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Sweethead - Sweethead

Sweethead- Sweethead

Strange Addiction / PIAS / Rough Trade
VÖ: 20.11.2009

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Allerzweite Klasse

Steht im Umkreis der Rancho de Luna eigentlich irgendwo ein Gatter offen, aus dem den Wüstensöhnen ständig die Supergroups entlaufen? Desert Sessions mutieren ohnehin mit schöner Regelmäßigkeit zum Könner-Kolloquium, Bands wie Eagles Of Death Metal, Mondo Generator und Fu Manchu sind ebenfalls reinster Musik-Inzest unter Heißblütern, und dann war da dieses Jahr ja noch diese Them-Crooked-Vultures-Nummer. Troy Van Leeuwen setzt mit Sweethead allerdings ein Stückchen tiefer an: Mit der Rhythmussektion der Mark Lanegan Band und der bisher unbekannten Sängerin Serrina Sims hat der zweite Gitarrist der Queens Of The Stone Age seine Heldentruppe mit Vollprofis aus der zweiten Reihe formiert.

In der neuen Konstellation knirscht aber nicht nur der übliche Wüstensand in der Gitarre, auch eine gute Portion Glitzerstaub hat der Sound mitbekommen. Neben dem David-Bowie-reminiszenten Bandnamen widmet sich Sims in vielen Songs den Stärken der beiden bekannten Mansons aus dem Popgeschäft: Während sie sich in "Amazing vanishing conquest" larmoryant durch eine gute Portion von Marilyns morbidem Schlepp-Glam räkelt, gehört der PJ-Harvey-Rock von "Meet in the road" gesanglich ganz dem sauberen Pop-Appeal von Rock-Diven wie Garbages Frontfrau Shirley. Überhaupt bedient Sims im Verlauf des Albums die ganze Bandbreite männermordender Frontfrauen-Erotik, so dass Courtney Love und Brody Dalle auch noch genannt werden müssen. Nicht umsonst lockt das Cover mit seiner Optik zwischen weiblichem Vampirbiss, Goldlocken-Unschuld und verruchter Rockbitch.

Über dieser Melange liegt als Kitt das sandige Gitarren- und Rhythmus-Allerlei von Van Leeuwen und seinen Hinterleuten. "The sting" und "Sinkhole international" hat der Boss sich aus dem Fundus seiner Hauptband geborgt, und die stürmische Nine-Inch-Nails-Industrial-Peitsche "Turned our backs" und das ähnliche, zerrbassige "P.I.G." erinnern daran, dass der Mann auch einmal bei A Perfect Circle spielte. Über weite Strecken lässt sich das Album wie eine äußerst poppige Fuzzrock-Hitsammlung mit Glam-Schlagseite an - man höre nur "The great disruptors" mit schweren Riffs und schwarzem Manson-Gesangskommentar, aber auch vergleichsweise leichtem Refrain und Orgel im Hintergrund.

Dazwischen sind es die kleinen Kniffe wie die unauffälligen Funk-Riffs von "Remote control boys" oder der Stampf-Beat von "The last evening" inklusive sich nach den Sternen reckendem Outro-Gitarrensolo, die hängenbleiben und für anhaltendes Interesse sorgen. Doch hakt es insgesamt ein wenig beim Songwriting, erheben sich Van Leeuwen und Kollegen zu wenig über das Queens-Of-The-Stone-Age-Kopistentum, und auch Sims' Bemühen fehlt der letzte Kick Individualität und Natürlichkeit. So klingt das alles zwar gut, aber immer ein klein wenig nach Silbermedaille. Die beteiligten Musiker sind sicher über jeden handwerklichen Zweifel erhaben - aber "Zweiter Sieger" ist letztlich auch nur ein Euphimismus für "könnte noch ein bisschen besser sein".

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Amazing vanishing conquest
  • Sinkhole international

Tracklist

  1. The sting
  2. Turned our backs
  3. P.I.G.
  4. Amazing vanishing conquest
  5. Running out
  6. Sinkhole international
  7. Remote control boys
  8. Meet in the road
  9. Other side
  10. The great disrupters
  11. A.W.O.L.
  12. The last evening

Gesamtspielzeit: 43:29 min.

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