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Puddle Of Mudd - Volume 4: Songs in the key of love & hate

Puddle Of Mudd- Volume 4: Songs in the key of love & hate

Flawless / Geffen / Universal
VÖ: 19.02.2010

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Forever young

Es geschah in einem Bierzelt. Auf der Bühne: eine dieser furchtbaren Landjugend-Rock-Coverbands. Breitbeinig postierte sich deren dickbäuchiger Sänger vor sein Mikrofon und brüllte, die Faust zum rebellischen Gestus erhoben, ekstatisch hinein: "Und jetzt alle zusammen: Schi facking häääits miiiii! Lalalala!". Es war irgendwann im Jahr 2003, und für den damals frisch erwachsenen Rezensenten waren Puddle Of Mudd gestorben. Das ging damals wohl auch vielen anderen so, die Wes Scantlins Truppe zuvor als Soundtrack ihrer Teenagerjahre wahrgenommen und zu "Control" und "Blurry" gebangt beziehungsweise besinnlich geschunkelt hatten. Klar war Scantlins verbissenes Bemühen, cool zu wirken, schon zu Beginn eher uncool. Aber die Musik, Mann! Die war doch okay. Dachten wir zumindest, bis "She hates me" als Single ausgekoppelt wurde. Dank jenes dramatischen Kredibilitätsverlustes, den die Mitgröhl-Hymne nach sich zog, wurden Puddle Of Mudds nachfolgend erschienene Alben "Life on display" und "Famous" mit gebührender Verachtung gestraft. Doch alle Missetaten verjähren bekanntlich irgendwann, und auch musikalischen Schwerverbrechern gebührt eine Chance zur Rehabilitation.

Leider machen Puddle Of Mudd es einem wirklich nicht einfach, unvoreingenommen an die Sache heranzugehen. Das beginnt bereits beim Titel des neuen Albums, der schon wieder so unglaublich uncool ist, dass man ihn nur zu gerne als Ironie wahrnehmen würde, wäre er nicht bitterernst gemeint. Ebenso schwer zu verdauen ist die Einsicht, dass zwar seit "Come clean" neun Jahre ins Land gezogen sein mögen, aber die Uhr im Hause Puddle Of Mudd scheinbar stehen geblieben ist. Scantlin keift in den lauteren Songs immer noch wie ein Giftzwerg und serviert zu allem Überfluss noch Textzeilen wie "I don't wanna go to school today / But stay at home and masturbate." Nur zur Erinnerung: der Mann geht auf die 40 zu. Auch in musikalischer Hinsicht ist in all den Jahren das Eis, auf dem sich das Quartett bewegt, nicht wirklich dicker geworden. Nur noch durch die fetten Grunge-Gitarren unterscheidet sich der Bandsound von dem einer x-beliebigen, völlig überproduzierten Stadionrockband. Das führt dann dazu, dass bei der furchtbaren Schmalzballade "Keep it together" noch einmal ein prüfender Blick aufs CD-Cover geworfen werden muss, ob nicht doch irgendwo in einer unteren Ecke der Name Bon Jovi prangt. Wie gesagt, sie machen es einem nicht einfach.

Aber dann reift sie irgendwann, die Einsicht: Puddle Of Mudd verlangen dem Hörer etwas Entscheidendes ab. Nämlich dass er alle der eben aufgezählten Faktoren einfach mal ignoriert. Ist dieser Kraftaufwand erfolgreich, kann man von "Volume 4: Songs in the key of love & hate" durchaus nett unterhalten werden. Die Dampfwalze "Stoned", die das Album eröffnet, verleitet dann plötzlich den Fuß zum Mitwippen. Im nachfolgenden "Spaceship" enttarnen sich unversehens ein tanzbodentauglicher Groove und eine waschechte Ohrwurmmelodie. Zeit, sich verwundert am Kopf zu kratzen. "Blood on the table" ist eigentlich auch ein gar nicht so übler Böller, und sogar das balladeske "The only reason" kann man als leidlich gelungenen "Blurry"-Klon durchaus okay finden. Tja, es gibt sie, die netten Momente, die einen wehmütig an 2001 denken lassen. Neun Jahre später hat sich eigentlich nicht viel verändert. Puddle Of Mudd können nach wie vor peinlich sein. Na also.

(Mark Read)

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Highlights

  • Stoned
  • Spaceship

Tracklist

  1. Stoned
  2. Spaceship
  3. Keep it together
  4. Out of my way
  5. Blood on the table
  6. The only reason
  7. Pitchin' a fit
  8. Uno mas
  9. Better place
  10. Hooky

Gesamtspielzeit: 35:51 min.

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