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Rob Thomas - Cradlesong

Rob Thomas- Cradlesong

Atlantic / Warner
VÖ: 26.06.2009

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Im Reich der Mitte

Rob Thomas ist vermutlich einer der harmlosesten Charaktere in der Musikwelt. Er prügelt weder verbal noch sonstwie auf Kollegen oder irgendwas ein und erntet in den Zeitungen weniger abfällige Bemerkungen als Lob für seine Songschreiberkünste oder seine gut zehn Jahre zurückliegende Errungenschaft, Carlos Santana aus der Gruft zu holen. Thomas ist ein unauffälliger, aber nicht unangenehmer Typ, der akzeptiert oder ignoriert wird, nicht aber gehasst oder geliebt. Auf dem Cover seines neuen Soloalbums "Cradlesong" schaut eine Hälfte des Gesichts leuchtend blass aus, die andere verschwindet im Dunkel. Ein Album, welches nur teilweise aus dem Schatten weiterer Veröffentlichungen tritt und dadurch dort landet, wo sich viele Parteien im Wahlkampf sehen: in der Mitte.

Die erste Single "Her diamonds" ist ein feiner Popsong mit zahlreichen afrikanischen und Taiko-Trommeln, der dreieinhalb Minuten lang auch gut mit den Background-Vocals hantiert, diese aber anschließend ungezügelt als Gospelchor in den Vordergrund rückt. Zu viel auf einmal - und es wird dem Thema nicht mehr ganz gerecht. Thomas schreibt über seine kranke Frau: "She tried her best and now she can't win / It's hard to see them on the ground / Her diamonds falling down." "Gasoline" macht das besser, bleibt unaufgeregt, lässt allerdings das Mitreißende aus dem Refrain des Openers vermissen. "Give me the meltdown" legt einen satten wie einfachen Rhythmus vor und fingert im Refrain auch noch unterstützend am Keyboard herum, ehe mit Gitarrensolo ein abgerundeter Radiosong vorliegt. "Someday" folgt in schwächerer "Little wonders"-Manier, und "Mockingbird" erinnert tatsächlich auf die ersten Meter an Münchner Freiheit.

Thomas nimmt im mittleren Teil des Songs und des Albums generell die Freiheit heraus, den soliden Mainstream zu erweitern. "Hard on you" ist Pop, aber mit klebrigsüßen Background-Vocals und dezent angebrachter Hammond-Orgel. Die übernimmt dann auch gleich "Getting late", während Thomas drumherum einen Country-Folkpopsong bastelt. "Natural" jagt eine Gitarre durch das Effektgerät und lässt andere E-Gitarren im Raum verhallen, und "Wonderful" stellt Schüsseln auf, um die ganze Spucke aufzufangen, die ein gut arrangiertes Bläserensemble ins Blech pustet. Die Mundwinkel werden was hergeben, schließlich bleibt einem die Spucke auf "Cradlesong" nie vollends weg.

Der Songschreiber Thomas, der partiell kleine Glanzpunkte setzt, soll nicht verschwiegen werden. "How do you drink when there's blood in the water", singt er im rockigen "Fire on the mountain" (mit vielen Parallelen zu Bryan Adams' "Somebody") und in "Cradlesong", das sich einige Noten aus Coldplays "Life in technicolor" abgeschaut hat, dann dies: "And all our friends they moved to Hollywood / But we ain't that desperate yet." Man ahnt, wo die Zeilen im Song eingearbeitet sind: in der Mitte.

(Stephan Müller)

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Highlights

  • Wonderful
  • Getting late

Tracklist

  1. Her diamonds
  2. Gasoline
  3. Give me the meltdown
  4. Someday
  5. Mockingbird
  6. Real world '09
  7. Fire on the mountain
  8. Hard on you
  9. Still ain't over you
  10. Natural
  11. Snowblind
  12. Wonderful
  13. Cradlesong
  14. Getting late

Gesamtspielzeit: 53:46 min.

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