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Lenny Kravitz - Lenny

Lenny Kravitz- Lenny

Virgin
VÖ: 29.10.2001

Unsere Bewertung: 4/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Rock\'n\'Roll is dead

Wir erinnern uns: Zwölf Jahre ist es mittlerweile her, daß ein junger Künstler mit dicken Dreadlocks und breiten Schlaghosen "Let love rule" forderte, seinen Zuhörern eine Blume ins Knopfloch steckte und sie auf eine Zeitreise in die guten alten Sechziger entführte. Damals noch spaltete Lenny Kravitz das musikhörende Volk. Für die einen war er nicht mehr als ein weiterer unglaublich schmieriger Typ in wirklich schlimmen Klamotten, der sich nicht entscheiden kann, ob er Prince oder Jimi Hendrix sein will und zu allem Ärger auch noch die ganzen schönen Prom-Frauen abbekommt. Die anderen wiederum sahen in ihm den einsamen Fackelträger des 60ies-Rock, einen im positiven Sinn eigenwilligen Künstler.

Lennys letztes Studioalbum, das simpel "5" betitelte Werk, schließlich war ein Bruch mit den eigenen Idealen. Erstmals wurde das Spotlight von der Gitarre weg, hin zu Funk- und Soul-Faxen gedreht, digitale Aufnahmetechnik kam zum Einsatz, und für die Verhältnisse des Mannes von den Bahamas ging es geradezu modern zu. Fraglos ein Flirt mit dem Mainstream, der genau wie die Frauen nicht widerstehen konnte. Ein Grammy und Millionen verkaufter Platten waren die Überbleibsel dieser Affäre - einzig und allein die Blumenkinder fühlten sich verraten.

Natürlich hielt auch diese Beziehung nicht lange, und ein mittlerweile 37jähriger - keine Sorge, Lenny, man sieht es Dir echt nicht an! - Mr. Kravitz tut das, was so viele Männer nach einer gescheiterten Beziehung tun: Er sucht seine Wurzeln und glaubt sie offenbar im Rock zu finden. Dementsprechend macht der Opener "Battlefield of love" seines neuen Longplayers "Lenny" wieder ordentlich Feuer unterm Allerwertesten. Lenny klingt frisch und druckvoll wie seit Jahren nicht mehr, die Rechnung mit der Rückkehr zum Altbewährten scheint aufzugehen. Daß das folgende "If I could fall in love" einen Gang zurückschaltet stört da nicht weiter, man kann ja bekanntermaßen auch im vierten noch ordentlich Gas geben.

Die endgültige Ernüchterung jedoch, das bis zum Anschlag gedrückte Bremspedal, folgt auf dem Fuße: "Yesterday is gone (my dear Kay)" ist eine dieser unverbesserlich kitschigen Feuerzeugballaden, für die man Lenny wutentbrannt den Stecker aus dem Amp ziehen möchte. Gleiches gilt für "Stillness of heart", doch so richtig zum Afroraufen wird es dann erst in "God save us all". Wanderprediger Lenny drischt mit leeren Phrasen wie "We need a teacher / We must learn to see the light" um sich und unterlegt das Ganze mit dem abgestandensten Bluesriff überhaupt. Die wenigen guten Ansätze rutschen auf der glibberigen Pathos-Spur aus wie ein Einwohner der Bahamas beim Eislauf-Versuch. Auch mit Hilfe des furiosen "Bank robber man", dem er gegen Ende über den Weg läuft, schafft es Lenny Kravitz nicht mehr, der Geschmackspolizei zu entkommen. Wo einst männliche Dreadlocks wedelten, hängen heute nur noch fettige Schmalzlocken schlapp herunter, die Lenny den Blick für das nehmen, was er eigentlich könnte, wenn er nur wollte: schnörkellos rocken.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Battlefield of love
  • Bank robber man

Tracklist

  1. Battlefield of love
  2. If I could fall in love
  3. Yesterday is gone (my dear Kay)
  4. Stillness of heart
  5. Believe in me
  6. Pay to play
  7. A million miles away
  8. God save us all
  9. Dig in
  10. You were in my heart
  11. Bank robber man
  12. Let's get high

Gesamtspielzeit: 49:58 min.

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