Ja, Panik - The angst and the money
Staatsakt / Schoenwetter / Rough Trade
VÖ: 25.09.2009
Unsere Bewertung: 5/10
Eure Ø-Bewertung: 7/10
Das wollte ich auch gerade sagen
Wie viele Sätze und Worte werden am Tag gesprochen, die überflüssig sind? Und wie viele kurze Sätze stehen auf der anderen Seite? Gemeine Ohrwürmer, die immer wieder von vorne beginnen und ein "And äääfter aaaallll ...." durch die Hirnwindungen schicken. Aus diesem alltäglichen Sprachknäuel ziehen Ja, Panik ihre Texte. Dabei ist Eigendichtung von Collage nicht mehr zu unterscheiden. Das Englische wird wie selbstverständlich eingefügt und steht neben Zitaten, Phrasen und Parolen, die schrecklich bekannt scheinen und doch neu klingen sollen.
Dabei sitzt der Hörer von Beginn zwischen zwei Stühlen, kann sich doch die Scheibe nicht entscheiden zwischen Ekstase oder Nachdenklichkeit, Euphorie oder Depression. Fängt sie mit "Alles hin, hin, hin" noch tanzbar an, eckt "Die Luft ist dünn" mit Klaviergeklimper an. Und immer wieder sind es die Texte, die eine Entscheidung erschweren und nicht wissen, ob sie nun Weltweisheit oder doch nur clevere Collage sind. "Unsere Methoden sind umstritten und sind es wiederum auch nicht." Es werden Worte geklopft, an manchen Stellen bringt das ein Lächeln, an anderen rollen sich die Fußnägel hoch vor so viel gewolltem Intellekt und Larifarieintopf.
Die Wut taucht erst in der zweiten Hälfte auf und lässt "Als habe ich..." bitter böse in Krach und Geschrei verenden. Das wirkt wie eine Erlösung. Das Verkopfte wird für ein paar Minuten zurückgelassen. "1000 times" gibt dann mit angezogener Handbremse auch nochmal Gas und wirbelt dabei ein paar Steine und vor allem Staub auf. Immer wieder schleichen sich dann bei den Hördurchgängen kleine Krachschelmereien zwischen den Tönen ein, die zuvor nicht hörbar waren, doch wirken sie nur wie Schmierereien am Heftrand neben dem Aufsatz über den Strukturalismus.
An manchen Stellen wird es einfach zu anstrengend. Immer wieder kommt die Meldung, nur um dann ein "Das wollte ich auch eigentlich sagen" los zu lassen. Bei solcher Permanenz schalten sich die Gehörgänge eben von alleine ab, und das Album landet wieder im Schrank. Bis ein "Als habe ich nach einem Rausch mein Gesicht nicht mehr zurück getauscht" im Ohr auftaucht, dort lärmt, schon wieder mit dem Hosenboden auf dem Stuhl rutscht und den Finger in die Luft reckt. Das viel zu früh und immer wieder.
Highlights
- Alles hin, hin, hin
- Als habe ich...
- 1000 times
Tracklist
- Alles hin, hin, hin
- Tür auf, Tür zu
- Die Luft ist dünn
- Ja, es stimmt
- Dynamite
- Pardon
- Blue Eyes
- Als habe ich...
- 1000 times
- Nevermore
- The golden handshake
Gesamtspielzeit: 42:28 min.
Album/Rezension im Forum kommentieren (auch ohne Anmeldung möglich)
Teile uns Deine E-Mail-Adresse mit, damit wir Dich über neue Posts in diesem Thread benachrichtigen können.
(Neueste fünf Beiträge)
User | Beitrag |
---|---|
audiollama Postings: 13 Registriert seit 24.11.2013 |
2021-10-23 13:57:29 Uhr
Ich werde mir die auch zulegen, auch wenn ich The Angst and The Money schon auf Platte hab. Seit Ewigkeiten versuch ich schon die andere zu ergattern. |
chocolat ideal Postings: 149 Registriert seit 13.06.2013 |
2021-10-22 21:54:16 Uhr
Hat sich jemand schon die Doppel-LP "The Money Years" zugelegt? Meine ist heute angekommen - schön, meine Sammlung noch um The Taste And The Money und The Angst And The Money ergänzen zu können. Ein bisschen doof ist allerdings, dass bei meinem Exemplar die Label vertauscht sind... |
Apfelhundel Postings: 66 Registriert seit 24.06.2020 |
2020-07-13 14:54:52 Uhr
Ihr bestes Album. 9/10 |
Shilzl l obö |
2013-02-13 01:10:04 Uhr
Üble üble üble rezi |
mickrademann |
2011-06-18 20:13:06 Uhr
Natürlich ist das Album nicht so dicht wie DMD KIU LIDT, aber eine Sammlung sehr sehr großartiger Songs (wie die zurecht ausgekoppelten "Alles hin, hin, hin" oder "Pardon" oder auch "Die Luft ist dünn", "Ja, es stimmt").8/10. |
Hinterlasse uns eine Nachricht, warum Du diesen Post melden möchtest.
Referenzen
Blumfeld; Tocotronic; Die Sterne; Kante; Fehlfarben; The Smiths; Petsch Moser; Kreisky; ClickClickDecker; Locas In Love; Jonas Goldbaum; Jens Friebe; Wolke; Tele; 1000 Robota; Die Goldenen Zitronen; Element Of Crime; Die Aeronauten; Hund Am Strand; Die Türen; Maximo Park; Boxhamsters; Klez.E; Madsen; Sport; Arne Zank; Ton Steine Scherben; Kettcar; Tomte; Schrottgrenze; Low; Sonic Youth; Jochen Distelmeyer; Superpunk; Tele; Erdmöbel; Fink; Voltaire; Family 5; Virginia Jetzt!
Bestellen bei Amazon
Weitere Rezensionen im Plattentests.de-Archiv
Threads im Plattentests.de-Forum
- Ja, Panik - Don't play with the rich kids (90 Beiträge / Letzter am 10.03.2024 - 09:45 Uhr)
- Ja, Panik - Libertatia (156 Beiträge / Letzter am 09.02.2024 - 16:33 Uhr)
- Ja, Panik - Die Gruppe (97 Beiträge / Letzter am 03.01.2024 - 13:20 Uhr)
- Ja, Panik - DMD KIU LIDT (423 Beiträge / Letzter am 02.12.2023 - 22:29 Uhr)
- Ja, Panik - The angst and the money (42 Beiträge / Letzter am 23.10.2021 - 13:57 Uhr)
- Ja, Panik - The taste and the money (69 Beiträge / Letzter am 30.12.2019 - 12:26 Uhr)
- Ja, Panik - Ja, Panik (8 Beiträge / Letzter am 19.12.2007 - 09:21 Uhr)