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Incubus - Morning view

Incubus- Morning view

Immortal / Epic / Sony
VÖ: 22.10.2001

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ocean drive

Fred Durst kann nicht singen, Jonathan Davis ist auf Prozac, Zack de la Rocha hat keine Lust mehr und Mike Patton verstrickt sich zunehmend in allzu lärmiger Avantgarde. "Was nun?", fragt sich der Fan des gepflegten Kreuzübers und stolpert plötzlich über eine Band, die er bislang für entrückte Primus-Plagiatoren gehalten hatte. Als "Make yourself" vor zwei Jahren erschien, hatte Incubus jedenfalls kaum einer auf dem Plan. Mit grandiosen Songs wie "Pardon me" und vor allem der relaxten Hymne "Drive", welche mit einiger Verspätung und noch mehr Promotion auch hierzulande in den Charts einschlug, aber machte der Fünfer aus Kalifornien spätestens dieses Jahr nachhaltig auf sich aufmerksam. Es geht also auch im Jahr 2001 noch, vertrackte Rhythmen, eingängige Melodien und ein gerüttelt Maß an Härte unter einen Hut zu bringen, ohne sich gleich eine rote Kappe aufsetzen zu müssen.

Kein Wunder, daß ihr Label da Lunte roch und Incubus zum Einspielen von "Morning view" in einer schicken Villa direkt am Meer einquartierte. Wenn Brandon Boyd Gedanken wie "I dig my toes into the sand / The ocean looks like a thousand diamonds / Thrown across a blue blanket" von sich gibt, spürt man in seiner Poesie auch gleich das Mehr an Sonnenstrahlen, das durch "Morning view" fließt. Das berührende "Wish you were here" zeigt als erste Auskopplung bereits, wo die erneut von Scott Litt betreute Reise hingehen soll: weniger Science Fiction-Rock, mehr bodenständiger Pop. Weniger Geschwurbel, mehr Emphase. Mit Melodie und Groove als Messer und Gabel schneiden sich Incubus ihr eigenes Stück vom Kuchen ab, der da Alternative Rock heißt und längst zum Mainstream geworden ist.

Als frischgebackener Popstar kann man sich denn auch so einiges leisten. Boyd lümmelt sich um "11am" noch in einem Bett aus sphärischen Geigen, läßt die Zeit verstreichen und reicht sich seinen Selbstzweifeln zum Frühstück: "By now you would think that I would be up / But my bedsheets shade the heat of the choices I have made." Das packende "Nice to know you" schwebt über einem schüchtern flüsternden Groove heran und stampft plötzlich mit den Füßen auf. "I haven't felt the way I felt today / In so long it's hard for me to specify" stellt Boyd fest und versucht, sein angeschlagenes Selbstbewußtsein aufzupäppeln. Er findet die Kraft in sich selbst: "So could it be that it has been there all along?"

Mit gepfefferten Riffs und zuckenden Rhythmen eilen ihm seine Kollegen zur Hilfe und reichen ihm statt koffeinfreiem Kaffee gleich ein paar Chili-Schoten zum Frühstück. Das aufgekratzte "Blood on the ground" und der beherzte Springinsfeld "Circles" brodeln um die Wette, während dem entspannten "Are you in" die Sonne aus dem Arsch scheint. Selbst die entrückten Regentropfen von "Under my umbrella" verdampfen auf der meist feurigen Oberfläche, bis schließlich das kimonogewandete "Aqueous transmission" allen einen grünen Entspannungstee reicht.

Den bitteren Beigeschmack kontern Incubus mit Besinnung auf eigene Stärken. Routiniert rackern Baß, Drums, Gitarren und Turntables um den rechten Beat. Niemand drängt sich auf, alle stellen sich in den Dienst des Songs, den Boyds gerne neben der Schnur agierendes Organ mal zärtlich in die Hand nimmt, dann wieder feuerspuckend in die Welt hinauspreßt. Selbst in schleppenden Momenten wirken die Rhythmen seiner Musketiere Einziger, Lance, Pasillas und DJ Kilmore nicht träge. "Morning view" ist eben eine ziemlich ausgeschlafene Scheibe und auch dann noch hellwach, wenn sich auf ihrer Auslaufrille die Frösche müde quaken.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • Nice to know you
  • Wish you were here
  • 11am

Tracklist

  1. Nice to know you
  2. Circles
  3. Wish you were here
  4. Just a phase
  5. 11am
  6. Blood on the ground
  7. Mexico
  8. Warning
  9. Echo
  10. Have you ever
  11. Are you in
  12. Under my umbrella
  13. Aqueous transmission

Gesamtspielzeit: 54:00 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

didz

Postings: 1982

Registriert seit 29.06.2017

2024-02-11 23:46:56 Uhr
das neue echo is toll und macht auf jeden fall neugierig was sie mit dem rest gemacht haben.
das könnte richtig richtig gut werden.

Dan

Postings: 358

Registriert seit 12.09.2013

2024-02-11 22:59:30 Uhr
Ja, vor allem kommt's komplett überraschend und passt wirklich sehr, sehr gut, das neue Ende.

Stimmlich war Brandon, muss man aber auch sagen, schon deutlich schlechter zu hören. Seine Stimmfarbe hat sich mit den Jahren etwas verändert und hohe Stimmlage scheinen im Probleme zu bereiten, aber bei diesem Track hält er sich doch ganz gut.

boneless

Postings: 5293

Registriert seit 13.05.2014

2024-02-10 23:59:52 Uhr
Die Neu-Interpretation vom sowieso schon tollen "Echo" ist mittlerweile draußen - und setzt dem Original noch eins drauf. Mehr Schwung und ein toller Klimax am Ende... Wunderbar!

Dem muss ich überraschenderweise komplett zustimmen. Klingt mir zwar in Teilen etwas zu routiniert, da fehlt schon der Charme des Originals, aber das neue Ende macht sehr viel her. Da ist man doch direkt gespannt, was einem am 10.05. präsentiert wird.

Affengitarre

User und News-Scout

Postings: 10783

Registriert seit 23.07.2014

2024-02-10 19:22:07 Uhr
Instrumental finde ichs ganz interessant, gesanglich hat Brandon allerdings mächtig abgebaut. Immerhin hab ich wieder Lust auf das Originalalbum bekommen. :D

Dan

Postings: 358

Registriert seit 12.09.2013

2024-02-10 19:01:09 Uhr
Die Neu-Interpretation vom sowieso schon tollen "Echo" ist mittlerweile draußen - und setzt dem Original noch eins drauf. Mehr Schwung und ein toller Klimax am Ende... Wunderbar!

Bin dadurch ganz gespannt auf "Morning View XXIII"... Fand die Idee davor eigentlich öder, aber der Track überzeugt sehr.
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