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Gorillaz - Plastic beach

Gorillaz- Plastic beach

EMI
VÖ: 05.03.2010

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Inselwissen

Irgendwie haben es die Gorillaz geschafft. Sie haben die Kong Studios infolge finanzieller Schwierigkeiten einfach auf eine Insel verlegt. Insel? Bei dem Wort stehen dem Musikfan sofort Schweißperlen auf der Stirn. Das ist dieser garstige Ort, an dem es scheinbar immer einen Plattenspieler, aber nur Platz für drei Alben gibt. Doch das Universum der Gorillaz wäre nicht denkbar mit dieser geringfügigen Zahl an Einflüssen. So ist auch das dritte Studioalbum ein Ideenhalde ohne Boden, die sich für kaum etwas zu schade ist. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass sich auf "Plastic beach" eine illustre Zahl an Gästen einfindet wie etwa Snoop Dogg, Mos Def, Lou Reed, De La Soul und eigentlich wohl jeder, der nicht bei drei im Strandkorb war.

Sowas ist immer ein zweischneidiges Schwert, denn viele Kapitäne versenkten schon so manchen Kahn. Doch die Sorge ist unberechtigt, denn an den Gästen liegt es nicht, wenn es im Motor hakt. Wenn sich Mos Def und Bobby Womack das Ruder überreichen in "Stylo", harmoniert in dem Moment alles von Back- bis Steuerbord. Oder wenn "Empire ants" das verträumte Geklimper samt Albarns Stimme versenkt, um dann Little Dragon das Ruder zu überlassen, sodass es doch noch mit tiefen Beats überzeugt und zur Tanzfläche bittet. Vielmehr ist es manchmal das schnelle Abbrennen mancher Tracks, das zum Nachteil wird und den Fluss stört. Wenn "Melancholy hill" sich anschmiegt, aber einfach so nett ist, dass es einen so ganz auf dem falschen Fuß erwischen kann.

"Glitter freeze" kann keine Minute still bleiben und jammert hektisch mit quietschigen Beats um Aufmerksamkeit. Dass Mark E. Smith auch noch irgendwo zwischendrin zu Wort kommt, ist eigentlich beachtlich, aber selbst seine Präsenz geht vollkommen unter. Wesentlich entspannter dümpelt "Some kind of nature" mit Lou Reed in seichten Gewässern. Ein kleiner Stampfrhythmus, eine drollige Melodie und Reeds Stimme harmonieren brav miteinander. Und doch ist es eine statische Angelegenheit. So wirklich vom Fleck weg will offensichtlich kaum etwas. Ein wenig Selbstgefälligkeit ist da durchaus drin. Erst wenn in "Sweepstakes" Mos Def und das Hypnotic Brass Ensemble zum Zug kommen, bringt dies Bewegung rein. Auf einmal ist da ein Groove, um den sich alles windet. Mos Def kann seinen Flow ausrollen, und im Hintergrund wummern die Bläser und Beats.

Albarn selbst ist gesanglich nicht mehr eine tragende Stütze dieses Albums. Unter anderem im kreiselnden "Rhinestone eyes" taucht er auf, doch lässt er die meiste Zeit anderen den Vortritt, reiht sich öfters artig neben die Gäste. Die Gorillaz hat kein Robinson-Crusoe-Schicksal ereilt. Die Insel ist die letzte Zuflucht, und auf dieser werden die Metalldetektoren angeschmissen, um am Strand doch noch die letzten Reste der Popkultur aufzugabeln. "The revolution will be televised." Die Sonne scheint permanent. Ob natürlich oder künstlich, ist vollkommen egal. Hauptsache warm, denn von Friedhofperformances ist "Plastic beach" weit entfernt, auch wenn es sich die Melancholie an manchen Stellen nicht verkneifen kann. Aber wenn sich der literarische Insulaner schon an die Zeiten anpasste, können das die Gorillaz längst.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Stylo (feat. Mos Def and Bobby Womack)
  • Empire ants (feat. Little Dragon)
  • Sweepstakes (feat. Mos Def and Hypnotic Brass Ensemble)

Tracklist

  1. Orchestral intro (feat. Sinfonia ViVA)
  2. Welcome to the world of plastic beach (feat. Snoop Dogg and Hypnotic Brass Ensemble)
  3. White flag (feat. Bashy, Kano and the National Orchestra Of Arabic Music)
  4. Rhinestone eyes
  5. Stylo (feat. Mos Def and Bobby Womack)
  6. Superfast jellyfish (feat. Gruff Rhys and De La Soul)
  7. Empire ants (feat. Little Dragon)
  8. Glitter freeze (feat. Mark E.Smith)
  9. Some kind of nature (feat. Lou Reed)
  10. On melancholy hill
  11. Broken
  12. Sweepstakes (feat. Mos Def and Hypnotic Brass Ensemble)
  13. Plastic beach (feat. Mick Jones and Paul Simonon)
  14. To binge (feat. Little Dragon)
  15. Cloud of unknowing (feat. Bobby Womack and sinfonia ViVa)
  16. Pirate jet

Gesamtspielzeit: 56:44 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag

AliBlaBla

Postings: 4788

Registriert seit 28.06.2020

2022-07-03 13:30:23 Uhr
Wieder gehört, ..merkwürdig, das es damals nicht so euphorisch aufgenommen wurde, ein tolles Album!!!

Mister X

Postings: 3401

Registriert seit 30.10.2013

2020-05-12 17:45:06 Uhr
Klasse. Aber für mich Demon Days ihr Magnum Opus. Allein was die da für Sounds kreiert haben. Jeder Song so unterschiedlich, ergibt als Ganzes aber Sinn.

tjsifi

Postings: 786

Registriert seit 22.09.2015

2020-05-11 18:15:56 Uhr
Gestern auch mal wieder durchlaufen lassen. Einfach ein tolles Sommer Album. Bei On Melancholoy Hill bekomme ich immer wieder Gänsehaut...
Lauter Hits, Hammer "Guest" Lineup. Top!

John Lemon

Postings: 29

Registriert seit 20.01.2016

2017-11-30 22:54:02 Uhr
Schön dass es hier auch einige so wie ich sehen, dass es ihr bestes Album ist! :)

The MACHINA of God

User und Moderator

Postings: 31659

Registriert seit 07.06.2013

2017-11-24 14:28:15 Uhr
Find es auch inzwischen ihr bestes. Defintiv unterbewertet.
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