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Baby Dee - A book of songs for Anne Marie

Baby Dee- A book of songs for Anne Marie

Drag City / Indigo
VÖ: 19.02.2010

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Herz auf Brett

Das Theater. Bretter, die die Welt bedeuten. Zumindest für so manchen, der sich in die Welt der Inszenierung begibt. Bei Baby Dee scheint es jedoch eher eine Flucht gewesen zu sein, anders lässt sich der Wohlklang und das Aufblühen des Menschen und der Kunstfigur auf dem großartigen "Safe inside the day" nicht erklären. Auch dürften diese Bretter für die Transgender-Künstlerin alles bedeuten, nur nicht den Rest dieser Welt. Viel mehr ist es eine Spielwiese, eine Möglichkeit sich zu entfalten und seiner Fantasie freien Lauf zu lassen. So gibt es nun das Prequel in Neuauflage, waren doch die meisten Akte schon einmal zu hören auf einem gleichnamigen Album, das 2004 schon einmal veröffentlicht wurde.

Neu arrangiert erstrahlen die Songs in neuem Licht. Der Schmerz und die Melancholie bleiben die gleichen. "Love's small song", das in seiner ursprünglichen Fassung nur von Klavier und Gesang getragen wurde, wird nun mit Harfe und Streichern unterstützt. Der pathetische Moment wird zurück gefahren und vielmehr darauf geachtet den zerbrechlichen Gesang angemessen zu verpacken. Dadurch wird dem ganzen jegliche Schwere genommen, und Anstrengungen kommen gar nicht auf. Alles fließt aus einem Guß und versucht den Hörer zum Mitleiden zu bewegen. Die Bewegung soll minimal sein, denn erst im Stillstand können alle Facetten beleuchtet werden. Für die Arrangements hat sich Baby Dee Maxim Moston mit ins Boot geholt, der schon an jenen von Antonys "I am a bird now" beteiligt war.

Wenn "Unheard of hope" sich langsam durch seine Klaviertasten quält, mit jedem Anschlag druckvoller wird und die Stimme sich auf den kleinsten Punkt zurückzieht, genau dann stellt sich das Mitgefühl ein, das nie zu Mitleid wird. Denn dafür geht Baby Dee viel zu sanft und vorsichtig vor. Es muss der Hörer sein, der sich einlässt auf eine Welt, die zuerst steif wirkt und aber mit jedem Ton zärtlicher und berührender wird. Die orchestrale Begleitung spielt sich dafür aber nie in den Vordergrund. Es sind einzelne Instrumente wie etwa die Harfe in "Black but comely", die ab und an etwas Beachtung fordern, doch bleibt es die Stimme, die so wunderbar klingt und über allem steht.

Der Vorhang ist längst gefallen, und auf den Brettern von Baby Dee ist es egal, ob jemand zuhört oder nicht. Die Schönheit liegt nicht im Ohr des Betrachters, sondern in den Zärtlichkeiten von "A book of songs for Anne Marie". Es erfordert Mut, genau hinzuhören, denn es bleibt die Angst, dass etwa "Morning fire" leicht zerbrechen könnte, wenn es ins Rampenlicht tritt. Es ist kein Bombast, sondern vielmehr ein spärlich inszeniertes, kleines Kammerspiel. Das Drama ist das, was abseits der Bühne passiert und sie doch einholt. Alles ist in sich geschlossen, und Schönheit entwächst aus der Traurigkeit. Ein Rückzug ins Selbst ohne Pauken und Trompeten.

(Björn Bischoff)

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Highlights

  • Love's small song
  • Unheard of hope
  • Black but comely

Tracklist

  1. Overture
  2. Love's small song
  3. A book of songs for Anne Marie
  4. Lilacs
  5. Unheard of hope
  6. Black but comely
  7. And Anne Marie does love to sing
  8. Endless night
  9. Set me as a seal
  10. As morning holds a star
  11. An early spring
  12. Morning fire

Gesamtspielzeit: 45:17 min.

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