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Cinema Bizarre - ToyZ

Cinema Bizarre- ToyZ

Island / Universal
VÖ: 21.08.2009

Unsere Bewertung: 2/10

Eure Ø-Bewertung: 3/10

Gekommen, um zu gehen

Eigentlich möchte man ja jedes Jahr von Neuem ausrufen, dass die Popmusik nun aber wirklich an ihrem toten Punkt angelangt ist. Immer dumpfer und einfallsloser werde der ganze Zirkus, Wiederholung und Langeweile, was man auch einschaltet. Auch bei Cinema Bizarre ist die Versuchung groß, die Band als neuerlichen Sargnagel der Unterhaltungskultur auszumachen - gerade angesichts des blutleeren Eindrucks, den auch ihr zweites Album "ToyZ" hinterlässt. Aber damit würde man dem ausgefeilten Marketingkonzept, das hinter dem Quintett steht, und vor allem dem beachtlichen Erfolg der Jungs Unrecht tun.

Bereits mit dem vor zwei Jahren veröffentlichten Vorgänger "Final attraction" hängten sich Cinema Bizarre ohne große Umschweife in den Sog der Chartstürmer von Tokio Hotel, auch wenn die Bandmitglieder heute mit 19 und 21 Jahren schon zu den Opis der Musikjugend gehören. Doch das schüttere graue Haar, das da so unbeteiligt von der Kopfhaut baumelt, ist keine frühzeitige Alterserscheinung, sondern eine der vielen Anleihen beim japanischen Visual-Kei-Stil, auch wenn das bei Cinema Bizarre eher unterkühlt daherkommt. Fast schon wie computeranimierte Fantasyfiguren wirken die fünf auf ihren Promobildern, was der Internet-affinen Fanschar sicher mehr als willkommen ist. Actionfiguren sind auch bereits auf dem Markt.

Kennengelernt habe man sich im Wirrwarr von Chats, Newsforen und dann letztendlich auf einer Mangamesse, wenn inoffiziell auch eher von einem Casting des Labels gemunkelt wird. Musik machen die Jungs neben ihrem auffälligem Aussehen natürlich auch noch, wobei aber eigentlich jede Zeile, die man darüber verliert, schon zu viel ist. Poppige Gothic-Anleihen und sülzige Elektrobeats ballern sich von einem Refrain zum nächsten und vergessen dabei jeglichen Spannungsaufbau. Man mag es den Hörern eben nicht zu schwer machen und liefert so die perfekten Soundhäppchen für den Jingle zur nächsten Radiosupershow oder zum nächsten nebeldurchfluteten Musikvideo. Glatt und rundpoliert, Partyhütchen, Feuerwerk und debile Textzeilen inklusive: "I came to party / You came to party / So why don't we party together." Na denn.

Was man den Jungs nicht einmal recht zum Vorwurf machen möchte, denn ihre Stücke stammen ohnehin kaum von ihnen selbst. Statt dessen waren hier professionelle Songschreiber am Werk, unter anderem anlässlich "Hypnotized by Jane" mit Placebos Brian Molko sogar ein der Indiemeute guter Bekannter, nachdem auf dem letzten Album der frühere Sex-Pistols-Manager Malcolm McLaren dem Ruf von Major und Geldsäckchen gefolgt war. Dass das Ganze funktioniert, überrascht dann nicht im Geringsten. Zu narrensicher ist das Rezept: erfolgserprobte Optik mit einem scheinbaren Schuß Individualität, zeitgerechte Biographien direkt aus dem Leben der Fans und Lieder, die so schnurstracks wieder gen Ausgang der Hörmuschel streben, dass man sich fragt, ob da gerade überhaupt etwas gewesen ist. Und man muss kein Hellseher sein, um zu prophezeien, dass man sich an Cinema Bizarre bald genauso wenig wird erinnern können.

(Tobias Wallusch)

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Highlights

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Tracklist

  1. La generique
  2. Touching and kissing
  3. I came 2 party
  4. Deeper and deeper
  5. Erase and replace
  6. My obsession
  7. Je ne regrette rien
  8. Dark star
  9. Toyz
  10. In your cage
  11. Heaven is wrapped in chains
  12. Hypnotized by Jane
  13. Blasphemy
  14. I don't wanna know (if U got laid)
  15. Out of love
  16. Sad day (for happiness)
  17. Tears in Vegas
  18. La generique fin

Gesamtspielzeit: 62:25 min.

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