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Madonna - Celebration

Madonna- Celebration

Warner
VÖ: 18.09.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Keine Feier ohne Meier

Madonna, Madonna, Madonna - Hits, Hits, Hits: Gefühlt hatte niemand so viele wie die Queen of Miederware. Beweis gefällig? Top-Ten-Platzierungen vorausgesetzt, sind es beachtliche 0,8 pro Jahr. Grob heruntergerechnet auf zehn Jahre Bestand macht das immer noch ein gutes Drittel der Beatles. Beziehungsweise: Derart viele, dass trotz pickepacke vollgepfropftem Zweifach-Silber immer noch nicht alle auf "Celebration" vertreten sind. In Kombination mit "The immaculate collection" und "GHV2" werden somit selbst Madonnas Hit-Sammlungen zum Puzzlespiel. Das ist natürlich ebenso dreifacher Kaufanreiz wie das ganz große Paket, das Warner zum Abschied von seiner Goldeselin einfach noch mal schnüren musste (Video-Collection mitgerechnet, während die ebenfalls erschienene Einzel-CD-Version bestenfalls verschweigbar bleibt). Die Klammer, die "Celebration" umgibt, ist somit gar nicht erst vorhanden. Komplett ist anders. Unvollständig allerdings auch.

Denn man kann "Celebration" dann doch als die Abgehversion von Madonna bezeichnen. Neben dem die Herzen bis weit in die Underground-Hörerschaft öffnenden "Frozen" und dem bisschen Kuschel-Tempo mit "Live to tell" und "Take a bow" sowie der Mondschalmei von "Crazy for you" regieren das Hüftkreisen und die Hände in der Luft. Durchs Raster fielen etwa "Substitute for love", "The power of good-bye" oder (zum x-ten mal) "Dear Jessie". Inwieweit das der vorab gestarteten Abstimm-Aktion unter den Fans und/oder genanntem Kaufanreiz geschuldet ist, lässt sich nicht genau sagen. Es darf jedoch vermutet werden, dass sie die Party nicht aufgrund ihrer Güte, sondern wegen ihres Temperaments sowieso eher gestört hätten.

Zudem sind derartige Löcher in der Sammlung die Grundbedingung für einen weiteren Kniff: Denn auch Chronologie interessiert "Celebration" herzlich wenig. Dass Madonna ihrem neuen, älteren Gesicht längst misstraut, gilt ja ohnehin durch diverse Photoshop-Retuschen als belegt. Ganz in diesem Sinne spielt dann schon das Cover den alten Monroe-Warhol-Joker: Es stanzt Madonnas Gesicht zurück ins selige 1987/2009/1953/1962. Und schwankt somit zwischen simpler Ikonographie und ihrer kultursemiotischen Auflösung. Auch die Tracklist wird einmal gut durchgeschüttelt - und präsentiert die Hits zudem nicht nur in einem wilden, doch jeweils passenden Mix aus Radio-Edits, "Immaculate"-Remixen und Albumversionen, sondern auch in Blöcken, die sorgsam durch einige Stimmungsbrüche mobilisiert werden. So fällt "4 minutes" en bloc mit dem knalligen Beginn als Fehltritt der Karriere weit weniger bis gar nicht mehr auf. Und falls doch noch Fragen bleiben, so werden sie vom folgenden "Holiday" einfach munter weggeklatscht.

Auf diese Weise entwickelt sich "Celebration" zu einem gutgelaunten Auf und Ab, in dem sich die wenigen Ausfälle zwischen den Glanztaten hervorragend verstecken lassen. Auch Madonnas Gesang schwingt vom unterkühlten "Justify my love" zum jugendlich-nasalen Kieksen bis hin zum selbstbewussten Grollen von "Express yourself". "Celebration" tut damit so, als habe es auch hier keine Entwicklung gegeben, als sei all das lediglich der Moment einer bestimmt nicht alles überragenden, jedoch erstaunlich variantenreichen Stimme. Sie bildet zwischen den Songs ein äußerst dynamisches Muster und radiert damit auch die Kritik an den zuletzt eher eingetönten Kompressions-Flächen sorgsam aus dem Œuvre.

Das Interessante an "Celebration" sind damit nicht die Hits selbst - man kennt sie schließlich alle und könnte einfach drei Stunden lang durch die Radiostationen drehen, um sie komplett serviert zu bekommen. Sondern es ist die Unbeschwertheit, mit der die Platte durch ein paar einfache Tricks ihrem Titel gerecht wird. Das hat beinahe die Kombination aus Leichtigkeit und treffsicher ausgearbeitetem Kalkül, die man heutzutage doch so schmerzlich vermisst. Mit der Reminiszenz von "Celebration" sitzt Madonna äußerst fest im Sattel des Jetzt. Kein wehmütiges Gedenken, kein Strich unter der Rechnung - und gewiss auch keiner mittendurch.

(Tobias Hinrichs)

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Highlights

  • Music
  • Into the groove
  • Like a prayer
  • Ray of light
  • Express yourself
  • Justify my love
  • Material girl
  • Papa don't preach
  • Frozen
  • Don't tell me
  • Cherish

Tracklist

  • CD 1
    1. Hung up
    2. Music
    3. Vogue
    4. 4 minutes (feat. Justin Timberlake and Timbaland)
    5. Holiday
    6. Everybody
    7. Like a virgin
    8. Into the groove
    9. Like a prayer
    10. Ray of light
    11. Sorry
    12. Express yourself
    13. Open your heart
    14. Borderline
    15. Secret
    16. Erotica
    17. Justify my love
    18. Revolver (feat. Lil Wayne)
  • CD 2
    1. Dress you up
    2. Material girl
    3. La isla bonita
    4. Papa don't preach
    5. Lucky star
    6. Burning up
    7. Crazy for you
    8. Who's that girl
    9. Frozen
    10. Miles away
    11. Take a bow
    12. Live to tell
    13. Beautiful stranger
    14. Hollywood
    15. Die another day
    16. Don't tell me
    17. Cherish
    18. Celebration

Gesamtspielzeit: 157:46 min.

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