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Six Gallery - Breakthroughs in modern art

Six Gallery- Breakthroughs in modern art

Superball / SPV
VÖ: 19.03.2010

Unsere Bewertung: 8/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Ultima oratio

Es hätte durchaus Grund gegeben für ein erstes Doppelfeature auf Plattentests.de. Anlass sind die Platten zweier Bands, wie sie zugleich unterschiedlicher und ähnlicher nicht sein könnten. Beide sind uramerikanisch, nicht nur in der Herkunft, sondern in jeder Faser ihres musikalischen Ausdrucks. Beide bewegen sich an den Rändern eines Stils, der in Auskennerkreisen einst als Mathrock für Furore sorgte - und dem man trotz dankend angenommener, nie gehörter Energieschübe ab und an doch auch mal den Stock aus den vier Buchstaben ziehen wollte. Wo jedoch So Many Dynamos' Drittwerk "The loud wars" den Blick zugleich zurück und voraus richtet, da verfeinert, verpoppt und verkracht das Debüt von Six Gallery aus Ohio die genretypischen Rhythmen und den Proto-Jazz-Vibe mit der harmonischen Klarheit des Emo-Rock.

Perlende und flirrende Melodieschleifen tappen durch "A live nativity scene", bis Sänger Daniel J. Francis die Stimme in den Refrain hinein erhebt, um in bester Leidgenossen-Manier zugleich zu klagen und zu skandieren. Ihre Hammering-Figuren lassen sich Will Vokac und Ben Schreiber indes auch vom folgenden Schmachtfetzen "Built to last" nicht vom Griffbrett nehmen. Vielmehr schieben sie sie an den pathosträchtigsten Stellen kurz in Prog-Metal-Gefilde herüber, um mit einer Menge Hall und Delay rasch weiter am täglich Brot der Ergriffenheit zu knuspern. Die Rhythmik wählt ihre Takte dazu ebenso grundentspannt wie komplex. Und sorgt doch für einige Spannungsbögen, etwa, wenn sie aus der Mitte von "Edie & the marble faun" unmerklich anzieht und so den Boden für den nächsten beherzten Schritt aufs Verzerrerpedal bereitet.

Auf diese Weise erreicht "Breakthroughs in modern art" eine erstaunliche emotionale Dichte, baut sie allerdings aus nach wie vor deutlich vernehmbaren Einzelteilen zusammen. Wirbelt im Nährboden der Instrumente die Erregung von Karate oder Minus The Bear, so wird der Weg dennoch mit hörbarer Ruhe beschritten und heißt das Ziel doch immer Aereogramme, verspulte Jimmy Eat World oder auch die kleine, aber feine Emo-Rock-Institution Projektor. Die resultierende Musik ist ultrakompakt, aber dekonzentriert und verfügt gleichzeitig über Sitzfleisch, Wut im Bauch und Hummeln im Hintern.

Aus dieser Mischung lässt sich dann auch aus den viereinhalb Minuten von "Glaciar de las Lágrimas" ein ganzes Mogwai-Epos mit allen dazugehörigen Elementen herausarrangieren. "Just hey" benötigt sogar nur derer drei, um vom Wehklagen über den krautigen Wumms zum proggenden Shift und wieder zurück zu kommen. Lediglich das zwar erhaben trauernde und sich kraftvoll in die Akkorde bückende, in der Feinabstimmung der Mittel jedoch nicht mehr derart kontrastreiche "Smile like a switch" öffnet ein wenig die Flanke. Da Six Gallery auch das aber durchaus selber wissen, machen sie bald Schluss damit und schieben eine gehetzte Folkpicking-Figur als Reprise nach. Uramerikanisch halt: süßlich, kraftvoll, mustergültig und doch hintergründig. Wie June Of 44 einst rieten: "Take it with a grain of salt."

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Bermuda triangles
  • A life nativity scene
  • Edie & the marble faun
  • Glaciar de las Lágrimas

Tracklist

  1. Bermuda triangles
  2. A life nativity scene
  3. Built to last
  4. Say matte
  5. Edie & the marble faun
  6. Glaciar de las Lágrimas
  7. Just hey
  8. Honestly, really?
  9. Fish milk
  10. Smile like a switch

Gesamtspielzeit: 39:56 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
basddsa
2011-12-28 22:49:47 Uhr
10/10 mittlerweile.

Wenn's hier überhaupt noch jemanden interessiert. ^^
basddsa
2010-10-10 14:53:00 Uhr
Ja, die Produktion ist wirklich etwas glatt. Trotzdem sind auf dem Albumn zehn fantastische Songs ;) Es lohnt sich auf jeden Fall mal reinzuhören:

http://www.youtube.com/watch?v=opU_k3M-cgw
Andi
2010-10-10 01:40:02 Uhr
Schade, dass Six Gallery ihr fast schon grandioses Album mit einem so unfassbar erbärmlich glattem Sound zurichten.

Wenn ich die Rimclicks höre, da wird mir schlecht. Ich frage mich, welcher gehirmamputierte Vollidiot da an den Reglern saß.

Tut mir leid, aber wenn das Potential einer vielversprechenden Band derart unnütz im Nichts erstickt wird...
Karl
2010-04-02 21:53:00 Uhr
Das Album ist sehr gut, aber dem ganzen fehlen ein bißchen die Kanten. Der Sound ist an entscheidenden Stellen zu abgeschliffen, ich vermisse mal richtig knallende/knarzige Stellen. Liegt an der Produktion, vielleicht ist es live anders gespielt.
Trotzdem große Empfehlung meinerseits. Wenn man sich mit Six Gallery anfreunden kann, dann steht einem eine sehr empfehlenswerte Welt offen, die mit Mathrock am besten umschrieben ist.
Tuschi
2010-03-29 22:41:29 Uhr
Bei "Glaciar de las Lágrimas" klingt er soooo nach dem Alexisonfire/City And Colour- Sänger. Und das Lied selbst könnte auch von City And Colour sein.
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