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Graham Coxon - The golden D

Graham Coxon- The golden D

Transcopic / EMI
VÖ: 26.06.2000

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Schwarzer Kaffee und starker Tobak

Der Name Graham Coxon steht nun schon seit etlichen Jahren als Markenzeichen für den sympathischen zweiten Ideengeber und kreativen Gegenpol zu Sänger Damon Albarn bei Blur, für den Spezialisten für ruhige, nachdenkliche und entspannte Kleinode à la "Coffee and TV" und als Inbegriff des britisch-zurückhaltenden Slackers. Auch das erste Soloalbum des schlaksigen Gitarrenvirtuosen und Hobbymalers unterstützte dieses noch eher als es an ihm kratzte. Doch wie lautet eine alte, in diesem Falle vor Wahrheit triefende, deutsche Binsenweisheit: Stille Wasser gründen tief. Und während einem Coxons Solodebüt "The sky is high" noch verschämt eine Rose ins Knopfloch gesteckt hat, packt "The golden D" Benzinkanister und Feuerzeug aus, um dich umzupusten und alles in Brand zu stecken. Der Brandherd liegt irgendwo zwischen brachialem Speed Metal und Old School-Punk. Der relaxte britische Humor hat einer tiefschwarzen Ausgabe Platz gemacht und wird peitschend von Wut und Aggression vorangetrieben.

Angst jedenfalls schien Graham ohnehin nie zu haben, was er mit einem völlig paranoiden 7:34 Minuten Instrumental "Lake" denn auch eindrucksvoll unter Beweis stellt. "The golden D" kommt einem Trip durch die verstörten Hirnwindungen eines Alt-Punks gleich, der tagsüber sein normales, bürgerliches Leben führt und nachts die Gitarre zertrümmert. Rückkopplungen werden erneut rückgekoppelt, während die schiefen Gitarren gequält werden, bis sie klein beigeben. Nach Brit-Pop sucht man vergeblich und findet stattdessen Punk in Reinkultur, verquirlt mit Ideen aus 20 Jahren harter Musikgeschichte. Auch wenn man seinen Mut zu diesem musikalischen Ausbruch wirklich nur loben kann: manchmal übertreibt Coxon es dann doch ein bißchen, so daß das Gefrimmel insbesondere bei untrainierten Ohren schnell bleibende Schäden zu hinterlassen droht. Wenn dann die Melodik ganz flöten geht, ist man der Skip-Taste oft weit näher als der Extase.

Die besten Momente hat das Album immer dann, wenn Coxon zumindest ein wenig das Tempo rausnimmt wie in "Keep hope alive", einer schönen, kleinen Midtempo-Ballade. Überragend sind auch die beiden Mission Of Burma-Coverversionen "Fame and fortune" sowie "That's when I reach for my revolver", an dem vor einigen Jahren auch schon Moby auf "Animal rights" seine Soja-Aggressionen ausließ. Man darf gespannt sein, was Graham Coxon solo als Nächstes abliefert und wie sich die Einflüsse auf den nächsten Output seiner sich immer wieder selbst übertreffenden Hauptband auswirken mag. Auf seinem prallgefüllten Konto musikalischer Einzigartigkeiten kann Coxon jedenfalls eines der besten LoFi-Postpunk-Alben der Neuzeit verbuchen.

(Thorsten Thiel)

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Highlights

  • Keep hope alive
  • That's when I reach for my revolver

Tracklist

  1. Jamie Thomas
  2. The fear
  3. Satan's gratan
  4. Fame and fortune
  5. My idea of hell
  6. Lake
  7. Fogs and failures
  8. Leave me alone
  9. Keep hope alive
  10. Oochy, woochy
  11. That's when I reach for my revolver
  12. Don't think about always

Gesamtspielzeit: 44:26 min.

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