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Magnolia Electric Co. - Josephine

Magnolia Electric Co.- Josephine

Secretly Canadian / Cargo
VÖ: 24.07.2009

Unsere Bewertung: 6/10

Eure Ø-Bewertung: 9/10

Indirekte Trauer

Das Schaffen von Jason Molina drehte sich schon immer um Trauer und Verlust. Für Hoffnung war weder auf den Alben von Songs:Ohia viel Platz noch auf denen von Magnolia Electric Co. Dass auch "Josephine" da keine Ausnahme machen würde, war schon klar, bevor erste Gerüchte über ein neues Album der staubigen Schwermüter die Runde machten. Als dann aber Ende 2007 plötzlich Bassmann Evan Farell durch eine Rauchvergiftung nach einem Wohnungsbrand ums Leben kam, schmerzten die Stiche in Molinas Herz noch mehr. Noch mehr als ohnehin schon. Schnell war der Entschluss gefasst: Obwohl Farell der Band nur kurz angehörte, sollte der bereits skizzierte Abschied von "Josephine" auch ein Lebewohl für den Weggefährten sein.

Immer wieder taucht diese "Josephine" auf - nicht nur im Stück gleichen Namens, sondern auch in den anderen Songs - und lässt den Kummer aufleben. Molina trauert nicht offen um Farrell, sondern verwendet die besungene Frau beinahe allegorisch. Und egal ob er wegen Liebeskummer, Trauer oder ganz allgemeinem Weltschmerz erklingt, geht der karge Folkrock von Magnolia Electric Co. geradewegs unter die Haut. Ein meist angenehmes Kribbeln ist das, wenn sein brüchiger Gesang klagt und die Gitarren dazu jaulen.

Ähnlich wie bei Molinas großem Vorbild Neil Young bricht die Musik einem das Herz und flickt es gleichzeitig wieder zusammen. Schon der Opener "O! Grace" vertraut dafür auf eine höhere Macht und verbreitet trotz des ganzen Molls gesunde Zuversicht. Es sind kleine Details, die Trost spenden: das weiche Summen am Ende von "Whip-poor-Will". Die festlichen Bläser in "Song for Willie". Das aufrechte Klavier im Titelstück. Der wacklige Chor von "Hope dies last". Die beinahe funkige Orgel von "Little sad eyes".

Steve Albini tat sein Möglichstes, damit die den Umständen angemessene Feierlichkeit nicht im Tand erstickt. Die schlichten Harmonien dämpfen dabei die Handvoll zu großer Gesten, wirken dabei manchmal aber etwas beliebig. Molina gelingt es trotz effektiver Lyrik wie "All of you folks in heaven are too busy ringing the bells / Some of us down here ain't doing very well" nicht immer, seine Seele vollends zu entblößen. Das darf man als Selbstschutz werten; es geht auf "Josephine" schließlich um nichts weniger als die eigene Existenz. Trotzdem wuchs aus all dem Trübsal als Gewinn eine für Molina neue Erkenntnis: Ein guter Song kann auch kürzer sein als fünf Minuten. Das Gefühl hält ohnehin viel länger.

(Oliver Ding)

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Highlights

  • O! Grace
  • Whip-poor-Will
  • Hope dies last
  • Little sad eyes

Tracklist

  1. O! Grace
  2. The rock of ages
  3. Josephine
  4. Shenandoah
  5. Whip-poor-Will
  6. Song for Willie
  7. Hope dies last
  8. The handing down
  9. Map of the falling sky
  10. Little sad eyes
  11. Heartbreak at ten paces
  12. Knoxville girl
  13. Shiloh
  14. An arrow in the gale

Gesamtspielzeit: 46:42 min.

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(Neueste fünf Beiträge)
User Beitrag
OlDirtyPaule
2009-09-06 10:24:43 Uhr
7/10 wären ok (zweite Hälfte fällt ab, finde ich), aber mehr ist es nicht, was zwar keine objektive Enttäuschung ist, aber für mich subjektiv zu wenig von jemandem, dem ich eigentlich ne 9/10 zutraue
slow,yeah
2009-09-05 23:37:24 Uhr
Will Oldham hätte seine Seele verkauft, wenn er nur halb so gute Songs in letzter Zeit geschrieben hätte, wie die ersten drei dieses Albums.
&/10 geht gar nicht. Und ich war noch nie großer Fan von Herrn Molina. Und Herrn Oldham liebe ich. Gut, dass andere Gazetten und Webseiten dies anders als Herr Ding sehen.
Oliver Ding
2009-08-23 20:55:57 Uhr
Mir stand Songs:Ohia (auch noch auf dem dann bandnamensgebenden Album) tatsächlich näher, als Molina das mit Magnolia Electric Co. bisher reproduzieren konnte.
Tufkaa
2009-08-23 18:14:43 Uhr
Hatte ganz vergessen, hier nochmal einen Kommentar abzulassen, nachdem ich die Platte letztens auch endlich mal gehört habe:
6/10 ist mir in der Tat zu wenig. Bis auf Track 4 und 7 fand ich eigentlich alles ziemlich gelungen, auch wenn es bessere Molina-Platten gibt. Dass auch andere zu besseren Bewertungen kommen (CD-Starts, Glitterhouse und SpOn) zeigt mal wieder, dass die Wahrneh- mung und damit Bewertung einzelner Platten einfach subjektiv bleibt und es für mich keinen Sinn macht, wenn vereinzelte User darauf beharren, dass eine andere Punktvergabe als die des Rezensenten von plattentest falsch sei.
novemberfliehen
2009-07-27 14:53:40 Uhr
Hab Magnolia Electric Co. letztes Jahr (ich glaube es war zu Anfang?) live gesehen, war alles in allem ganz nett bzw. doch schon recht gut. Aber Molina hätte mit Songs: Ohia weitermachen sollen. Axxes & Aces und vorallem The Lioness waren und sind Meisterwerke. Da sind Lieder für die Ewigkeit drauf (Captain Badass, Lioness, Being in Love, etc.). Mit den neuen Sachen von ihm werd ich irgendwie nicht warm. Da fehlt mir das Herzblut, die Leidenschaft. Leider war das letzte Songs: Ohia Album schon mehr richtung Magnolia Electric Co. (hieß es nicht sogar so? :D). Schade eigentlich.
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