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JJ - No. 3

JJ- No. 3

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 16.04.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Tschüss dann

Loslassen können. Eine Thematik, die für das Erschaffen moderner Popmusik eine mindestens genauso wichtige Triebfeder ist, wie der Prozess des sich Kennenlernens und Verliebens. Nur dass diese Seite der Medaille die melancholischeren und wahrscheinlich auch die besseren musikalischen Früchte trägt. Viele Songs wurden über Trennungen geschrieben, ja gar einige Alben, die in ihrer defätistischen Grazie bewusst machen, dass man erst dann erkennt, was man an der Liebe hatte, wenn sie einmal wie eine Seifenblase geplatzt ist. Übrig bleibt eine kleine, schillernde Pfütze als Souvenir und Mahnmal. Mehrere Lieder darüber können auch JJ singen, zwei junge Schweden, die nun mit "No. 3" ein neues Album veröffentlichen, welches die triste Beziehungsbruch-Thematik zum obersten Lebensordnungspunkt auserkoren hat.

"Let go", der zentrale Song der Platte, beginnt schaurig-schön mit einer Mundharmonika und pluckernden Beats, bricht alsbald aus diesem wohlig-weichen Kokon, macht der Stimme von Elin Kastlander Platz und verwandelt sich im Laufe der drei Minuten zu einem schwarzen Loch aus Melodie, Rausch und Traum. Raffinierter können Verzweiflung und Wehmut nicht in Ton gegossen werden. Doch auch fernab dieses zärtlichen Statements fahren JJ, die mit ihrem letzten Album "No. 2" ein in Kennerkreisen hochgeschätztes Ausrufezeichen schufen, große Geschütze auf, die sich nicht einmal davor scheuen, die schauderhaften ATC zu zitieren. So beginnt der Opener "My life" - ein Beinahe-Cover des The-Game-Songs gleichen Titels - als verschlafenes Klagelied, das die quälende Frage "What the hell am I doing right?" aufwirft, bevor es nach eineinhalb Minuten auf dem Pop-Highway in Richtung Trash abbiegt und konstatiert: "Na, na, na, na, na, it goes around the world." Auf solch krude Ideen kommt nicht einmal Obertüfftler Brian Burton (Danger Mouse) an ganz besonders bunten Tagen.

Die Kompositionen dieses Albums sind ebenso schwer in Wort zu fassen, wie das Gefühl, das einem beim Hören durchdringt. Melancholische Musik, die Electro, Soul, HipHop und Rock atmet, aber tief im Inneren, wo das Blut noch heiß und die Welt nicht mehr in Ordnung ist, ist dieses Album purer, formvollendeter Pop. Pop, der zu Skurrilitäten neigt: Neben der erwähnten Verbeugung vor dem kreativen Output der Eurodancer ATC findet sich auf "No. 3" beispielsweise auch ein obskures Sample, das einen Treffer des schwedischen Fußball-Nationalspielers Zlatan Ibrahimovic feiert. Für "No. 3" gilt es Furchtlosigkeit zu beweisen, denn das eigene Popverständnis wird ohne Rücksicht auf gängige Konventionen und Bequemlichkeiten auf links gedreht, durchgeschüttelt, ausgewrungen und zum Trocknen in die balearische Mittagssonne gehängt. JJ spinnen auf diesem körperlosen Album ihre fantastastische Vision ausgebufften Dreampops konsequent weiter. Eine Vision, deren nie versiegende Quelle der Herzschmerz ihrer Protagonisten ist. Und somit ergiebiger als jede rosarote Liebelei.

(Kevin Holtmann)

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Highlights

  • My life
  • Let go
  • You know

Tracklist

  1. My life
  2. And now
  3. Let go
  4. Into the light
  5. Light
  6. Voi parlate, io gioco
  7. Golden Virginia
  8. You know
  9. No escapin' this

Gesamtspielzeit: 27:12 min.

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