She & Him - Volume two
Merge / Domino / Indigo
VÖ: 23.03.2010
Unsere Bewertung: 7/10
Eure Ø-Bewertung: 6/10
Sie & wir
Wer das abstreitet, ist wahrscheinlich ein Lügner: Zooey Deschanel und M. Ward muss man einfach mögen. Sie für ihren unschuldigen Engelsblick, hinter dem man den Einschlag eines kleinen Teufelchens genau erkennen kann. Ihn für die wuschelige Frisur und das stetige Vermitteln eines etwas kauzigen Eindrucks. Sie beide für ihre wunderbar flockige Musik, bei der sogar Mutti noch feuchte Augen kriegt und von damals erzählt, obwohl es She & Him erst seit 2006 gibt. Deschanel und Ward sind moderne Naturalisten. Sie müssen welche sein. Wie sonst gelingt es ihnen, ihre Lieder, ihre Melodien, ihr gesamtes Auftreten derart direkt nach dem Leben zu schneidern, ohne dabei aufgesetzt zu wirken?
Da besteht natürlich die Gefahr, sich auf seinen Lorbeeren auszuruhen, weil die Hörer ja ohnehin alles schlucken. Man wird schließlich geliebt. Gespart haben She & Him bei ihrem zweiten Album aber höchstens am Titel. Dem Debüt "Volume one" nun "Volume two" nachzulegen, ist nämlich nicht gerade ein Geniestreich. Musikalisch sieht es da schon anders aus: Während Ward an den Reglern drehte, kümmerte sich Deschanel um das Songwriting - fertig ist der würdige Nachfolger. Und nicht nur das: Den Hörer erwartet außerdem ein Gute-Laune-Garant, wie schon die erste Single "In the sun" samt klassischem High-School-Musical-Video klarmacht. Zwölf ebenso großartige, warmherzige Stücke folgen. Das Duett "Ridin' in my car" etwa, ein Cover von NRBQ mit vermutlich beabsichtigter Nähe zu "Grease" und Artverwandtem. Und während sich die beiden Protagonisten dabei gegenseitig anschmachten und einander nachtrauern, möchte man sich am liebsten lachend vor besungenes Auto werfen, um glücklich ins Jenseits übergehen zu können.
Ein ähnliches Kaliber ist "Home", bei dem eine zuckersüße Deschanel vor dem geistigen Auge über eine Wiese streift und heimlich Unkraut statt Gänseblümchen zupft. "California is a great big nation" singt sie dazu genau so selbstverständlich, wie sie Ehemann und Death-Cab-For-Cutie-Frontmann Ben Gibbard anhimmelt, der gemäß Lyrics der netteste Junge ist, den sie je getroffen hat. Währenddessen zupft Ward an der Gitarre herum und zeichnet dank seiner notorischen Detailverliebtheit für jeden noch so kleinen, kaum hörbaren Ton verantwortlich. Auch bei "If you can't sleep", dessen Titel kaum irreführender sein könnte. Denn hierbei handelt es sich hier nicht bloß nur um den letzten Song eines sehr guten Albums oder einen musikalischen Abschiedsgruß, sondern um ein Schlaflied. Ohne instrumentale Begleitung wird Deschanel von einem summenden Chor getragen, während sich Ward in aller Bescheidenheit und Introvertiertheit um das Grundgerüst kümmert. Wie er überhaupt für alles zuständig ist, was hinter den Kulissen passiert, während Deschanel als Aushängeschild dem ungewöhnlichen Duo ein Gesicht gibt. Und beide können im Grunde machen, was sie wollen - solange sie es so machen, wie das Leben spielt, ist alles in schönster Ordnung.
Highlights
- In the sun
- Ridin' in my car
- Me and you
- Sing
- Brand new shoes
Tracklist
- Thieves
- In the sun
- Don't look back
- Ridin' in my car
- Lingering still
- Me and you
- Gonna get along without you now
- Home
- I'm gonna make it better
- Sing
- Over it over again
- Brand new shoes
- If you can't sleep
Gesamtspielzeit: 43:24 min.
Referenzen
Jenny Lewis With The Watson Twins; Neko Case; Camera Obscura; Clare & The Reasons; El Perro Del Mar; Dusty Springfield; Loretta Lynn; Nancy Sinatra; The Supremes; The Ronettes; The Pipettes; June Carter Cash; Johnny Cash & June Carter; Lee Hazlewood & Nancy Sinatra; Chet Atkins; Isobel Campbell; Oh Susanna; M. Ward; Belle & Sebastian; Aberfeldy; Saturday Looks Good To Me; The Little Ones; The Bittersweets; The New Pornographers; The Zombies; The Beatles; The Beach Boys; Holly Golightly; Rosie Thomas; Regina Spektor; Jens Lekman; The Magnetic Fields; Gram Parsons
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