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Lindstrøm & Prins Thomas - II

Lindstrøm & Prins Thomas- II

Eskimo / Rough Trade
VÖ: 22.05.2009

Unsere Bewertung: 7/10

Eure Ø-Bewertung: 7/10

Kein Weg zu weit

Hier jetzt mal drei Dinge, die man nach seinem letztjährigen Meisterwerk "Where you go I go too" nicht von Cosmic-Disco-DJ Hans-Peter Lindstrøm erwartet hätte: einen Track, der kürzer ist als sieben Minuten, ein Banjo, und die Wiederbelebung seines Gemeinschaftsprojekts mit Cosmic-Disco-DJ Prins Thomas. "II" aber hat und ist all das in der Tat - vier Jahre nach dem selbstbetitelten Debütalbum der Norweger heißt es vielleicht sogar wie eine der berühmtesten Platten der Musikgeschichte von Billy Talent, weil man es durchaus als feindlichen Rock'n'Roll-Übernahmeversuch dieser Laptop- und Synthesizer-Spezialisten missverstehen könnte. Bevor in "Cisco" nämlich die ersten charakteristischen Elektronik-Sounds in die Tiefe des Raumes greifen, hört man hier schon: Hi-Hat-Zischen, Bongotrommeln, Rückkopplung und verbohrte Jam-Gitarre, circa Neu! Also wirklich.

Ob all das nun tatsächlich gespielt oder doch programmiert wurde, spielt natürlich keine Rolle. Lindstrøm und Prins Thomas klingen in "Rothaus" ohnehin schon wieder elastischer und vertrauter: Engelsgeduldige Beatschlaufen verdrehen einem den Kopf, die Bongos aus "Cisco" gehen jetzt wirklich in die Vollen, und das Glockenspiel klemmt sich als umsichtiger Vermittler dazwischen. Kontraste zwischen "Echtem" und "Unechtem" sind spätestens hiernach als Leitmotiv für "II" etabliert - statt sich an den zuletzt immer ermüdenderen Rock-vs.-Elektronik-Grabenkämpfen zu beteiligen, zeigen Lindstrøm und Prins Thomas, wie selbstverständlich und unproblematisch beides zusammengehören kann. So finden auch das spielbestimmende Klavier aus "For ett slikk og ingenting" und die schussgewaltigen Schlagzeugschlachten am Ende des erstaunlich kompakten "Rett pa" ihren Platz auf "II" - und geben ab an eine zweite Albumhälfte, die auch die Astronauten unter den Lindstrøm-&-Prins-Thomas-Fans versöhnen sollte.

Trotz Akustikgitarre in "Gudene vet + snutt" und weiterhin sehr aktivem Liveschlagzeug knüpft "II" mit seinen letzten vier Tracks entschiedener an die Synthie-Sinfonien von "Where you go I go too" an; auch weil "Note I love you + 100" und "Flue paa veggen" wieder in zweistellige Minutendimensionen vorstoßen, die Wiederholung als Stilmittel reanimieren und sich an ihre tanzmusikalischen Ursprünge erinnern. Besonders ersterem reicht da ein einziger Klavierton, um den herum sich eine klug komprimierte Nacherzählung der ganzen Platte entfalten kann. Präzision und Timing des letzten Soloalbums von Lindstrøm bleiben aber auch hier und selbst dann unerreicht, wenn für die zukunftssicheren Soundscapes aus "Flue paa veggen" noch mal die besonders gefährlichen Knöpfe an den Versuchsaufbauten gedrückt werden. So sind die Norweger diesmal zweite Sieger in ihrer ganz persönlichen Randsportart. Obwohl sie die natürlich längst nach Belieben beherrschen.

(Daniel Gerhardt)

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Highlights

  • Cisco
  • Rothaus
  • Flue pa veggen

Tracklist

  1. Cisco
  2. Rothaus
  3. For ett slikk og ingenting
  4. Rett pa
  5. Skal vi prove naa
  6. Gudene vet + snutt
  7. Note I love you + 100
  8. Flue paa veggen

Gesamtspielzeit: 74:24 min.

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