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Noisettes - Wild young hearts

Noisettes- Wild young hearts

Mercury / Universal
VÖ: 18.09.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Das Sturmgewehr

Die hat sie doch nicht mehr alle, die Alte. Da sitzt Shingai Shoniwa, ihres Zeichens Sängerin der Noisettes, im Interview und fabuliert über Dinge, die schon lange so gar nicht mehr zu ihr passen. Indie sei langweilig, mausetot und sowieso vorbei, sagt sie. Sie muss es ja wissen. Hat ihre Band die Indie-Wurzeln doch schon lange vor der Vertragsunterzeichnung mit dem Majorlabel gekappt und über Bord geworfen. Indie sind die Noisettes schon lange nicht mehr, und entgegen ihres Namens auch nicht mehr besonders noisy. Stattdessen groovy und funky, und Shoniwa selbst klingt so, wie Amy Winehouse es von sich selbst wohl gerne noch behaupten würde. Eine große Klappe riskiert die Gute trotzdem - und das auch noch völlig zu recht. Auf dem zweiten Album "Wild young hearts" findet sich zwar nicht mehr viel von der guten alten Zeit - aber die Gegenwart könnte kaum besser sein.

Gewagt kann man es nennen, wenn eine Band sich dazu entschließt, einen Song der ruhigen Art als Opener zu benutzen. Provozierender Alltag für die Noisettes: "Sometimes" überliefert nichts anderes als Shoniwas Gesang, das leichte Zupfen der Gitarre und ein paar Streicheleinheiten für den äußersten Rand des Schlagzeugs. Die Ruhe vor dem Sturm: Die Clubgänger hält es nicht mehr lange, wenn ihre Jahreshyme "Don't upset the rhythm" aus den Boxen dröhnt. "Go baby, go baby, go!" lautet die Devise, und so wirklich halten kann den Hörer da ohnehin nichts mehr. Ähnlich verhält es sich mit dem darauffolgenden Titeltrack, der mit Klavier und schwerem Gitarrenriff aufwartet und aus irgendeiner Ecke dann allen Ernstes auch noch Handclaps und "La la la"s holt. "Never forget you" ist dann vielleicht der Song, der einer gewissen Miss Winehouse den Arsch gerettet hätte, wenn sie nur selbigen einmal länger als zwei Minuten vom Fußboden hätte fernhalten können. Im Gegensatz zur berühmteren und weitaus berüchtigteren Kollegin ist sich Shoniwa ihrer Ausstrahlung offensichtlich mehr als bewusst - und die Karte spielt sie auch aus.

"So complicated" lässt die Sängerin vorm inneren Auge vorbeihüpfen, auf einem Bein, mit beiden Mittelfingern von sich gestreckt. Was sie an Indie verloren haben, gewannen die Noisettes an waschechtem Rockabilly-Sound, wie man ihn aus Papis Sechziger-Jahre-Kiste kennt. Und wenn man denkt, man könne sie nun doch irgendwie einschätzen, kommt ein Song wie "Atticus" um die Ecke. Da wird die Instrumentierung reduziert und die Sängerin als Hauptfigur in einem Schauspiel aufgestellt, das sie selbst nach Belieben zum Stehen und Fallen bringen kann. Nur von einer Gitarre begleitet, kommt hier die folkige Seite zum Vorschein, die sich deutlich von den anderen Songs unterscheidet, ihnen aber in nichts nachsteht. Zum Schluss schocken die Noisettes dann mit dem Electro-Kracher "Saturday night", der John Travolta persönlich von der Tanzfläche klatschen würde, und dem zurückhaltend startenden "Cheap kicks". Noch bevor der Hörer die nächste Schublade geöffnet hat, in die er die Band stecken könnte, explodiert am Ende auch schon ein kurzes Feuerwerk - dem dann auch sofort wieder der Wind aus den Segeln genommen wird. "Wild young hearts" beginnt ruhig und endet ebenso - aber auch das dürfte nur die Ruhe vor dem nächsten Sturm sein.

(Jennifer Depner)

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Highlights

  • Don't upset the rhythm
  • Wild young hearts
  • Never forget you
  • So complicated

Tracklist

  1. Sometimes
  2. Don't upset the rhythm
  3. Wild young hearts
  4. 24 hours
  5. Every now and then
  6. Beat of my heart
  7. Atticus
  8. Never forget you
  9. So complicated
  10. Saturday night
  11. Cheap kicks

Gesamtspielzeit: 40:35 min.

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