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VNV Nation - Of faith, power and glory

VNV Nation- Of faith, power and glory

Anachron / Soulfood
VÖ: 19.06.2009

Unsere Bewertung: 5/10

Eure Ø-Bewertung: 6/10

Ein todsicheres Ding

Nach Platten von VNV Nation kann man zumeist die Uhr stellen. Und wird selten überrascht. Außen: Symbolik mit Feuersbrünsten, Monumentalbauten und Wortkonstrukten, die man an schlechten Tagen auch einmal doof martialisch finden darf. Innen: düsterliche Elektronik für gotisch beleumundete Tanzflächen, die die Mitte zwischen Body Music und melancholischer Selbstbeschau trifft. Ihr vorletztes Album "Matter + form" ließ dann erahnen, dass Ronan Harris inzwischen auch ziemlich gerne Interpol hört, und war ein vergleichsweise bunter Lichtblick. Was bei der intendierten Zielgruppe nicht übermäßig ankam, sodass der Nachfolger "Judgement" wieder zu alten Tugenden zurückkehrte. Und "Of faith, power and glory" legt zumindest im Albumtitel noch eine Schippe Pathos obendrauf.

Auch sonst ist der neue Longplayer von Ronan Harris und Mark Jackson ein todsicheres Ding. Beginnt mit dem üblichen Bombast-Intro aus Fanfaren und Trommelfeuer und legt gleich "Sentinel" nach, einen potenziellen Hit zwischen melodiöser EBM und rauem Pessimisten-Pop. Gelingt immer, klebt aber auch nicht lange im Ohr – zu sattsam bekannt sind diese Dancefloor-Wuchtbrummen, als dass durch sie noch Hörgewohnheiten aus den Fugen geraten würden. Und bei Album Nummer sieben noch den Begriff Future Pop zu bemühen, verbietet sich ohnehin von selbst. Auch das Neue wird schließlich irgendwann alt. Wenn auch dadurch nicht automatisch schlechter. "Tomorrow never comes" modernisiert den Sound des Duos mit schmatzenden Sequenzen und einer detailverliebten Klavierlinie sogar so klug, dass auch die üblichen Arpeggios im gewohnt hochfahrenden Refrain diesem großartigen Song nichts anhaben können.

"Ghost" und "From my hands" positionieren sich als zurückgenommene Balladeninseln in ihrer hochtechnisierten Umgebung. "Art of conflict" protzt mit bissig bollerndem Hardtrance und fährt brutzelnde New-Rave-Bässe auf. Und gegen Ende warten mit "Verum aeternus" und "Where there is light" noch zwei weitere Glanzpunkte, die sich sowohl mit Electro-Rock und hymnischem Pop auskennen, aber gleichzeitig das Dilemma des Duos verdeutlichen: Der entscheidende Schritt und die wirklich zukunftsorientierte Wendung bleiben stets aus. Denn wo andere Bands eine Gitarre oder leibhaftige Streicher bemüht hätten, schleichen VNV Nation weiterhin um den nicht mehr ganz heißen Brei. Ahmen diese Instrumente mit ihrem voluminösen Maschinenpark zwar täuschend echt nach, bleiben letztendlich aber doch in ihrem musikalischen Hamsterrädchen stecken. Deswegen ist dieses Album zwar noch lange keine Enttäuschung – aber auch kein Fortschritt. Ronan Harris scheint das zu wissen, wenn er singt: "I want to be where I don't need to hide myself / And remain there till the end of time". Hoffentlich stehen er und Jackson nur nicht irgendwann alleine dort.

(Thomas Pilgrim)

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Highlights

  • Tomorrow never comes
  • Verum aeternus
  • Where there is light

Tracklist

  1. Pro victoria
  2. Sentinel
  3. Tomorrow never comes
  4. The great divide
  5. Ghost
  6. Art of conflict
  7. Defiant
  8. Verum aeternus
  9. From my hands
  10. Where there is light

Gesamtspielzeit: 50:51 min.

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