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Los Campesinos! - Romance is boring

Los Campesinos!- Romance is boring

Wichita / Cooperative / Universal
VÖ: 29.01.2010

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Eigentor

So ist das also. Oder: So soll das also sein. Die Waliser Los Campesinos! haben ihr drittes Studioalbum in den Startlöchern. So weit, so wurscht. Wenn da nicht der vorhergehende Ruf aus dem Bandlager gewesen wäre, laut dem sie nicht nur die Blasinstrumente für sich entdeckt haben, sondern auch im Jahr 2010 auf tiefergehende Reisen gehen wollen - weswegen "Romance is boring" vom Tod und vom Verfall der Menschheit handele. Von verlorener Liebe sowieso. Und der einzig wahren männlichen Leidenschaft, dem Fußball. Hört, hört. Aber auch: Schaut, schaut. Aufs Cover und auf die Frauenbeine, an denen Blut herunterläuft. Mehr Emotion geht kaum, und so ist es dann wohl offiziell: Dieses Album muss einfach etwas fürs Herz sein. Aber hält "Romance is boring" auch, was es verspricht?

Der Opener "In medias res" zumindest ist ein kleiner, aber feiner Einstieg. Für alle, die des Lateinischen nicht mächtig sind: Der Titel bedeutet "Mitten in die Dinge", und nach einer kleinen, nur wenige Sekunden währenden instrumentalen Einweisung fackeln Los Campesinos! hier in der Tat nicht lange. Das Glockenspiel in der Songmitte driftet zwar schnell von einer netten Überraschung ins Gefällige ab, aber das lässt sich noch locker verkraften. Der Titeltrack jedoch haut mit seiner Bierzelt-Romantik so hemmungslos auf den Putz, dass man sich hier beinahe doch ein bisschen Langeweile herbeiwünscht - oder zumindest die Kaiser Chiefs, um dem Übel wenigstens noch irgendeine Art von Krone aufzusetzen. Insgesamt schweift gut die Hälfte der 15 Songs in leider zu gefälligen Pop ab - darüber können auch die wortreichen Songtitel nicht hinwegtäuschen, mit denen andere Bands die Trackliste von gut und gerne drei Alben bestreiten würden. Es sind die rar gesäten und gut versteckten Perlen, die diese Platte dann kurz vor dem Abgrund wenigstens noch ins Mittelmaß retten.

So entpuppt sich "We've got your back (Documented minor emotional breakdown #2)" dank vertonter Stimmungsschwankungen und eingängigem Gitarrenriff spätestens nach dem zweiten Durchgang als echter Ohrwurm, während man auch die bedrückende Schwermut in "The sea is a good place to think of the future" förmlich nachempfinden kann. Doch nach dem kurzen, aber gelungenen Abschluss "Coda: A burn scar in the shape of the sooner state" wird man trotzdem das Gefühl nicht los, dass man sich von "Romance is boring" etwas mehr versprochen hatte. Auch wenn die Waliser hier noch einmal auf Teufel komm raus jede ihrer Stärken herauskitzeln, bis Song und Album nach nicht mal drei Minuten in einem lauten Feuerwerk enden. Dass Los Campesinos! eine Band sind, über die man zu Recht spricht, haben sie mit zwei starken Alben bewiesen. Dass das Gerede um ihr drittes wohl länger nachwirken wird als die eigentliche Erinnerung daran, ist neu. Auf "Romance is boring" hat es eben nur für ein Eigentor gereicht - aber immerhin für eins mit Leidenschaft.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • There are listed buildings
  • We've got your back (Documented minor emotional breakdown #2)
  • The sea is a good place to think of the future
  • Coda: A burn scar in the shape of the sooner state

Tracklist

  1. In medias res
  2. There are listed buildings
  3. Romance is boring
  4. We've got your back (Documented minor emotional breakdown #2)
  5. Plan A
  6. 200-102
  7. Straight in at 101
  8. Who fell asleep in
  9. I warned you: Do not make an enemy of me
  10. Heart swells / 100-1
  11. I just sighed. I just sighed, just so you know
  12. A heat rash in the shape of the show me state; or, Letters from me to Charlotte
  13. The sea is a good place to think of the future
  14. This is a flag. There is no wind
  15. Coda: A burn scar in the shape of the sooner state

Gesamtspielzeit: 48:22 min.

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