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The Swell Season - Strict joy

The Swell Season- Strict joy

Anti / Indigo
VÖ: 23.10.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Once in a lifetime

Es war der beste Titel, den der kleine Independentfilm hätte bekommen können: "Once", frei ins Deutsche übertragen etwa "nur einmal im Leben". Da gab es die warmherzig und behutsam erzählte Liebesgeschichte des irischen Straßenmusikers und der osteuropäischen Pianistin, die zusammen ein Album aufnehmen. Und da gab es in den Zwischentönen ein leidenschaftliches Plädoyer für die Hoffnung, dass das Leben trotz aller Widrigkeiten etwas Einmaliges, Großartiges bereithalten könnte. Dass die bis dato unbekannten Hauptdarsteller und Musiker Glen Hansard und Markéta Irglová für ihren Film-Song "Falling slowly" im Frühjahr 2007 den Oscar erhielten und privat zum Liebespaar wurden, verlängerte das Gefühl unverkitschter, authentischer Romantik bis in die Wirklichkeit.

Auch die erste musikalische Zusammenarbeit des Duos aus dem Jahr 2006, "The Swell Season" (mittlerweile vom Albumtitel zum Projektnamen avanciert), vermittelte diese warme, intime Grundstimmung, die schon den Film zu einem umarmungswürdigen Kleinod machte. Wenngleich auch nicht alle Songs des Albums so urwüchsig und kraftvoll daherkamen wie jene, die für den "Once"-Soundtrack verwendet wurden. Der Nachfolger "Strict joy" fängt nun die Geschichte zweier Menschen ein, die sich aneinander entdeckt und erforscht haben. Auch wenn sich das Liebespaar Hansard/Irglová vor kurzem nach zwei gemeinsamen Jahren in Freundschaft trennte: Ihre Songs macht das nur noch mehr zu intimen Gefühlswildfängen, zu einfühlsamen Lebens- und Selbstbeobachtungen zweier empfindsamer, gemeinsam gereifter Menschen, die als Ursprung den leisen Gitarren- oder Klavierakkord des Folk fordern. Doch hört man die Entwicklung, die ihre musikalische und die persönliche Beziehung Hand in Hand miteinander genommen hat (Hansard spricht von dem Album als "audio diary"): Viele Stücke klingen selbstbewusster, die Arrangements mit ihren vielen Gesangs- und Instrumentalstimmen voller, Hansard und Irglová ergänzen sich intuitiver.

Dabei sollte man nicht den Fehler machen, sich dem Album hastig zu nähern und beispielsweise den Opener "Low rising" zu Unrecht als Marvin-Gaye-Schmuser auf irisch abzutun. Lediglich das Folk-Pop-Feuerwerk "Feeling the pull" fällt dem Hörer in seiner überschäumenden Lebensfreude direkt um den Hals; der ruhigere Rest braucht seine Zeit. Dabei ziehen gerade die sparsamen Introspektionen wie "Paper cup" und "In these arms" oder auch die kontemplativen Stücke gegen Ende wie "I have loved you wrong" oder das rhythmisch komplexe Western-Mantra "Love that conquers" ihre Kraft aus einem konstant leisen Grundton. Wäre "Quiet is the new loud" nicht längst sinnentleertes Allgemeinwissen, müsste man es wegen sich blütengleich entfaltender Songs wie "High horses" mit seinem prachtvoll schillernden Pfauenrad von Outro jetzt in die Welt hinausflüstern.

Immer wieder klingt dabei Selbstverortung durch, wie in "Fantasy man": "It's the story of two lovers / Who danced both edges of the knife", singt Irglová dort, und man ahnt, wieviel Persönliches mitschwingt. Das macht die Musik von Hansard und Irglová so angenehm: Sie fühlen, worüber sie singen. Kein Hineindenken, kein perspective taking, keine ironische Distanz - Leben, so pur wie irischer Single Malt und tschechisches Bier. Seit Damien Rice und Lisa Hannigan hat kein Duo mit den Wurzeln im irischen Moosboden so grundaufrichtige, von Herzen kommende Musik produziert, und im grandiosen "Broke back" fehlt Hansard auch nur der donnernde Ausbruch, um zu seinem Freund Rice aufzuschließen. "Strict joy" ist ein unauffälliges, aber besonderes Album, das Singer/Songwriter mit Folk und Pop gleichermaßen ausbalanciert, das Herz am rechten Fleck trägt und so einfach zu selten passiert. Hoffentlich noch mehr als dieses eine Mal.

(Dennis Drögemüller)

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Highlights

  • Feeling the pull
  • Fantasy man
  • High horse
  • Back broke

Tracklist

  1. Low rising
  2. Feeling the pull
  3. In these arms
  4. The rain
  5. Fantasy man
  6. Paper cup
  7. High horses
  8. The verb
  9. I have loved you wrong
  10. Love that conquers
  11. Two tongues
  12. Back broke

Gesamtspielzeit: 49:34 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
2+2=5
2009-10-30 12:24:04 Uhr
Das muss ich auch noch mal betonen. Das Live - Album ist wunderbar!
Schweizerländer
2009-10-30 09:59:56 Uhr
Ich hab doch gewusst, mir fehlt noch was, als ich gestern im Plattenladen stand. ui ui ui.
pops
2009-10-29 23:05:38 Uhr
ja, stimm ich zu fantastisch. Das Album wird mein treuer Herbstbegleiter.. passt perfekt. Die Live CD is aber das wahre Highlight. So schön hab ich Musik seit ner Ewigkeit nicht mehr gehört...
noplace
2009-10-29 22:43:28 Uhr
mich wunderts, wie wenig resonanz dieses album bekommt.
die bonusversion mit der live-cd ist wunderbarst! und auch das album ist ein gutes. rhythmischer und weniger ausbrüche wie mein vorredner schon sagte, aber dennoch wunderbare songs dabei.
2+2=5
2009-10-24 20:04:22 Uhr
Die Deluxe - Version ist heute auch bei mir angekommen. Irgendwie fehlen mir die reinen Akustiksachen und Gesangsausbrüche Hansards, "Strict Joy" ist nicht mehr so wunderbar zurückhaltend instrumentiert.
Mal sehen, wie sich das Album entwickelt, Highlight bislang: "In These Arms".

Das namensgebende Gedicht von James Stephens ist aber ein sehr schöner Leitfaden für einen Künstler; ich kann verstehen, warum die beiden das ausgewählt haben.
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