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The Sounds - Crossing the Rubicon

The Sounds- Crossing the Rubicon

Snowhite / Universal
VÖ: 05.03.2010

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

No sleep till Helsingborg

Maja Ivarsson hat es gerne etwas lauter. Beziehungsweise vorlauter. Ob nun beim zackigen Frontfrau-Outfit oder ihrem Gesang, der stets ganz weit nach vorne gemischt über der Musik ihrer Band The Sounds thront. Und vermutlich macht wirklich niemand ein Auge zu, wenn Ivarsson und ihre Jungs in der Nähe sind. Ungefähr hier muss man sich jetzt die Einspielung der Leadsingle "No one sleeps when I'm awake" vorstellen. Die ist nämlich ein furioser Pop-Batzen und protzt mit voluminösen Gitarren und strahlender Elektronik genauso wie die Sängerin mit aufreizender Hyperaktivität. Ein Hit also, wie die fünf aus Helsingborg ihn bisher praktisch jedem ihrer Alben vorangestellt haben. Stillsitzen? Unmöglich!

Ebenso wie beim folgenden "4 songs & a fight" und zahlreichen anderen Songs auf einem Album, das den Pop-Knall im Herzen trägt und die Achtziger Jahre so stilbildend einfließen lässt, als wären die Schweden bereits damals alte Hasen statt maximal frisch eingeschulte Dreikäsehochs gewesen. Dass zwei neue Stücke inzwischen in den verzichtbaren TV-Ereignissen "The Hills" und "The Vampire Diaries" auftauchten, ist dann wohl der Lauf der Dinge. Schon 2007 störte ja an der Kinoschmonzette "Mitten ins Herz - Ein Song für Dich" vor allem die Tatsache, dass das darin verwurstete "Tony the beat" wenig später Einzug ins Programm der Indie-Discos hielt - obwohl es ein für The-Sounds-Verhältnisse besorgniserregend platter Tanz-Mampf war.

Ein paar Jahre später weiß man nun: Die Sorge war nicht ganz unbegründet. Wobei "Crossing the Rubicon" zunächst alles bietet, wofür man das Quintett nach wie vor richtig gern haben kann. Unbekümmertes Uptempo mit ins Gefühlszentrum treffenden Melodien, eine Ivarsson, die gesanglich stets die richtigen Knöpfe zu drücken weiß und zudem eine stil- und referenzbewusste Chuzpe, die vor allem musikalischen Schnitzeljägern eine Freude sein wird. Wie "Beatbox" etwa die käsigsten Keyboards aus 25 Jahre altem Mainstream-Pop zitiert, gegen unterkühlten Wave-Chic laufen lässt und obendrein den Groove von "Smack my bitch up" stibitzt, ist nicht weniger als großer Spaß. Im Grunde zwar auch eine unglaubliche Frechheit - tanzen sollte man dazu trotzdem.

Zumal die Zuckungen auf "Crossing the Rubicon" zusehends weniger ekstatisch ausfallen. Sicher können The Sounds immer noch wie von selbst ins Ohr schleichende Harmonien und todsichere Hooks abrufen, die Reunions von Blondie bis B-52's jegliche Existenzgrundlage entziehen. Die Portion Rotz und Punk, von der man früher zumindest ansatzweise sprechen konnte, verhindern hier aber Überdosen synthetischer Mehlschwitze und zu leise gedrehte Gitarren. Und obwohl die wehmütige Jugendrückblende "The only ones" wahrscheinlich nur eine kleine Rock'n'Roll-Fantasie aus der schwedischen Provinz ist, entzückt gerade dieser Song als hinreißend melancholischer Ruhepol in seinem großmäuligen Umfeld. Was aber nichts daran ändert, dass sich The Sounds schleunigst etwas Neues einfallen lassen sollten. Denn andernfalls geht es beim nächsten Album über den Jordan statt über den Rubikon. Und spätestens da droht dann eine ganze Mütze Schlaf.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • No one sleeps when I'm awake
  • Beatbox
  • The only ones

Tracklist

  1. No one sleeps when I'm awake
  2. 4 songs & a fight
  3. My lover
  4. Dorchester hotel
  5. Beatbox
  6. Underground
  7. Crossing the Rubicon
  8. Midnight sun
  9. Lost in love
  10. The only ones
  11. Home is where your heart is
  12. Goodnight Freddy
  13. No one sleeps when I'm awake (Arnioki Sessions)
  14. Midnight sun (Arnioki Sessions)

Gesamtspielzeit: 62:03 min.

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