stimpy beim fröhlichen Seelenstriptease. Love is all we tweet.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Repetition
  • Never now
  • Early warnings
  • A side in a bed
  • Dust

Tracklist

  1. Bigger bolder
  2. Repetition
  3. Never now
  4. Less than thrilled
  5. Early warnings
  6. False pretense
  7. The birds were singing with all their might
  8. Again, again
  9. Kungen
  10. A side in a bed
  11. Dust
  12. Take your time

Gesamtspielzeit: 34:09 min.

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